Witten. Was tun gegen den Leerstand in der City? Stadtgalerie und Wirtschaftsförderung versuchen neue, ungewöhnliche Wege. Mit Erfolg?
Die Stadtgalerie macht ihrem Namen bald alle Ehre. Gleich zwei neue Ausstellung werden noch in dieser Woche in dem Wittener Einkaufszentrum eröffnet, eine dritte läuft seit Jahren. Kunst statt Kommerz: Kann dieses Konzept wirklich klappen?
Der Fotoclub Objektivart’96 hat es vorgemacht. Schon seit 2019 zeigt er in seiner Pop-up-Gallery im Erdgeschoss monatlich wechselnde Ausstellungen. Samstags ist geöffnet, an den anderen Tagen sind die Bilder im Schaufenster zu sehen. Nun tut der Künstlerbund es den Fotografen gleich. Er zieht vorübergehend in ein Ladenlokal im Untergeschoss.
Werke der Künstler und Künstlerinnen werden ab Samstag (4.6.) in der kleinen Galerie auf Zeit zu sehen und zu kaufen sein. Auch diese Schau soll immer samstags geöffnet sein. Dritter im Bunde wird schon ab Freitag (3.6.) das Schiller-Gymnasium sein. Es zieht dann mit seiner Ausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ins Obergeschoss und bespielt die Schaufenster des ehemaligen C&A-Ladens.
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Stadtgalerie soll Begegnungsort für Wittener sein
Für Center-Managerin Babett Arnold sind die drei Galerien mehr als nur der buchstäbliche Versuch, Schaulustige heranzulocken. „Ich möchte, dass Menschen, die in Witten aktiv sind, sich mehr mit der Stadtgalerie identifizieren“, erklärt sie. Sie solle nicht nur fürs Shopping stehen, sondern auch ein Begegnungsort für die Menschen in der Stadt sein. „Das möchte ich mehr in den Vordergrund stellen.“
Aber Arnold gibt auch zu, dass die Galerien dem Leerstand geschuldet sind. „Sie sind zwar ganz klar eine Zwischenlösung, aber eine sehr schöne.“ Die Ausstellungen, das habe der Fotoclub bewiesen, würden die Frequenz in der Ladenzeile erhöhen. „Und es sieht natürlich auch besser aus als leere Räume.“
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Das Ziel aber müssten natürlich Neuvermietungen sein. Eine kann die Center-Managerin immerhin jetzt vermelden: In den Räumen neben Nanu Nana, in denen kürzlich noch das Briefwahlbüro untergebracht war, eröffnet der Verein „Meisterwerk Mensch“ bald das inklusive Familien-Café „Krümelreich“. Am Mittwoch (1.6.) sind die Schlüssel übergeben worden.
Drei neue Läden in der unteren Bahnhofstraße in Witten
Kleine Erfolge gegen den Leerstand in der City gibt es auch außerhalb der Stadtgalerie. Zwei Modeläden und ein Supermarkt seien in den letzten Wochen auf der unteren Bahnhofstraße eröffnet worden, teilt die Wirtschaftsförderung mit, bald komme noch der Regionalladen in der ehemaligen Douglas-Filiale hinzu. All diese Vermietungen seien angestoßen von der Wirtschaftsförderung, aber ohne finanzielle Unterstützung durch das „Sofortprogramm Innenstadt“ zustande gekommen.
Sofortprogramm Innenstadt
Das „Sofortprogramm Innenstadt“ des Landes NRW läuft noch. Die Stadt mietet dabei leerstehende Ladenlokale bis maximal 70 Prozent der Altmiete an und vermietet sie für nur 20 Prozent der regulären Miete unter.
Hauseigentümer und Mietinteressenten, die eine Geschäftsidee haben, können sich bei der Stadt melden. Ansprechpartner bei Fragen und Interesse sind Joachim Grüner (02302 581-6261) und Heiko Kubski (02302 581-6260). Per Mail: Bodenwirtschaft@Stadt-Witten.de. Mehr Infos zum Thema gibt’s online auf witten.de
Doch auch bei diesem NRW-Programm tut sich was. Die Idee: Die Stadt mietet leere Ladenlokale an und gibt sie günstig für maximal zwei Jahre an Gewerbetreibende weiter, die auf diese Weise neue und spannende Nutzungen ausprobieren können. Mehr als 15 Geschäftsideen seien inzwischen eingereicht worden, teilt Stadtsprecher Jörg Schäfer mit. Die Wirtschaftsförderung sei „sehr zuversichtlich, dass einige aus dem Bereich Mode und Textil im nächsten Vierteljahr verwirklicht werden“ können. Mehr wird nicht verraten. „Denn noch ist nichts in trockenen Tüchern.“ Und nicht immer würden die Ideen zu den leerstehenden Räumlichkeiten passen.
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Ob das Programm trotzdem ein Erfolgsmodell für Witten werden kann? Die Wirtschaftsförderung ist davon offenbar überzeugt. „Denn durch unser verstärktes Netzwerken mit Immobilienbesitzern und Gewerbetreibenden ist sehr viel angestoßen worden“, erklärt Schäfer. Mancher Ladeninhaber habe anschließend selbst einen Nachmieter gefunden. „Und diese Verträge, die auf dem freien Markt geschlossen werden, sind uns natürlich die liebsten.“