Witten. Es gab nicht nur Klümpchen. Beim „Tag der Trinkhallen“ ging es in Witten durchaus herzhaft zu. Diese Buden machten Samstag in der Ruhrstadt mit.

Am Kiosk auf dem Crengeldanz herrscht Feierlaune. Anwohner, Stammkunden und Ruhrgebietsfans haben sich bei bestem Sommerwetter versammelt, um den „Tag der Trinkhallen“ gebührend zu würdigen.

Das Ensemble „Nagham“ gab dem Trinkhallen-Tag am Crengeldanz in Witten mit orientalischer Musik die nötige Würze.
Das Ensemble „Nagham“ gab dem Trinkhallen-Tag am Crengeldanz in Witten mit orientalischer Musik die nötige Würze. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Angelockt von Bratwurstduft und orientalischer Musik, haben es sich die Besucherinnen und Besucher an diesem frühen Samstagnachmittag auf Bänken und Hockern vor dem Ladenlokal am Crengeldanz gemütlich gemacht. Roland Schmidt (54) steht am Holzkohlegrill und wendet Würstchen und Hackspieße aus Rind- und Lammfleisch. Seit gut 15 Jahren kennt er den Kiosk am Crengeldanz. Den Besitzer Ahmad Zahir nennt er scherzhaft seinen „Onkel“. Über die Jahre ist aus der Kundschaft eine echte Freundschaft geworden

„Regenbogenkuchen“ ist im Wittener Kiosk am Crengeldanz ein besonderer Hingucker

Auf einem Tapeziertisch neben dem Grill bietet Senzel Zahir (16), die Tochter des Budenbesitzers, selbst gebackenen Kuchen an. Es gibt kleine Muffins, Rührkuchen und Bienenstich. Für die Ästheten unter den Kuchenfreunden hat Senzel etwas ganz Besonderes auf Lager. Langsam öffnet sie eine Transportbox und zaubert ein buntes Kuchenstück hervor.

„Das ist Regenbogenkuchen“, verkündet sie stolz. Der Name ist treffend. Denn neben der Verzierung aus bunten Streuseln leuchtet auch der Teig in allen Regenbogenfarben. Wonach der schmeckt? „Der ist hauptsächlich süß mit einem leichten Zitronenaroma.“

Neben dem Kuchenbüfett hat sich das Ensemble Naghar eingerichtet und spielt arabische Musik. Unter der Leitung von Maren Lueg vereinen die Musiker aus Syrien und England Akkordeon, Flöte, Violine und Oud – ein Vorläufer der mittelalterlichen Laute – mit der Darbuka-Trommel und Gesang. Zwischendurch gibt’s deutsche Pop- und Schlagerhits aus der Konserve ab- gelebtes Multikulti. Der musikalische Höhepunkt ist erreicht, als der aufgezeichnete Herbert Grönemeyer seine Ruhrgebietshymne „Bochum“ zum Besten gibt: Die Besucher stimmen begeistert mit ein.

Seit 22 Jahren betreiben Ahmad Zahir und seine Frau Floran schon den Kiosk am Crengeldanz.
Seit 22 Jahren betreiben Ahmad Zahir und seine Frau Floran schon den Kiosk am Crengeldanz. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Seit 22 Jahren betreibt Ahmad Zahir (62) mit seiner Frau Floran (49) den Kiosk-Crengeldanz. Dass ihm seine Arbeit Freude bereitet, sieht man ihm an. Er strahlt über beide Backen, eilt emsig von Tisch zu Tisch und kümmert sich herzlich um seine Gäste. „Auf dem Grill ist alles halal“, ruft er in Richtung Band, die gerade eine Spielpause einlegt. „Wenn ihr mir nicht glaubt, kann ich zum Beweis einmal abbeißen und ihr esst dann den Rest“, scherzt der gebürtige Afghane.

Zahir freut sich, am „Tag der Trinkhallen“ teilzunehmen. Immerhin kommen unter hunderten Bewerbern nur 50 im ganzen Revier zum Zuge. „Es ist wichtig, diese Ruhrgebietskultur zu feiern. Ich bin quasi auch ein Ruhrkind. Ich bin jetzt seit 26 Jahren in Witten. Das ist eine besondere Kultur, die erhalten werden muss“, sagt der Budenbetreiber.

Gute Stimmung herrschte auch am Kiosk auf dem Wannen, der als zweites Büdchen in Witten am „Tag der Trinkhallen“ teilnahm. Hier unterhält sich Betreiber Thayakaran Makesapillai (li.) mit Kunde Peter Schirmer.
Gute Stimmung herrschte auch am Kiosk auf dem Wannen, der als zweites Büdchen in Witten am „Tag der Trinkhallen“ teilnahm. Hier unterhält sich Betreiber Thayakaran Makesapillai (li.) mit Kunde Peter Schirmer. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Etwas ruhiger geht es am „Hevener Kiosk“ am Wannen zu, der ebenfalls dabei ist. Statt Livemusik und Straßenfest erwarten indische Köstlichkeiten die Kunden. „Es gibt Laddu. Das sind kleine Teigbällchen aus Kichererbsenmehl, Zucker und Gewürzen“, erklärt Mitarbeiter Tines Navarajah (25), dessen Mutter die Spezialitäten in mühsamer Handarbeit zubereitet hat. „Wir haben auch noch etwas Scharfes da“, versichert Navarajah und zeigt auf einen Behälter voller „Rolls“.

Dabei handelt es sich um Teigrollen, die mit Hähnchenfleisch, Kartoffeln und allerlei Gewürzen gefüllt sind. Zum Bedauern von Navarajah hält sich die Nachfrage am Samstagnachmittag noch in Grenzen. Er hofft auf das Abendgeschäft. Typisch Bude halt.