Witten. . Am 20. August wird im Revier der „1. Tag der Trinkhallen“ gefeiert. Drei Buden aus Witten machen mit, zum Beispiel die Zahirs an der Crengeldanzstraße.
„Kumpels, Klümpchen und Kultur“ – unter diesem Motto findet in einem Monat, also am 20. August, im Ruhrgebiet der 1. Tag der Trinkhallen statt. Und drei Wittener Buden machen mit: der Kiosk Café an der Crengeldanzstraße, der Kiosk am Ossietzkyplatz und die Trinkhalle Can am Schwanenmarkt.
„Die Sonne habe ich schon bestellt“, freut sich Ahmad Zahir (56) auf diesen Tag, an dem es natürlich die bewährte gemischte Tüte geben wird, aber eben auch nicht Alltägliches. Zahir betreibt mit seiner Frau Floran (42) seit 14 Jahren den Kiosk an der Crengeldanzstraße. Er habe von der Aktion gelesen, ein paar Fotos zum Unternehmen Ruhrtourismus geschickt, das das Projekt organisiert. Tja, und nun sei seine Bude dabei. Ein Überraschungsprogramm wird es geben – „mit Live-Musik und einem DJ“, verrät Ahmad Zahir. Vielleicht wird er noch ein bisschen grillen. Mal sehen.
Wassereis ist in diesen Tagen der Hit
Auf jeden Fall hätten die Besucher viel Platz bei ihm. Denn Kiosk – die Bezeichnung trifft es nicht so ganz. An der Crengeldanzstraße 58 kann man auf Korbstühlen sitzen, drinnen oder sogar auf der Terrasse. Fast 200 Stammkunden kommen täglich vorbei. Na ja, jetzt in der Ferienzeit ist es etwas ruhiger. Gerade stürmen drei kleine Kinder herein, verlangen nach Wassereis – der Hit in diesen Tagen. Belegte Brötchen, Kaffee, Zigaretten – alles da. Am günstigsten: zwei Colakracher für fünf Cent, sowas gibt’s wohl nur noch an der Bude.
50 Buden im Revier bieten ein Kulturprogramm
Am Samstag, 20. August, werden Kioske im ganzen Revier als Begegnungsort der Kultur(en) gefeiert. Die Ruhr Tourismus GmbH lädt alle Budenbesitzer ein, ihre Pforten zu öffnen und kreativ mitzuwirken. Wer mag, trägt hinter dem Verkaufstresen eine Nikolausmütze oder spricht ausnahmsweise Französisch. Hauptsache, es wird kein Tag wie jeder andere.
An 50 ausgewählten Buden von Bergkamen bis Xanten gibt es zusätzlich zwischen 16 und 22 Uhr ein Kulturprogramm. Weitere Info: tagdertrinkhallen.ruhr
Zahirs verkaufen aber auch afghanische Lebensmittel: Zehn-Kilo-Säcke mit Basmati-Reis etwa, aber auch Datteln, Pistazien, Linsen. Die Familie, zu der noch fünf Mädchen zwischen sieben und 24 gehören, stammt selbst aus diesem Land. Und hilft nun jenen ein bisschen, die von dort geflüchtet sind. „Wir dolmetschen bei Bedarf für die Stadt“, sagt Ahmad Zahir. Oder er füllt mit Eltern Anträge für den Kindergarten aus. Zahir erinnert sich an einen Mann, der mit seinem Neffen vor ihm stand. Es war Februar. Der Kleine zitterte. „Da habe ich einen Freund angerufen, der einen Sohn im gleichen Alter hat. Der hat erst mal eine Tasche mit Kleidung vorbeigebracht.“ Wenn einer Hilfe braucht, da könne man doch nicht Nein sagen.
Er selbst hätte sich vor 22 Jahren mehr Unterstützung gewünscht. Um dem Staat nicht auf der Tasche zu liegen, wagte das Paar den Schritt in die Selbstständigkeit. „Es war eine schwere Zeit, als die Kinder klein waren.“ Zeitweise stand das Kinderbettchen im Kiosk hinter dem Verkaufstresen. Doch heute sind Ahmad und Floran Zahir stolz auf ihre Töchter. Die Älteste studiert, die Zweitälteste hat gerade ihr Abi mit Einser-Schnitt gemacht. Inzwischen „ist der Kiosk unser Zuhause und Deutschland ist unsere Heimat“. Und Zahir ist Bayern-Fan.
Auf der anderen Seite der Innenstadt, am Schwanenmarkt, brummen die Kühlschränke, surrt der Deckenventilator. Der Chef der Trinkhalle Can ist gerade im Urlaub, dafür schmeißen Angela Fontebasso (47) und Thomas Reckenfelderbäumer (48) ab fünf in der Früh den Laden. Zwei Müllmänner kaufen gerade Eis und Limo. Sie könnten hier auch Zahnpasta, Milch und Waschpulver kriegen, „all das, was am Wochenende fehlt“, sagt Norditalienerin Fontebasso. Am 20. August gibt’s dann noch mehr – „vielleicht Kinderschminken oder Basteln“. Überraschung!