Essen. Am 6.8. feiert der „Tag der Trinkhallen“ wieder die Bude „umme Ecke“. Zu Bierchen und Bömskes gibt’s dann Musik, Kleinkunst und mehr.
Als die Geschäfte noch um halb sieben zumachen mussten, war sie konkurrenzlos. Doch auch heute hat sie noch Kundschaft – und Liebhaber: die Trinkhalle. Oder treffender: die Bude, wie man (nicht nur) im Ruhrgebiet sagt. Seit 2021 zählt sie offiziell zum immateriellen kulturellen Erbe des Landes NRW, schon 2016 spendierte das Revier ihr einen „Feiertag“. In einer Woche findet der „Tag der Trinkhallen“ zum dritte Mal statt, dann gibt’s an zahlreichen Buden von Alpen im Westen bis Bergkamen im Osten wieder reichlich Remmidemmi vor den Bömskengläsern.
Tag der Trinkhallen: Ohne Bude geht es nicht
Anfang der Woche stellten die Veranstalter der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) das Programm in Herne vor, am teilnehmenden Yilmaz Kiosk. Der ist selbst das beste Beispiel für die unverminderte Relevanz der klassischen Bude in der Nachbarschaft, wie Mustafa Akbulut (im Foto ganz rechts) erklärte: „Das war hier die Bude, an der wir als Kinder unsere ersten Bravos gekauft haben. Integration hat hier sehr große Bedeutung.“
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Der Schwager der Betreiberin Ceylan Yilmaz (verhindert wegen Covid) musste mit ansehen, wie seine einstige Stammbude mehrere Jahre leer stand, nachdem die Vorbesitzerin aus gesundheitlichen Gründen aufgehört hatte. „Wir wollten aber nicht, dass die Bude verloren geht. Da hat meine Schwägerin sie übernommen – natürlich mit Unterstützung der ganzen Familie.“
Weltmusik am Yilmaz Kiosk
Am Tag der Wiedereröffnung sei der Andrang riesig gewesen – und die Nachbarschaft happy, ihren Treffpunkt für Quätschchen, Käffchen & Co. wiederzuhaben.Am nächsten Samstag dürfte es nun wieder voll werden, denn dann startet das Diyar’s Orient Ensemble vor dem Yilmaz-Kiosk zu einer multikulturelle Musikreise, bevor Jo Cocar und seine Band Sounds aus Senegal und Ghana präsentieren.
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120 Buden machen mit beim „Tag der Trinkhallen“, 50 davon sind offizielle „Programmbuden“, denen die RTG (mit Unterstützung von RVR, NRW-Kulturministerium und der Brost-Stiftung) Auftritte von Musikern & Co. stiftet. Die anderen Trinkhallen beteiligen sich mit eigenen Aktionen am Buden-Feiertag – mal wird Grill oder Waffeleisen angeworfen, woanders gibt’s Kinderschminken oder auch Live-Musik.
50 Programmbuden unterhalten die Kundschaft in fünf Rubriken
Die 50 Programmbuden wiederum unterhalten die Kundschaft in fünf Rubriken: Musik, Kleinkunst, Film, Fußball und Sonstiges, auf der Event-Homepage und Programmflyern übersetzt als „Machma lauter“, „Bühne frei“ oder „Und Anstoß“. Elf Kuratorinnen und Kuratoren haben das Programm gebucht, darunter Hajo Sommers, ehemaliger Chef vom Oberhausener Ebertbad (Kleinkunst), Kazim Calisgan für die Sparte Weltmusik und Dr. Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum für die schönste Nebensache der Welt.
Stadionhymnen und Fußballlieder an Susis Büdchen
Pünktlich zum Saisonstart stehen sechs Programmbuden im Zeichen des runden Leders. An Susis Büdchen auf der Hospitalstraße in Essen schmettert die Gruppe ID55-Singalongs etwa beliebte Kurvensongs und Vereinshymnen aus dem Revier – von „Tief im Westen“ bis zum „Zebra-Twist“. In Oberhausen (Trinkhalle Peters) kickt Ball-Freestyler Mo Jamal die Pille virtuoser als Messi. Und in Dortmund, Gelsenkirchen, Duisburg und Bochum steht jeweils der Fankult um BVB, S04, VfL und MSV im Fokus.
Gemischte Tüte mit Clowns in Castrop-Rauxel
An den Trinkhallen der Sonstiges-Sparte „Gemischte Tüte“ gibt’s nicht zuletzt für Kinder was zu erleben: Am Kiosk Zwischenstopp in Dortmund basteln die Künstlerinnen Pia Bohr und Julia Figgen mit jungen Besuchern, aber auch experimentierfreudigen Erwachsenen. Die Clowns August und Pippi treiben am Markt Kiosk in Castrop-Rauxel ihre Späße.
In der Rubrik „Bühne frei“ servieren u.a. Kabarettisten und Comedians Lacher zur gemischten Bonbontüte – etwa Kai Magnus Sting in Dinslaken (Kiosk & Bistro Temel). Johannes Flöck macht Budenhopping und tritt in Wesel (WE Kiosk), Duisburg (Das grüne Büdchen) und Bottrop (Kiosk ist Kult) auf.
Mit dem Fahrrad von Bude zu Bude
Apropos: Auch die meisten Budenfans werden sich kommenden Samstag nicht mit dem Besuch von nur einer Trinkhalle zufrieden geben. Die RTG empfiehlt, sich aufs Fahrrad zu schwingen, um an mehreren Stationen das Programm erleben zu können. Spezielle Routen sind auf der Veranstaltungshomepage zum Download verfügbar.
Damit möchte Axel Biermann, Chef der Ruhr Tourismus GmbH, ausdrücklich nicht nur Ruhries aufs Rad locken, wie er beim Ortstermin am Yilmaz Kiosk bekundete: „Wir wollen, dass auch viele Gäste von auswärts kommen und am Tag der Trinkhallen die besondere Budenkultur des Ruhrgebiets kennenlernen.“ Bömsken und Bierchen mit Musik – das gibt’s so schließlich weder in Paris noch in London ...
Tag der Trinkhallen, am 6.8. in 22 Städten des Ruhrgebiets, Kulturprogramm an den Programmbuden von 15 bis 22 Uhr. Alle Infos auf tagdertrinkhallen.ruhr.