Witten. Gestiegene Kosten für Rohstoffe und Energie treffen Wittens Eisdielen mit voller Wucht. So viel muss jetzt der Kunde für die Kugel Eis bezahlen.

Die Eisdielen haben die Preise angezogen. Es sind vor allem die heftig gestiegenen Kosten für Rohstoffe, die den Cafés zu schaffen machen. Möglicherweise werden die Kugeln schon bald noch teurer.

Einen solchen Preissprung hat Betreiber in Witten noch nie erlebt

Lange hat Ettore Bortoluzzi mit sich gerungen. Er wollte seinen Kunden eigentlich keinen Preisaufschlag zumuten. Doch vor zwei Monaten ging es nicht mehr anders, sagt der Chef von „Dolce Vita“ an der Bahnhofstraße. Seither zahlt der Gast pro Kugel 1,30 und damit zehn Cent mehr als vorher. Auch bei den Getränken sei ein Aufschlag von rund zehn Prozent notwendig gewesen.

Einen solchen Preissprung wie seit dem Frühjahr habe er bisher noch nicht erlebt. Das Café betreibt Bortoluzzi seit über 16 Jahren. Produkte wie Milch und Sahne, die man nun mal für Eis brauche, seien im Preis um fast 30 Prozent gestiegen. Zudem blickt er auf die steigenden Energiekosten und hofft, dass er eine weitere Preisrunde vermeiden kann. „Denn die Kunden halten mir bislang die Treue“.

Zu ihnen gehört Michael Reinhardt. „Preissteigerungen haben wir doch allenthalben. Da verwundert es mich nicht, wenn da auch die Eisdielen mitziehen“, sagt der 62-Jährige. Am Tisch nebenan sitzt eine Dame mittleren Alters, die ihren Namen nicht so gerne nennen möchte: „Ich möchte mir auch künftig ab und an ein Eis gönnen und hoffe, dass es dabei bleiben kann“.

Die aktuellen Preise stehen an der Theke von Dolce Vita.
Die aktuellen Preise stehen an der Theke von Dolce Vita. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mancher Kunde nimmt jetzt eine Kugel weniger

Die Kunden der Kuhbar an der Ruhrstraße zahlen jetzt 1,40 Euro für die Kugel. Betreiberin Dana Arndt rechnet vor, dass doch schon allein die Milch im Preis um 50 Prozent gestiegen sei. Da bleibe ihr leider keine andere Wahl, als für die Kugel zehn Cent mehr zu nehmen. Die Kunden reagieren, wie sie sagt, recht unterschiedlich. Aber die meisten hätten durchaus Verständnis, Preise schnellen nun mal auf breiter Front in die Höhe. Besonders beliebt unter den Gästen sei vor allem das vegane Eis, so Arndt: Mango, Zitrone, Himbeere oder auch andere Fruchtarten erfreuen sich starker Nachfrage. Dass im Übrigen weniger Gäste kommen würden, das könne sie nicht feststellen. „Vielleicht nimmt der eine oder andere mal zwei statt drei Kugeln“.

Eigene Kreationen und Klassiker stark gefragt

Nusseis mit Nougat ist eine Kreation, die Ettore Bortoluzzi von Dolce Vita seit acht Jahren zubereitet. Die Spezialität stehe bei den Gästen hoch im Kurs.

Die eigene Eissorte sei aber ebenso gefragt wie die Klassiker, zu denen er vor allem auch Stracciatella zählt.

Wie die Teuerungsrate für Eisdielen konkret aussieht, verdeutlicht Umi Kösker vom Eiscafé Simonetto am Beispiel der Sahne. Der Liter habe früher 1,99 Euro gekostet, heute 5,40 Euro. Täglich gehen in dem Betrieb 50 Liter drauf.

Pistazieneis gehört im Eiscafé Simonetti an der Ruhrstraße zu den Rennern der Saison. Nutella-Geschmack, Salzkaramell, Joghurt und Waldfrucht zählen ebenso zu den Top fünf. „Mit diesen Sorten treffen wir ganz besonders den Geschmack unserer Gäste“, sagt Ümit Kösker, der vor vier Jahren das Traditionscafé übernommen hat. Aber auch er gehört zu den Eisdielenbetreibern, die an der Preisschraube gedreht haben. Nachdem er bereits im vergangenen Jahr von 1,20 auf 1,30 Euro erhöht hat, „sind es jetzt noch einmal zehn Cent mehr“. Bedauerlicherweise müsse er beim Pistazieneis sogar 1,60 Euro nehmen, weil eben auch die Nussfrucht so teuer geworden sei. Kösker hat Sorge, dass sich die Preisspirale in seiner Branche noch weiter nach oben dreht.

Traditions-Eisdiele in Annen bleibt noch unter einem Euro

Eher traditionelle Sorten sind im Eiscafe Dolomiti in Witten-Annen sehr gefragt.
Eher traditionelle Sorten sind im Eiscafe Dolomiti in Witten-Annen sehr gefragt. © dpa | Jens Kalaene

Mit 95 Cent pro Kugel bleibt Eva David im Eiscafé Dolomiti in Annen noch unter der Ein-Euro-Grenze. Anheben musste sie den Preis vor kurzem um fünf Cent. „Im Jahr davor auch schon“, sagt die 64-Jährige. „Es sind ja nicht nur Milch und Sahne, auch für Verpackung, Löffel und Servietten zahlt man mehr“. Bei ihren vier Aushilfen habe sie zudem den Lohn erhöht.

Gleichwohl bekomme sie von ihren Kunden häufig Lob, dass das Eis bei ihr doch deutlich preiswerter sei als anderswo. Seit vierzig Jahren betreibt sie die Eisdiele an der Holzkampstraße und setzt bis heute auf traditionelle Sorten wie Vanille, Schokolade oder Erdbeere. „Das kommt noch immer gut an.“