Witten. Hinter dem Wittener Eiscafé Simonetti wachsen seit 30 Jahren Weinreben. In diesem Jahr beginnt die Lese früh – und ist erstaunlich ergiebig.
Alle zwei Wochen ist Wolfgang Staak zu Gast im Eiscafé Simonetti an der Ruhrstraße. Doch der 73-Jährige kommt nicht wegen der cremigen Eissorten, sondern wegen des Weins. Wein, der hinter der Eisdiele in der Nähe des Sackträgerbrunnens wächst und gedeiht. Denn die Reben wollen regelmäßig gestutzt, zurecht geschnitten oder wie am Montag einmal im Jahr abgeerntet werden.
Rund 30 Kilo Weintrauben werde die Ernte in diesem Jahr bringen, schätzt Staak. „Das ist eine etwas magere Ausbeute. Dabei hatten wir eigentlich ein gutes Jahr.“ Doch im regenarmen Sommer seien viele Trauben vertrocknet. Deshalb beginnt die Weinlese in diesem Jahr auch früher als sonst. „Traditionell lesen Winzer die Trauben hauptsächlich im Oktober“, sagt Schlaak. Doch nach einer Kostprobe der Früchte war für den ehemaligen Brandschutzinspektor klar: Auch in Witten kann es schon losgehen, die Trauben sind süß genug.
Drei verschiedene Rebsorten wachsen hinterm Simonetti
Drei verschiedene Weinsorten ranken sich hinterm Simonetti an einem Laubengang empor. Sie bilden ein Blätterdach, das den Gästen des Cafés im Sommer einen natürlichen Sonnenschutz bietet. Und genau dafür – nämlich um Schatten zu spenden – wurde der Wein vor rund 30 Jahren von Riccardo Simonetti gepflanzt, erzählt dessen Freund Wolfgang Staak, der sich seitdem ehrenamtlich um die Pflanzen kümmert.
Es gibt zwei grüne und eine rote Sorte, sagt der Hobbywinzer
Für ihn ist es ein Hobby. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt der 73-jährige. Doch welche Rebsorten hier genau gedeihen, kann selbst er nicht mehr sagen. Nur so viel: Es gibt zwei grüne Sorten und ein rote. Allesamt seien sie in diesem Jahr aber von guter Qualität. „Sie sind klein, aber sehr fleischig, süß und haben sehr wenige Kerne“, sagt der Freizeitwinzer.
Im Februar hatte Staak die Weinreben bis auf wenige Hauptstreben komplett zurück geschnitten. „Dann verlieren die Äste nicht so viel Saft. Und der Wein treibt besser aus“, sagt der Experte. Ein warmer, feuchter Frühling habe dann das Wachstum begünstigt, ebenso die Hitze des Sommers. Wäre nur die Dürre nicht gewesen. „Ein paar Niederschläge sind für die Entwicklung ideal“, so Staak. Zum Vergleich: 2010 holten er und das Simonetti-Team noch rund 80 Kilo von den Reben.
Simonetti-Chef: Mit 30 Kilo ließe sich auch Weintrauben-Eis machen
Was mit den jetzt geernteten Simonetti-Trauben passieren soll, ist noch ungewiss. Im letzten Jahr hatte Eisdielen-Inhaber Ümit Kösker eigentlich geplant, die Beeren zu verkaufen und den Erlös an den Kinderhospizdienst zu spenden. Doch wegen der Hitze fiel die Ernte damals vollständig aus.
Jetzt ist Kösker doch etwas überrascht von der unerwartet großen Menge. Vielleicht wird er die Früchte an Freunde, Bekannte und Passanten verschenken. Oder Wein daraus machen? „Nein, das nicht. Aber mit 30 Kilo könnte ich auch Weintrauben-Eis machen“, stellt er in Aussicht.