Witten. Bei der „Runde um den Block“ in Witten-Annen müssen sich Gäste auf einiges gefasst machen. Die Veranstalter versprechen: Fast alles ist möglich.

Es kann sein, dass jemand an einem Kran durch die Luft fliegt oder Musiker ihre Instrumente zerschmettern. Es kann sein, dass Törtchen auf einer Spielzeugeisenbahn serviert werden oder ein Engel über die Dächer des Kreativquartiers an der Bebelstraße spaziert. Doch was wirklich bei der „Runde um den Block“ in Witten-Annen passiert, erfahren die Besucherinnen und Besucher erst vor Ort. „Fast alles ist möglich“, sagt Mitveranstalter Jörg Rost über das „einzigartige Format“.

Auf jeden Fall verwandelt sich das ganze Viertel vom 12. bis zum 14. August in eine Bühne mit außergewöhnlichen Darbietungen in Form von Musik, Schauspiel, Performance, Installation, Walk Act oder Tanz. Lichtkünstler Rost aus Schwerte, der auch schon beim Kirschblütenfest die Straßen ausleuchtete, hatte die Idee zur Runde. Mit dem Kreativquartier stellt er sie nun zum vierten Mal in einem Stadtviertel auf die Beine.

Wittener Rundgang endet am Steinbruch Imberg

Corona hatte uns gerade drei Monate in Schockstarre versetzt, da war Jörg Rost klar: „Wir müssen was schaffen jenseits von Online-Formaten.“ Raus auf die Straße wollte der Künstler, möglichst gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen. So entstand die „Runde um den Block“. Der Titel ist angelehnt an das Einzige, was im Lockdown noch möglich war.

Die Wittener Tour führt vom Penny-Parkplatz an der Annenstraße über den Rheinischen Esel Richtung Bebelstraße und endet am Steinbruch Imberg. 90 Minuten dauert das Ganze. Alle zwölf Minuten startet ein Rundgang mit 15 Stationen, von denen nur eine nicht barrierefrei ist. Sogenannte „Reiseleiter“ begleiten die Gruppen mit 35 bis 40 Teilnehmenden.

Wittener Kinder spielen selbst Theater

Wer mitläuft, wird Teil des Geschehens und sollte Überraschungen mögen. Professionelle Techniker kümmern sich um spezielle Effekte. Doch kein Besucher wird gezwungen mitzumachen. Auch nur Zugucken ist erlaubt. „Die Menschen sind ganz nah dran. Sie können sich von der Kunst berauschen lassen“, sagt Jörg Rost. „Es geht darum, dass ihnen die Kinnlade runterfällt.“ Er präsentiert keine vorgefertigte Show, sondern inszeniert den Stadtteil mit allem, was dieser zu bieten hat: Hinterhöfe, Mauern, Garagen, Zufahrten und noch viel mehr.

Zwölf Runden pro Tag

Die „Runde um den Block“ beginnt am Freitag und Samstag (12./13. August) um 17.50 Uhr und am Sonntag (14. August) um 16.30 Uhr. Alle zwölf Minuten startet eine neue Runde, insgesamt soll es zwölf pro Tag geben. Start: Annenstraße 170 (neben Penny-Parkplatz). Die Runde kostet pro Person 20 Euro. Kinder bis 14 Jahren zahlen nichts. Karten gibt es unter runde-um-den-block.de oder im Atelier Eigenartich (Bebelstraße 12, Montag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr) sowie ab 17 Uhr an der Abendkasse. Die Veranstalter suchen noch ehrenamtliche „Reisebegleiter“, die die Gruppen führen. Wer Interesse hat, meldet sich bei Vivien Knoth, 0151 72873872.

Die „Runde“, die mit bis zu 120.000 Euro zu Buche schlägt, finanziert sich teils über Fördergelder und Sponsoren.

Deshalb sind unter den insgesamt 80 Mitgliedern des aktuellen Ensembles auch zehn Kunstschaffende aus Annen. Und weil Rost von Vivien Knoth vom Kreativquartier erfahren hat, dass es viele aktive Kinder im Viertel gibt, die gern auf der Straße spielen, dürfen sie an einer Station auf der Runde selbst Theater machen. Es geht um „Die kleinen Strolche“ – so viel sei verraten. Die hölzerne Kulisse steht schon im Durchgang von der Bebelstraße zur Sparkasse.

Sängerinnen und Sänger gesucht

Zum Finale einer jeden Runde wird die Gruppe am Imberg mit einem Lied begrüßt. Dafür suchen die Veranstalter noch Sängerinnen und Sänger. Wer Lust hat mitzumachen, kann am Dienstag, 9. August, einfach um 18 Uhr zur Probe in die Erlöserkirche an der Westfeldstraße 81 kommen. Vom Steigerlied bis zur „Ode an die Freude“ sei alles dabei, so der musikalische Leiter Guntmar Feuerstein.

Natürlich kann auch sonst jeder am Imberg mitsingen. Zum Non-Stop-Programm gehören außerdem Bands und eine Trommelgruppe. Ein Bierchen kann man dort ebenfalls zischen. Mit anderen Worten: Es soll gefeiert werden.

„Die Runde um den Block passt perfekt in unser Konzept“, erklärt Vivien Knoth vom Kreativ-Verein. Der bemühe sich um die künstlerische Belebung des öffentlichen Raums, am besten mit der gesamten Nachbarschaft. Doch nicht nur die Bewohner können ihr Viertel dabei neu entdecken. Alle sind eingeladen, eine Runde zu drehen. Jörg Rost garantiert ihnen in der ihm eigenen Art: „Quatsch auf hohem Niveau“.