Witten. Bald beginnt das neue Kita-Jahr. Doch längst nicht alle Kinder sind versorgt. Die Stadt Witten sucht dringend Plätze. Damit ist es nicht getan.
In einer Woche beginnt das neue Kindergartenjahr. Doch noch haben etwa 700 bis 750 Kinder in Witten am 1. August keinen Platz, so die Stadt. Bei mindestens 41 dieser Kinder sei ein dringlicher Bedarf nachgewiesen. Auch die Personalsituation entspannt sich nur wenig. Doch es gibt auch ein paar gute Neuigkeiten.
Die Ruhrstadt verfügt aktuell über insgesamt 3.171 Kita-Plätze. 776 davon werden von Neulingen belegt, weiß Heiko Müller vom Jugendamt. Die Zahl der tatsächlich unversorgten Kinder könne man wie stets nicht mit absoluter Sicherheit angeben, auch wegen technischer Probleme – immer noch eine Nachwirkung des Hacker-Angriffs vor rund acht Monaten.
Die Lage ändere sich täglich. Unter den über 700 seien aber wie immer auch Kinder, die von ihren Eltern in mehreren Einrichtungen angemeldet wurden. Oder die erst im kommenden Jahr einen Anspruch auf einen Platz haben. Müller: „Da wollten die Eltern sich nur schon mal ins Gespräch bringen.“
Wittener Jugendamt zieht alle Register bei der Platzsuche
Das Jugendamt versuche unter Hochdruck, Kinder unterzubringen – obwohl kein Platz mehr frei ist. „Wir fragen in diversen Kitas nach, ob eine Überbelegung möglich ist.“ Für kleinere Kinder komme auch die Tagespflege in Betracht. „Da haben wir 320 Plätze, die noch nicht alle belegt sind“, sagt Heiko Müller. Ab August werden dort 95 Kinder neu betreut. Am drängendsten sei die Not in Annen, Heven und vor allem in der Wittener Innenstadt. Die Fertigstellung der Kita Breite Straße werde deshalb dringend erwartet. Doch diese soll eigentlich erst 2023 starten.
Mit 15 Bewerberinnen und Bewerbern auf Kita-Stellen hat die Stadt zuletzt Vorstellungsgespräche geführt. „Wir hätten alle genommen, aber zwei sind abgesprungen.“ Macht 13 Neueinstellungen, von denen vier die personell arg gebeutelte Kita Vormholz bekommt. Trotzdem blieben sechs Vollzeit- und sechs Teilzeitfachstellen sowie vier Stellen für Ergänzungskräfte, die in der Pflege oder in der Küche tätig sind, unbesetzt.
Stadt Witten schaltet Dauerausschreibungen
„Wir schalten weiter Dauerausschreibungen und machen deutlicher, dass mit einer schnelleren Entfristung zu rechnen ist“, beschreibt Müller die Bemühungen. Auch arbeite man daran, das Auswahlverfahren zu beschleunigen. Bislang sei der Zeitraum zwischen Auswahl und Einstellung zu lang. Geprüft werde derzeit noch, ob auch studentische Hilfskräfte oder Bundesfreiwilligendienstler zur Lösung beitragen könnten. „Aber das ist alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
Noch etwas anderes verschärfe die Personallage: „Die Anzahl der integrativen Kinder ist zum neuen Kindergartenjahr deutlich gestiegen.“ Von insgesamt 266 Kindern mit erhöhtem Förderbedarf steigen allein 98 am 1. August ein. Weil für sie ein anderer Stellenschlüssel gilt, fallen noch einmal 190 Fachkraftstunden zusätzlich an. Händeringend suche man deshalb Heilpädagoginnen und -pädagogen, die fest in einer Kita arbeiten wollen.
Entgelte fürs Mittagessen steigen in einigen Wittener Kitas
Damit nicht genug, macht auch die Inflation nicht vor den Kitas halt. In Bochum und Herne hat die Awo Ruhr Mitte bereits die Entgelte von 55 auf 62 Euro erhöht, die Eltern für die Verpflegung ihrer Kinder zahlen müssen – weil die Preise der Zulieferer gestiegen sind. Noch kein Thema für die Awo EN. Allerdings sind in deren zehn Wittener Kitas die Beträge schon Anfang des Jahres gestiegen. „Weil wir viele Jahre nicht erhöht haben“, erklärt Bereichsleiterin Heike Wallis-van der Heide. 50 Euro zahlen Eltern nun pauschal pro Monat oder 2,90 pro Mittagessen. Nicht ausschließen könne sie angesichts der Entwicklung weitere Erhöhungen.
In den zwölf evangelischen Kitas in Witten sind die Mahlzeiten ebenfalls teurer geworden. Einige Lieferanten hätten ihre Preise erhöht. „Das haben wir weitergegeben“, heißt es vom Ev. Kindergartenverbund Hattingen-Witten.
Nicht betroffen sind zunächst die acht städtischen Kitas. „Wir erheben aktuell ein Entgelt von 35 Euro und werden diesen Betrag auch bis zum Ende des Jahres 2023 halten können“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Bleibe es jedoch bei den allgemeinen Preissteigerungen im Lebensmittel- und Energiebereich, dann müsse man wohl neu kalkulieren und das Entgelt ebenfalls erhöhen.