Witten. Das kommt auch nicht alle Tage vor: Drei Ponys haben die Besucher des Seniorenheims Feierabendhäuser in Witten besucht – und zwar auf dem Zimmer.
Es ist ein ungewöhnlicher Nachmittag im Altenzentrum am Schwesternpark Feierabendhäuser, denn so etwas gab es noch nie. Drei kleine Ponys haben eine Tour durch das Haus gemacht und die Bewohnerinnen und Bewohner besucht. Die konnten ihr Glück kaum fassen.
Ein Strahlen macht sich in Margarete Müthers Gesicht breit, als Pumuckel, Goldi und Lion um die Ecke kommen. Die 99-Jährige sitzt auf einem Stuhl im Gang und begrüßt die drei sofort mit Streicheleinheiten. Besonders entzückt ist sie von der cremefarbenen Stute Goldi, die gerade ein Jahr alt ist. Die Ponys rufen Erinnerungen in der Seniorin wach, die sie lange vergessen hatte. Als Margarete Müther jung war, hat sie sich oft um die Pferde eines Bekannten gekümmert. „Das ist ein wunderschönes Geschenk“, sagt die Bewohnerin, die am Mittwoch (29.6.) ihren hundertsten Geburtstag feiert.
Ponys machen Wittener Senioren viel Freude
Die Ponys drehen ihre Runde durch das Altenheim, gemeinsam mit Besitzerin und Pferdetherapeutin Carola Weidemann. Das Klappern der Hufe wird vom Linoleum gedämpft. Problemlos kann die 58-Jährige ihre kleinen Begleiter aus der Hand geben, immer wieder spazieren die Ponys alleine mit den Bewohnerinnen und Bewohnern über die Gänge.
Manuela Söhnchen, Leiterin des Sozialdienstes Feierabendhäuser, führt Shetlandpony Lion in das Zimmer von Doris Liebau. Die 77-Jährige liegt in ihrem Bett, streichelt das grau-weiß gesprenkelte Pony, sobald es an ihrem Bett steht und das Kinn auf die Matratze legt. Lion hat die Ruhe weg. Entspannt schließt der Vierbeiner die Augen und lässt sich die Ohren kraulen. Die Ponys scheinen ein Grundvertrauen in jede Person zu haben. „Therapieponys können sich an jede Situation anpassen, sie warten ab, bleiben ganz ruhig, und wenn es aktiv wird, gehen sie auch gerne ausgiebig spazieren“, erzählt Carola Weidemann.
Im Sommer kommen Alpakas ins Heim
Auch Andreas Vincke, Leiter des Altenzentrums, freut sich über den zotteligen Besuch. „Das ist eine schöne Symbiose, die Tier und Mensch da bilden – und Ponys hatten wir noch nie im Haus“, sagt er. Therapiehunde waren bereits in den Feierabendhäusern zu Besuch, sogar Hühner. Im Sommer kommen das erste Mal Alpakas vorbei. „Aber draußen im Garten“, sagt Andreas Vincke.
Pumuckel, Goldi und Lion haben hingegen die Sondererlaubnis herein zu kommen, denn die drei sind stubenrein. Falls doch mal ein Malheur passiert und sich ein paar Pferdeäpfel bemerkbar machen, hat Besitzerin Carola Weidemann immer was zum wegmachen dabei.
Pumuckel ist der kleinste im Bunde
Pumuckel ist der kleinste im Bunde, mit knapp 50 Zentimetern – und ist damit wohl auch Deutschlands kleinstes Pony. Carola Weidemann hat ihn schon für das Guinnessbuch der Rekorde angemeldet – weil Pumuckel aber erst zwei Jahre jung ist, muss die Pferdeexpertin, die hauptberuflich einen Reiterhof in Breckerfeld betreibt, noch weitere zwei Jahre warten. Denn erst mit vier Jahren gilt ein Pony als ausgewachsen.
Pumuckel und seine Freunde
Die Therapieponys von Carola Weidemann aus Breckerfeld machen private Besuche, kommen in Senioren – und Behindertenheime, Kindergärten und Schulen.
Ideal geeignet ist die Ponytherapie für Senioren, die an das Bett, den Rollstuhl oder die Wohnung gebunden sind.
Die Ponys sind dazu ausgebildet am Rollator sowie an manuellen und elektrischen Rollstühlen spazieren zu gehen – auch Aufzug fahren ist kein Problem.
Kontaktanfragen per Mail: ka-weidemann@t-online.de oder telefonisch unter 0160 1854027.
Überall wo die drei kleinen Therapeuten aufschlagen, sorgen sie für lächelnde Gesichter. Mit Uwe Carstens im Rollstuhl dreht Lion eine Runde über den Gang. Der 43-Jährige hatte vor einigen Jahren einen schweren Schlaganfall, der ihn seitdem an den Rollstuhl fesselt. „Bevor das passiert ist, habe ich mich immer viel bewegt, bin gelaufen, geklettert – und auch geritten“, erzählt Uwe Carstens. Sanft streicht er Lion durch die Mähne, während das Tier entspannt schnaubt. „Die Ponys zu sehen macht etwas mit mir, ich fühle mich an eine schöne Zeit erinnert“, so der Bewohner.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Margarete Wieneke springt nur so aus ihrem Bett, als Goldi durch die Tür hereinkommt. Bei Pumuckel stibitzt sich die 83-Jährige ein paar lose Strähnen seiner Mähne. „Die behalte ich als Erinnerung“, sagt sie strahlend. Dann geht es für die drei Ponys auf die nächste Etage. Wie sie dort hingelangen? Mit dem Fahrstuhl, selbstverständlich.