Witten. Zu Ostern werden Wittener Seniorenheime viel Besuch bekommen. Was Heimleiter und ein Pflegedienstchef von den neuen Corona-Freiheiten halten.
An den Ostertagen werden auch Altenheimbewohner in Witten viel Besuch erhalten. Die Inzidenzwerte in der Stadt und im EN-Kreis sind hoch. Wie gehen die Einrichtungen und auch der große ambulante Pflegedienst der Wittener Caritas mit den allgemeinen neuen Corona-Freiheiten um?
André Löckelt, Geschäftsführer des Seniorenheims St. Josefshaus in Herbede, betont, Angst vor den Ostertagen habe man nicht. Bewohner und Bewohnerinnen könnten kommen und gehen, „wann und wie sie möchten“. Man wolle auch die Normalität wieder ins Haus einziehen lassen. Von über 200 Mitarbeitenden seien 99,99 Prozent geimpft oder genesen, so Löckelt. „Wir setzen die geforderten Maßnahmen um, haben aber gelernt, dass es keinen 100-prozentigen Schutz gibt.“
Altenheim-Besucher werden nicht mehr gefragt, ob sie geimpft oder genesen sind
Angehörige und andere Besucher müssten für das Haus ein aktuelles negatives Testergebnis vorweisen. Ausnahmen würden im St. Josefshaus gemacht, wenn Bewohner kurz vor dem Lebensende stehen, palliativmedizinisch versorgt werden. Löckelt: „Hier werden wir alles tun, um einen würdigen Abschied zu gewährleisten, auch wenn Angehörige coronapositiv sein sollten.“
Andreas Vincke, Leiter des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser, betont, dass sich für sein Haus, trotz der allgemeinen neuen Freiheiten nichts geändert habe. „Alle Mitarbeiter werden mindestens alle 48 Stunden getestet.“ Wer möchte, könne sich auch täglich testen lassen. „Das nutzen etliche.“ Besucher würden nicht mehr gefragt, ob sie geimpft oder genesen seien, müssten aber das Ergebnis eines aktuelles Testergebnis vorlegen oder sich im Haus - zu bestimmten Zeiten - testen lassen. Außerdem müssten Gäste FFP2-Masken tragen.
Leiter der Feierabendhäuser in Witten glaubt an steigende Coronazahlen nach Ostern
Vincke: „Der Personenkreis, der regelmäßig zu uns kommt, ist zum allergrößten Teil geimpft.“ Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Angehörigen setzten trotz der allgemeinen Öffnungspolitik weiter auf Sicherheit. Das sehe dann auch so aus, dass Besucher Kaffee und Kuchen mitbrächten und sich bei gutem Wetter dann draußen mit dem Angehörigen in die Grünanlage des Seniorenheims setzen. Was Andreas Vincke an der Coronapolitik der vergangenen Monate kritisiert, sind ständig wechselnde Vorgaben. Von politischer Seite sei immer betont worden, dass man die vulnerablen Gruppen schützen müsse. „Das ist nicht ganz geglückt.“
Vincke hätte es begrüßt, wenn die jetzt schnell beschlossenen allgemeinen Lockerungen schrittweise erfolgt wären - „und man dabei die Inzidenzen im Blick gehabt hätte“. Die Infektionszahlen seien hoch und würden aufgrund der neuen Freiheiten nach Ostern auch sicherlich noch weiter steigen, ist sich der Leiter der Feierabendhäuser an der Pferdebachstraße sicher. „Und je höher die Infektionszahlen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Coronadurchbrüchen in Seniorenheimen kommt.“
Auch Andreas Waning, Leiter des ambulanten Pflegedienstes der Caritas, hat der schnelle politische Kurswechsel bei hohen Inzidenzen überrascht. „Man könnte eine gewollte Durchseuchung vermuten.“
Pflegedienstleiter der Caritas Witten: „Man hätte bei der Maskenpflicht bleiben sollen“
Corona bleibe für vulnerable Gruppen ein ernsthaftes Risiko, ihr Schutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe, betont der Chef von 100 Pflege- und Hauswirtschaftskräften, die in Witten über 500 Menschen versorgen. Seine Pflegekräfte seien immer noch hoch belastet. Die Mitarbeiter würden dreimal wöchentlich auf Corona getestet, „obwohl wir das nur einmal machen müssten“. Täglich werde beim Personal und den Patienten Fieber gemessen und es würden mögliche Corona-Symptome abgefragt. Waning findet: „Man hätte in den Bereichen des öffentlichen Lebens bei der Maskenpflicht bleiben sollen.“ FFP2-Masken böten einen sehr hohen Schutz.
Der Pflegedienstleiter ist Vater von fünf Kindern. „Das Tragen von Masken in der Schule war für sie keine besondere Herausforderung, sondern Normalität.“