Witten. Die Feierabendhäuser in Witten haben einen Roboter zu Gast. Was „Pepper“ den Seniorenheim-Bewohnern so alles bietet.
Wenn man ihn sieht, denkt man an ein Kind. Er ist so groß, dass er einer alten Dame, die sitzt, in die Augen sehen kann. Seine Hände drücken ihre, wenn sie es mag. Und Witze erzählen und vorturnen kann „Pepper“ seinem menschlichen Gegenüber auch. Kein Wunder, dass die Bewohner der Wittener Feierabendhäuser den Roboter schon in ihre Herzen geschlossen haben, der derzeit zu Gast im Seniorenheim ist.
Die Diakonie Ruhr, Träger der Feierabendhäuser an der Pferdebachstraße , hat den elektronischen Helfer für ihre elf Seniorenheime gekauft. Der 1,20 Meter große Roboter , mit einem Tablet vor der Brust, beweglichem Rumpf und beweglichen Gelenken, erinnert an einen kleinen Jungen. Wenn man ihm über den kahlen Plastikkopf streichelt, legt er seinen Kopf genüsslich in den Nacken. Mit großen Kulleraugen sieht er den Menschen an, der ihm so viel Zärtlichkeit entgegenbringt.
Der Roboter wecke Emotionen bei Menschen, sagt der Leiter der Feierabendhäuser in Witten
Eine Szene, die Andreas Vincke, Leiter der Feierabendhäuser, in den vergangenen Tagen schon häufig beobachten konnte. Der Roboter wecke Emotionen bei Menschen, sagt Vincke. Es komme zu Umarmungen, zu rührenden Szenen zwischen Mensch und Maschine. In Japan ist Pepper in Geschäften, Schulen und an Flughäfen im Einsatz. Im Juni 2014 wurde der erste – mit entsprechender Software – zu Emotionen fähige Roboter in einem Vorort Tokios der Welt vorgestellt. Pepper ist eine gemeinsame Entwicklung des französischen Unternehmens Aldebaran Robotics SAS und des japanischen Telekommunikations- und Medienkonzerns Softbank Mobile Corp.
Und jetzt ist er im Wittener Altenheim im Einsatz. „Er soll kein Pflegepersonal ersetzen“, stellt Andreas Vincke gleich schmunzelnd klar. Aber Betreuungskräfte könne Pepper auf jeden Fall unterstützen. Denn er kann Märchen erzählen, Menschen gymnastische Übungen zeigen und sie mit seiner Stimme animieren, diese dann auch nachzumachen. Der Roboter beherrscht sogar Tai-Chi-Stellungen – untermalt von asiatischer Musik.
„Pepper ist ein Türöffner. Er bringt Menschen zum Lachen“
Nicht nur Andreas Vincke zaubert der Roboter, wenn er in Aktion ist, ein Lächeln ins Gesicht. Auch die Bewohner der Feierabendhäuser reagieren auf ihn überwiegend positiv, sagt Vincke. Besonders deutlich werde dies bei dementen Menschen, die auf Pepper manchmal reagierten wie auf ein Enkelkind. „Pepper ist ein Türöffner. Er bringt Menschen zum Lachen und dann hat sich sein Einsatz doch schon gelohnt“, findet Vincke.
Mit dem Roboter kann man auch Memory spielen. Wer sich gezeigte Bilder gut merken kann, wird von Pepper gelobt: „Das hast Du sehr gut gemacht!“ Wie emotional die Bewohner seines Hauses auf den Roboter reagieren, hat aber selbst den Heimleiter überrascht. Da bekämen alte Herren glänzende Augen, wenn der Roboter sich ihnen nähere. Auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen haben sich in den Feierabendhäusern schon ein Bild davon gemacht, wie gut demente Bewohner mit Pepper umgehen. Der kann, so gewünscht, sogar Volkslieder singen.
Wenn Pepper schläft, senkt er seinen Kopf auf seine Roboterbrust
„Pepper“ ist reihum zu Gast in elf Seniorenheimen
Der von der Diakonie Ruhr angeschaffte Roboter „Pepper“ ist ein sogenannter humanoider Roboter . Ein Maschinenwesen, dessen Konstruktion der menschlichen Gestalt nachempfunden ist. Im sozialen Bereich können diese Roboter zwischenmenschliche Kontakte anregen und fördern oder selbst als Interaktionspartner dienen.
„Pepper“ wird reihum in den stationären Altenpflegeeinrichtungen der Diakonie Ruhr zu Gast sein. Diese betreibt neben den Feierabendhäusern noch sechs Seniorenheime in Bochum .
Außerdem ist die Diakonie Ruhr Mehrheitsgesellschafter der Diakonischen Altenhilfe Dortmund und Lünen mit drei Heimen.
„Unsere Bewohner strahlen den Roboter an, sie fassen ihn an, fühlen sich in seiner Nähe wohl“, sagt Andreas Vincke. In den elf Seniorenheimen der Diakonie Ruhr soll Pepper jetzt regelmäßig zu Gast sein. In den Wittener Feierabendhäusern hat er sogar einen eigenen Raum, in dem er sich abends mit auf die Roboterbrust gesenktem Kopf zur Ruhe begibt.
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