Witten. Energie in Witten wird noch einmal teurer. Die Preise für Gas und Strom steigen massiv an. Diese Belastungen kommen auf die Haushalte zu.

Die Energiepreise steigen immer weiter und das massiv. Gas wird voraussichtlich zum 1. Oktober um 60 Prozent teurer und Strom bis zu 40 Prozent. Das Ende der Fahnenstange sei aber noch längst nicht erreicht, so die Stadtwerke.

Haushalte in Witten sollen ihre Abschlagszahlungen erhöhen

Der heimische Versorger schaut auf die aktuellen Marktprognosen für das nächste und übernächste Jahr. Die Preiskurve zeigt stets steil nach oben. Damit die Haushalte wissen, was auf sie nach jetzigem Stand zukommt, haben die Stadtwerke die Mehrbelastung an einigen Beispielen ausgerechnet. Danach zahlt 2024 ein Rentner-Ehepaar, das in einer Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnung lebt, rund 2930 Euro für Strom und Gas, 2021 waren es noch 1850 Euro. Eine junge Familie mit zwei Kindern, vier bis fünf Zimmer, kommt demnächst auf 4550 Euro, vor drei Jahre reichten noch 2850 Euro. Betrug die alte Rechnung einer „Großfamilie“, mit vier oder fünf Kindern, die in einem eher dürftig gedämmten Altbau untergebracht ist, schon 4150 Euro, wird man künftig 6550 Euro berappen müssen.

Bereits im September 2021 und noch einmal im April 2022 waren die Gaspreise um 0,7 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Das machte jeweils eine Erhöhung von rund 7,5 Prozent aus.

Stadtwerke versorgen zehntausende Haushalte

Die Stadtwerke versorgen in Witten rund 65.600 Haushalte mit Strom und 26.300 mit Gas.

Bei der Energieversorgung wieder auf Kohlekraftwerke zu setzen, sieht Stadtwerke-Chef Andreas Schumski durchaus als richtigen Schritt an. „Wir brauchen nun mal ein stabiles Grundgerüst“.

Sollte Russland die Gasliefermengen noch weiter drosseln, würde die Lage am Ende auch für die Stadtwerke immer heikler. Welche Schritte dann erfolgen, müsse man dann im Einzelnen entscheiden.

Die Stadtwerke haben ihre Kunden schon auf die drohenden Preisanstiege hingewiesen. „Wir appellieren nun erneut an die Bürger, ihre Abschlagszahlungen zu erhöhen“, so Vertriebschef Markus Borgiel. Bislang haben sich aber erst lediglich fünf Prozent der Haushalte zu diesem Schritt entschlossen. Deren Beispiel sollten möglichst viele Kunden folgen, um die finanzielle Belastung schultern zu können.

Darüber hinaus sollte jeder Haushalt noch einmal prüfen, wo und wie er Energie einsparen kann. Bei genauerem Hinsehen würden sich oftmals noch Möglichkeiten ergeben.

Versorger kauft Energiemengen langfristig ein

Ob sich die Politik noch zu weiteren Entlastungen entschließt, müsse man abwarten, erklärte Borgiel. Beschlossen sei unter anderem der Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli. Die Entscheidung wirke sich zwar günstig auf die Preise aus, könne aber keineswegs die Steigerungen am Markt in Gänze auffangen. Entlastung verspreche auch die Energiepauschale von 300 Euro, die vielen Menschen zugute kommen soll. Gleichwohl sollte der Verbraucher bedenken, dass solche Hilfen nicht die gesamten Steigerungen abdecken.

Die Stadtwerke, erklärt Geschäftsführer Andreas Schumski, stehen am Ende der Lieferkette. Das Unternehmen sei von der Marktentwicklung abhängig. Allerdings sorge man vor, sichere sich langfristig Gas- und Strommengen. Das wirke sich deutlich kostendämpfend aus. Würde man immer nur kurzfristig buchen, lägen die Tarife um ein Mehrfaches höher. Um Verbrauchsspitzen abdecken zu können, bleibe den Stadtwerken aber keine andere Wahl als auch im beschränkten Maß solche kurzfristigen Verträge abzuschließen.

Die Nachfrage nach Photovoltaik boomt

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg sind die Energiepreise regelrecht explodiert, sagt Vertriebschef Markus Borgiel. Doch auch schon vorher, ab 2021, hätten die Preise kräftig angezogen. Mit einer solchen Situation, wie sie sich jetzt biete, habe aber bis vor wenigen Monaten kaum jemand gerechnet.

Um bei der Energieversorgung im eigenen Haus oder der Wohnung unabhängiger zu werden, wollen sich viele Verbraucher eine Photovoltaikanlage anschaffen. Die Nachfrage boomt bei den Stadtwerken derzeit regelrecht. Doch es hakt an zwei Stellen: Wegen der Lieferengpässe sind kaum Anlagen auf dem Markt und zudem fehlt den Firmen das Fachpersonal, um die Module auf die Dächer zu schrauben. Ob sich die Technik überhaupt lohnt, dazu haben die Stadtwerke auf ihrer Internetseite einen Rechner installiert und stehen auch für Beratungen bereit. Auf einen Termin muss ein Kunde rund zwei Wochen warten.