Witten. In Essen müssen viele Kinder ihre Schule verlassen, weil sie erneut sitzenbleiben. Wie ist es in Witten? Das sagen die Schulleiter.

Coronabedingte Rückstände machen den Schulen im Land offenbar weiterhin zu schaffen. In Essen hat die Zahl der Realschüler, die nach zwei Wiederholungen auf eine Hauptschule wechseln müssen, stark zugenommen. Auch in Witten gibt es Probleme.

Zwar ist die Zahl der Sitzenbleiber an den Wittener Realschulen zumindest nicht massiv gestiegen. Aber der sechste Jahrgang habe doch immer noch ziemliche Probleme. „Das sind die Kinder, die in der schlimmen Corona-Phase den Übergang auf die weiterführende Schule schaffen mussten“, sagt Erika Hoos, Schulleiterin der Helene-Lohmann-Realschule.

Wittener Realschule will mehr Team-Teaching für den schwachen Jahrgang

Das bestätigt auch Hardy Priester, stellvertretender Schulleiter an der Adolf-Rechwein-Realschule. Einige Kinder seien schon mit weniger Kenntnissen von der Grundschule gekommen und hätten die Lücken in der Erprobungsstufe wegen der Schulschließungen nicht füllen können. „Es ist ein großer Unterschied, ob die Kinder in der Schule oder alleine zu Hause lernen“, so Priester. Zwar sei dieses Schuljahr wieder weitgehend normal gelaufen, die jetzigen Sechser bräuchten weiterhin noch besondere Förderung. „Wir müssen schauen, ob wir im nächsten Schuljahr verstärkt mit Team-Teaching, also mehr Lehrkräften, in diese Klassen gehen.“

Die Erstklässler von 2020 waren von der Pandemie besonders betroffen.
Die Erstklässler von 2020 waren von der Pandemie besonders betroffen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Am Übergang haben aber nicht nur die Kinder auf der weiterführenden Schule zu knabbern. Auch die Erstklässler waren von der Pandemie hart getroffen – und sind es noch. „Auch dieses Schuljahr war noch geprägt von Corona – und der zweite Jahrgang hat es besonders schwer“, betont Dörthe Diefenbruch, die Sprecherin der Wittener Grundschulen. Die Erstklässler von 2020 hätten praktisch keine Chance gehabt, richtige Schulkinder zu werden. „Kaum hatten sie das Konzept Schule verstanden, war die auch schon wieder dicht“, so Diefenbruch. Die Folgen seien bis heute spürbar: Im zweiten Jahrgang müssten auffällig viele Förderstunden erteilt werden.

Größere Streubreite bei den Abitur-Noten

Und wie sieht es bei den älteren Schülerinnen und Schülern aus? Die Zahl der Schüler, die das Abi nicht gepackt haben, liege im normalen Rahmen, betonen die Schulen. Viele hätten mit sehr guten Noten abgeschnitten. „Aber wir sehen eine größere Streubreite bei den Abi-Noten als sonst“, sagt Dieter Nientiedt, stellvertretender Schulleiter am Schiller-Gymnasium. Die Oberstufenschülerinnen und -schüler seien eben unterschiedlich gut mit dem Distanz-Unterricht klar gekommen, erklärt Michael Günzel, Schulleiter der Holzkamp-Gesamtschule. „Einigen hat es geholfen, allein zu Hause zu arbeiten, andere haben sich in dieser Situation versteckt.“

Sogar besser als sonst ist der Abi-Schnitt am Martmöller-Gymnasium ausgefallen – aber auch das ist eine Folge der Pandemie, meint die stellvertretende Schulleiterin Rut Fröhlings. Denn einige schwächere Jugendliche hätten ein Jahr freiwillig wiederholt, ohne dass es auf die maximale Verweildauer in der Oberstufe angerechnet wird – eine Corona-Ausnahmeregel.

Verzögerungs-Effekt bei den Wiederholern

Über alle Jahrgänge betrachtet spricht Fröhlings von „etwas mehr Wiederholern als sonst, so wie in einem schlechten Jahr“. Ursache sei ein Verzögerungs-Effekt, weil das Sitzenbleiben vor zwei Jahren ja ausgesetzt wurde. „Manche Kinder, die damals schon zu kämpfen hatten, aber nicht wiederholen mussten, trifft es halt jetzt.“

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++

Insgesamt aber – und das betonen auch all ihre Kollegen von den anderen Schulen einmütig – sei sie zufrieden mit den Leistungen von Schülern und Lehrern. „Wir haben die Kinder gemeinsam gut durch die schwere Zeit gebracht.“