Witten. Witten lag einst im Herrschaftsgebiet der Grafen von der Mark. Ein neues Buch stellt das bedeutende Adelsgeschlecht vor. Heimatkunde pur.
Bis zum späten Mittelalter, im 13. und 14. Jahrhundert, gehörten die Grafen von der Mark zu den bedeutendsten Herrschern in Deutschland. Auch Witten lag in ihrem Territorium. Der frühere Kreisarchivar Dr. Dietrich Thier hat jetzt gemeinsam mit dem Historiker Stefan Pätzold die Lebensgeschichten der Märker herausgegeben. Das Buch „Die Grafen von der Mark“ erzählt auch ein Stück Heimatgeschichte.
Zusammen mit Thier und Pätzold haben neun Autoren, Historiker und Hochschullehrer, jedem der zwölf einst regierenden Adeligen einen eigenen Beitrag gewidmet. Der Leser lernt auf 360 Seiten die Biografien der Grafen von der Mark kennen. Eine weltliche Dynastie, die lange das Geschehen an der Ruhr bis hin zur Lippe – von Essen bis westlich von Soest – beeinflusste.
Das Dorf Witten unterstand früher den Herren von Witten
Wittens heutige Stadtteile gehörten den Grafen, das Dorf Witten unterstand jedoch den Herren von Witten. Diese residierten im heutigen Haus Witten an der Ruhrstraße und waren als Verwalter für die Grafen tätig. Das neue Handbuch habe das Potenzial für „ein Standardwerk“, meint Dietrich Thier. Denn eine solche biografische Übersicht der Grafen von der Mark gab es bislang nicht. Lesenswert für alle Geschichtsinteressierten.
Als Wegbereiter der märkischen Herrschaft gilt Graf Adolf I., der 1249 starb. Er machte die Burg Blankenstein in Hattingen zum Mittelpunkt seiner Regentschaft. Die Burg hatten die Grafen nach 1226 zur Landessicherung gebaut. Der spätere Märker, Graf Adolf II. (1328-1346/47), macht Historiker mit einer Unterschrift von 1313 auf sich aufmerksam. Es ging um den Verkauf des damaligen Oberhofs Herbede. Laut Thier ein großes landwirtschaftliches Anwesen, das damals dem Kloster Kaufungen im heutigen Hessen gehörte.
Graf Engelbert II. eroberte die Burg Volmarstein
Graf Engelbert II., auch ein Graf von der Mark, eroberte und zerstörte 1324 die Burg Volmarstein, die bis dahin dem Erzbischof von Köln gehörte. Die Burgmannschaft soll sich wegen Wassermangels ergeben haben. Später bauten die Märker die Burg Volmarstein wieder auf. Im Zusammenspiel mit der Burg Wetter konnten so beide Seiten des Ruhrtals märkisch kontrolliert werden. Auch die Burg Hardenstein hatte einst mit den Märkern zu tun. Dort residierte in früheren Zeiten Heinrich III. von Hardenberg, ein Amtmann, also ein Verwalter von Engelbert III. Diesem Grafen von der Mark hat Historiker Dietrich Thier im Buch das längste Kapitel gewidmet.
Auch Wittener mussten für den Unterhalt der verwitweten Elisabeth von Sponheim zahlen
Engelbert III. (1329-1391) ging auch als letzter Graf von der Mark in die Geschichte ein. Einer der herausragenden Herrscher der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Nordwesten Deutschlands. Engelbert erneuerte die Rechte der Bürger von Volmarstein. Mit seiner zweiten Frau, Elisabeth von Sponheim, residierte der Graf auf der Burg in Wetter. Dietrich Thier: „Elisabeth von Sponheim war wesentlich jünger als ihr Mann. Das Amt Wetter musste - wie die Wittener - später für den Unterhalt der Witwe aufkommen.“
Engelbert III. starb 1391 mit großer Wahrscheinlichkeit in der Wetteraner Freiheit, begraben wurde er jedenfalls im sauerländischen Fröndenberg. Zur Grafschaft Mark gehörte zu jener Zeit auch Herdecke. Dort hatte der Graf 1374 das Stift Herdecke von der Pflicht befreit, Steuern an ihn als Landesherren zu bezahlen.
Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark hat seinen Sitz im Märkischen Museum Witten
Dietrich Thier ist Vorsitzender des 1886 gegründeten Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten. Seinen Sitz hat der Verein, der rund 350 Mitglieder zählt, im Wittener Märkischen Museum. Der Verein gibt das jährlich erscheinende Märkische Jahrbuch für Geschichte heraus. Dieses stellt in Beiträgen aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Geschichtsforschung aus der Region der ehemaligen Grafschaft Mark, des Ruhrgebiets und angrenzender Gebiete vor. Damit leistet der Verein einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Geschichtsschreibung.