Witten. An der Ruhr in Witten geht es nicht, im Kemnader See auch nicht: Dies bedeutet das „Aus“ für eine öffentliche Badestelle. Das sind die Gründe.

Aus der Traum von einem Naturfreibad in Witten. Nachdem die städtische Verwaltung dem Vorschlag einer öffentlichen Badestelle an der Ruhr im vergangenen Jahr eine offizielle Absage erteilt hatte, waren mögliche Standorte am Kemnader See geprüft worden. Jetzt gibt es das ernüchternde Ergebnis. Der See ist zum Schwimmen nicht geeignet.

Noch Ende Januar hatte Stadtentwicklungskoordinator Ralph Hiltrop im Fachausschuss öffentlich betont, zum Thema „Naturfreibad“ werde es ein weiteres Gespräch mit Jürgen Hecht geben, dem Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (FMR). Im September letzten Jahres hatte Hecht sich sehr optimistisch gezeigt, dass es mit einer öffentlichen Badestelle am Kemnader See auf Wittener Seite klappen könnte. „Ich bin ein großer Fan der Idee“, sagte er damals zur Redaktion.

Auf der Südseite des Sees in Witten ist das Wasser viel zu flach

Jetzt, nachdem die Stadt Witten mit der FMR verschiedene Flächen am Ufer des Stausees in Augenschein genommen hat, winkt selbst Hecht ab. „Wir wollten es möglich machen, aber es geht nicht.“ Das Hafenbecken am Freizeitbad Heveney habe fürs Schwimmen eine zu schlechte Wasserqualität. Dort mündet der Ölbach in den See.

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Auch die Landzunge mit dem Leuchtturm wurde geprüft. Der Standort sei wunderschön, der Turm im Übrigen der einzige Binnensee-Leuchtturm Deutschlands, so der Freizeitzentrum-Chef. Das Problem: „Dort fließt die Ruhr mit relativ hoher Geschwindigkeit entlang.“ Jeder, der nicht gut aufpasse, könne abgetrieben werden, sei schnell mitten auf dem See, warnt Hecht. Auf der Südseite des Sees, entlang der A 43, sei das Wasser stellenweise nicht tiefer als 30 bis 40 Zentimeter. „Da kann man nicht schwimmen.“

Lang ist es her: Ein Blick auf das ehemalige private Strandbad in Bommern Ende der 1920er Jahre. Eröffnet wurde es im Juni 1928 von Dietrich Kämper  – mit Spielwiese, Rutschbahn und Sportgeräten.
Lang ist es her: Ein Blick auf das ehemalige private Strandbad in Bommern Ende der 1920er Jahre. Eröffnet wurde es im Juni 1928 von Dietrich Kämper – mit Spielwiese, Rutschbahn und Sportgeräten. © Fotosammlung Stadtarchiv Witten | Alfred Hoffmann

Ralph Hiltrop von der Stadt Witten, der die Planungsgruppe „Naturfreibad“ leitete, bestätigt dies. Aus-Kriterien für die geprüften Standorte seien auch steile Uferbereiche gewesen, der Schiffs- und anderer „Freizeitverkehr“ auf dem See sowie eine fehlende Anbindung an eine Infrastruktur – wie etwa Duschen, Park- und Rettungsmöglichkeiten.

Was eine öffentliche Badestelle an der Wittener Ruhr angeht: Gerade die Feuerwehr hatte in einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe vor den Gefahren des „Fließgewässers“ gewarnt. Der Fluss sei zu keinem Zeitpunkt und an keiner Stelle berechenbar. Neben Gefahrenstellen etwa im Bereich von Brückenpfeilern wurde auf plötzliche Strudel und unberechenbare Strömungen hingewiesen.

Dass auch der Kemnader See keine Möglichkeit bietet, eine öffentliche Badestelle einzurichten, enttäuscht Jan Herbrechter, den Vorsitzenden der Jungen Union Witten. Die JU hatte sich seit 2009 für ein Naturfreibad an der Ruhr stark gemacht, etwa an der Uferstraße in Bommern. „Dass es nicht an der Ruhr und auch nicht am Kemnader See klappt, ist sehr schade“, so der Christdemokrat.

Bis 1958 gab es ein privates Strandbad in Bommern

Dass Witten mehr aus seiner Lage am Wasser machen sollte, das hat auch der frühere langjährige SPD-Ratsherr Klaus Wiegand immer wieder betont. Auch ihn enttäuscht die Nachricht vom Scheitern des Naturfreibades.

Wiegand hielt die Stelle an der Bommeraner Uferstraße immer für geeignet, an der die Schwalbe anlegt. „Dort habe ich schon als siebenjähriges Kind gebadet“, sagt der Bommeraner. Hintergrund: Seit 1928 gab es dort ein privates Strandbad, das 1958 geschlossen wurde.

Ernüchtert fügt er hinzu: „Wenn es dort zu gefährlich für Schwimmer ist, müssen wird die Kröte schlucken.“ Allerdings glaubt der 30-Jährige, dass sich die Menschen dennoch nicht von einem Sprung in den Fluss abhalten lassen, „wenn es wieder 30 Grad warm ist“.