Witten. Wer sich sein Traumhaus ersteigern will, hat in Witten schlechte Karten. Das Angebot ist gering, die Immobilien gehen weit über Marktwert weg.

Der Immobilien-Markt boomt weiterhin. Wer sich in Witten und Umgebung ein Eigenheim anschaffen möchte, muss dafür mittlerweile sehr viel tiefer in die Taschen greifen, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war. So haben sich laut dem aktuellsten Grundstücksmarktbericht des EN-Kreises frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser seit 2010 im Preis mehr als verdoppelt. Allein von 2020 auf 2021 haben sich die begehrten Immobilien um rund 17 Prozent verteuert.

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Wer jedoch darauf hofft, bei einer Zwangsversteigerung mehr Glück zu haben, wird auch hier oftmals enttäuscht. Denn die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt, hat sich längst auch am Amtsgericht niedergeschlagen. Derzeit gilt: Wer ein Haus oder eine Wohnung ersteigern möchte, die an der Bergerstraße unter den Hammer kommen, muss dafür im Regelfall deutlich mehr auf den Tisch legen, als das Gebäude eigentlich wert ist.

Am Amtsgericht in Witten kommen regelmäßig Immobilien unter den Hammer.
Am Amtsgericht in Witten kommen regelmäßig Immobilien unter den Hammer. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Nachfrage enorm hoch, Angebot enorm niedrig

„Die Nachfrage ist einfach enorm hoch. Und das Angebot ist enorm klein“, beschreibt Amtsrichterin Dr. Barbara Monstadt die aktuelle Lage. Besonders im vergangenen Jahr seien überdurchschnittlich viele Interessenten zu den Versteigerungsterminen erschienen. „Wir hatten Verfahren mit unglaublich vielen Bietern. Das hatten wir so noch nie erlebt“, berichtet Monstadt.

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Gerade in Pandemie-Zeiten hatte der Andrang das Amtsgericht auch vor Herausforderungen gestellt. „Wir haben enormen Aufwand betrieben, damit alle Bieter trotz Corona teilnehmen konnten“, sagt die Juristin. So wechselte man etwa in einen größeren Saal, Durchsagen gab es bis auf den Flur.

Dr. Barbara Monstadt ist Direktorin des Amtsgerichts in Witten.
Dr. Barbara Monstadt ist Direktorin des Amtsgerichts in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Deutlich weniger Immobilien kommen unter den Hammer

Gleichzeitig hat sich die Zahl der angebotenen Immobilien im Vergleich zu früheren Jahren deutlich verringert: Bis 2012 habe es in den meisten Jahren 100 Verfahren oder mehr gegeben, so die Amtsrichterin. 2018 und 2019 seien dann nur 21 Objekte unter den Hammer gekommen, 2020 sogar nur 16. Im vergangenen Jahr zeigte der Trend wieder ganz leicht nach oben, 34 Immobilien wechselten da zwangsweise den Besitzer.

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Zunehmend handle es sich dabei auch gar nicht mehr um die klassische Zwangsversteigerung, also dass das Verfahren von einer Bank oder anderen Gläubigern eingeleitet wird. Stattdessen werden am Amtsgericht in Witten immer mehr Häuser im Rahmen einer sogenannten Teilungsversteigerung veräußert. Eine solche kann etwa dann beantragt werden, wenn sich eine Erbengemeinschaft nicht einigen kann. Das gemeinsame geerbte Haus wird dann versteigert, der Erlös unter den Erben aufgeteilt.

Fast doppelt so viel gezahlt, wie das Haus wert ist

Schnäppchen gibt es auch bei erzwungenen Besitzerwechseln in Witten nicht mehr. „Die meisten Immobilien gehen weit über dem geschätzten Wert weg“, so Monstadt. So haben etwa 2021 Interessenten für ein Haus mit einem vom Gutachter ermittelten Verkehrswert von 343.000 Euro am Ende ganze 615.000 Euro auf den Tisch gelegt. Und damit knapp 180 Prozent des eigentlichen Wertes des Gebäudes bezahlt.

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Bei anderen Immobilien kamen für 340.000 statt 189.000 Euro (+80 %) oder für 359.000 statt 305.000 Euro (+17 %) unter den Hammer. Ob und wie weit es nach oben geht, hängt dabei nicht vom Stadtteil ab, sagt Barbara Monstadt. Einfluss habe eher die ganz konkrete Lage und vor allem der Zustand der Immobilie.