Witten. Die Preise fürs Eigenheim sind 2021 in Witten noch einmal kräftig gestiegen – im Schnitt um 17 Prozent. Was Immobilien-Experten dazu sagen.

Die Preise für Häuser in Witten und dem EN-Kreis sind im vergangenen Jahr erneut stark angestiegen: Ganze 17 Prozent mehr kostete das Eigenheim 2021 im Vergleich zu 2020. Das geht aus dem jüngsten Grundstücksmarktbericht des EN-Kreises hervor. Damit haben die Preise noch einmal deutlich angezogen – und zwar mehr als in den Jahren zuvor.

So war ein Eigenheim 2020 im Schnitt 13 Prozent teurer als noch 2019. Von 2018 auf 2019 waren die Preise nur um rund sieben Prozent gestiegen. „Wir hatten im letzten Jahr eine starke Steigerung“, bestätigt auch Grischa Klawe, Abteilungsleiter des Immobiliencenters der Sparkasse. Man habe aber damit gerechnet. „Die Nachfrage war und ist einfach unfassbar hoch“, so der 36-Jährige. Hinzu kam lange Zeit das niedrige Zinsniveau.

Einfamilienhaus, Wohnung oder Baugrundstück – alles ist 2021 teurer geworden

So zeigt denn auch der Trend im aktuellen Grundstücksmarktbericht für das vergangene Jahr in allen Bereichen steil nach oben: Teurer geworden sind sowohl Ein- und Zweifamilienhäuser, aber auch Reihenhäuser, Eigentumswohnungen und Bauland. Nach unten geht es nur bei der Zahl der verkauften Häuser und Grundstücke.

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In Zahlen heißt das: Für ein frei stehendes Ein- oder Zweifamilienhaus aus den Baujahren 1950 bis 1974 musste man in Witten im vergangenen Jahr durchschnittlich 425.000 Euro auf den Tisch legen. Ein Jahr zuvor lag dieser Durchschnittswert noch bei 349.000 Euro.

Doppelhaushälfte kostete im Schnitt 367.000 Euro

Eine Doppelhaushälfte aus demselben Baujahr schlug 2021 in Witten bereits mit 367.000 Euro zu Buche, im Jahr zuvor waren es 316.000 Euro. Es handelt sich hierbei aber um Mittelwerte, die eine grobe Orientierung geben sollen. Der Gutachterausschuss des Kreises weist darauf hin, dass sich die verkauften Objekte sehr unterscheiden, etwa in Ausstattung, Wohnfläche, baulichem Zustand und Grundstücksgröße. Die Spannbreite der Preise ist also teils enorm. So kostete etwa ein frei stehendes Einfamilienhaus im EN-Kreis in mittleren bis guten Wohnlagen je nach Baujahr zwischen 295.000 und 531.000 Euro.

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Von einem „deutlichen Schritt nach oben“ bei den Immobilienpreisen spricht auch Makler Marc Birnstiel. Und prophezeit: „Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange.“ Denn der Markt ist überschaubar bis leer, wegen fehlendem Bauland, Handwerker- und Rohstoffmangel stockt zudem der Neubau von Immobilien – und diese werden teurer. „Die Bestandsimmobilien ziehen da preislich nach“, sagt der 44-Jährige.

Makler: Häuser in Witten waren lange Zeit unterbewertet

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Hinzu komme eine „goldene Generation“ von Erben, die in zweiter oder dritter Generation Geld geerbt hätten und in jungen Jahren bereits auf den Immobilienmarkt drängen. Bis zu 500 Interessenten für ein Objekt seien daher zur Zeit nicht ungewöhnlich. Witten ziehe mittlerweile Interessenten aus umliegenden Städten an – weil auch dort der Markt leer gefegt ist. „Witten und der EN-Kreis waren auch lange Zeit unterbewertet“, sagt Makler Birnstiel. Früher hätten Häuser hier unter Wert den Besitzer gewechselt, weil sich sonst kein Käufer gefunden hätte. „Seit zwei bis drei Jahren verkaufen wir hier Immobilien über Wert.“

161 Ein- und Zweifamilienhäuser wechselten Besitzer

Der Gutachterausschuss des Kreises sammelt alle Kaufverträge, die über Immobilien und Grundstücke im EN-Kreis abgeschlossen werden und wertet sie aus. 2021 wurden im Kreis 2437 Kauffälle gemeldet, im Jahr zuvor waren es 2447. Insgesamt gingen dafür 763 Mio Euro über den Tisch.

Im Vergleich zu 2020 nahm die Zahl der verkauften Baugrundstücke drastisch ab, nämlich um 32 Prozent. 62 Mal konnten Interessenten Bauland für den individuellen Haus- oder Wohnungsbau erwerben. Dafür mussten sie durchschnittlich 279 Euro pro Quadratmeter bezahlen.

14 Baugrundstücke wechselten 2021 in der Ruhrstadt den Besitzer, ebenso 161 Ein- und Zweifamilienhäuser , 76 Mehrfamilienhäuser und 265 Eigentumswohnungen.

Für Grischa Klawe von der Sparkasse ist vor allem „günstiges Geld Haupttreiber steigender Preise“. Auch die Negativzinsen, die fast alle Banken erheben, würden Menschen dazu motivieren, lieber in Immobilien zu investieren, als Geld zu verlieren. Um die Chancen aufs Eigenheim zu erhöhen, würden Interessenten auch oftmals über dem angegebenen Preis bieten. Die Sparkasse hat für dieses Bieter-Verfahren sogar extra eine Plattform eingerichtet.

Etwas Licht am Ende des Preistunnels für Haussuchende sieht Immobilien-Experte Klawe aber. Denn das Zins-Niveau ziehe seit Oktober wieder an und die Immobilienpreise würden nachziehen – allerdings erst Monate später. „Es gibt jetzt einfach so viel Nachfrage, das rauscht erstmal durch.“ Danach, so Klawe, könnten die Immobilienpreise zwar nicht fallen, aber zumindest nicht mehr weiter steigen.