Witten. Der Verein „Günnemann-Kotten“ lädt erstmals ein, einen Blick in das denkmalgeschützte Haus in Witten zu werfen – bei Kuchen und Pflanzentausch.

Lange, lange hat es gedauert. Aber nun hat die Sanierung am Günnemann-Kotten in Rüdinghausen endlich begonnen. Mit Hochdruck wird an dem denkmalgeschützten Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert gearbeitet. Auch auf dem Gelände drumherum hat sich einiges getan. Am Samstag (30.4.) können sich Interessierte davon überzeugen – und erstmals auch sehen, wie es im Haus eigentlich ausschaut.

Der Günnemann-Kotten schmiegt sich idyllisch in das Bachtal der Brunebecke. Hier auf der Rückseite soll ein gläserner Begegnungsraum entstehen.
Der Günnemann-Kotten schmiegt sich idyllisch in das Bachtal der Brunebecke. Hier auf der Rückseite soll ein gläserner Begegnungsraum entstehen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Der Kotten an der Brunebecker Straße 98 hat eine lange Geschichte. Das stattliche Fachwerkhaus, das sich idyllisch ins Bachtal der Brunebecke schmiegt, wurde bereits 1668 vom kurfürstlichen Rat Johan Friderich von Omphal zu Gummersbach, Eberbach und Steinkuhl für eines seiner zwölf Kinder gebaut. Es ist damit das älteste und letzte Zeugnis der bäuerlichen Wirtschaftsweise in Rüdinghausen. Seit dem Auszug der letzten Bewohnerin Erna Wortmann im Jahr 1995 steht der Kotten leer und droht zu verfallen.

Wittener Verein hat den Kotten 2019 ersteigert

Dagegen kämpft der Verein „Günnemann-Kotten“ nun schon seit mehr als 20 Jahren. Er setzt sich dafür ein, das Haus nicht nur zu erhalten, sondern auch zu einem Begegnungszentrum und Heimatmuseum auszubauen. Viel Geld wurde dafür gesammelt. 2019 gelang es den Mitgliedern, das Haus für 209.000 zu ersteigern. Und nach der Corona-Zwangspause konnten die Arbeiten nun endlich beginnen.

Die Lehnwände wurden freigelegt, das Haus von Unrat befreit.
Die Lehnwände wurden freigelegt, das Haus von Unrat befreit. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Seit Wochen treffen sich die Aktiven jeden Samstag, um im Haus zu arbeiten. Zuerst wurden vom Profi außen Balken gesetzt, um das verfallene Fachwerk zu stützen, Spanngurte sichern die Wände zusätzlich so, das gefahrlos am Sockel gearbeitet werden kann. Dann wurden die Innenräume von Müll befreit, die Lehmwände freigelegt, schadhaftes Holz entfernt. „Mit dem Unrat haben wir acht große Container gefüllt“, sagt der Vereinsvorsitzende Marc Junge. Er ist dankbar, dass sich auch bei den schweren Aufgaben immer genug Helfer finden, die mitanpacken.

Von den Außenwänden bleibt nur ein Gerüst übrig

Nun sind die Räume vom Keller bis zum Dach leer, die Arbeit des Zimmermanns kann beginnen. Er soll schauen, welche Balken des Fachwerks noch zu retten sind. Für diese Bestandsaufnahme muss das Füllmaterial dazwischen, die Fachung, entfernt werden – von den Außenwänden wird daher nicht viel mehr als ein Gerüst übrig bleiben.

Henriette Brink-Kloke arbeitet im neu angelegten Gemüsegarten und sammelt Schnecken auf.
Henriette Brink-Kloke arbeitet im neu angelegten Gemüsegarten und sammelt Schnecken auf. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Innen sieht es besser aus. Vieles kann und soll erhalten bleiben. Die Patina auf den alten Türen etwa, der Schweinekoben ebenfalls, er wird ein Teil der Ausstellungsräume. Neues soll sich in das Bestehende einfügen. „Die Küche bauen wir zum Beispiel im alten Kuhstall zwischen den Futtertrögen“, sagt Marc Junge, der Vorsitzende des Vereins. Und am Querbalken werden noch die Namen der letzten Kühe zu lesen sein: Alma und Liese.

Zwei Jahre dauert es, bis der Rohbau fertig ist

Gut 820.000 Euro sind für die Restaurierung des Kottens veranschlagt, rund 600.000 Euro davon werden von Bund und Land gefördert, den Rest muss der Verein bar oder durch Eigenleistung aufbringen. Zwei Jahre wird es dauern, bis der Rohbau fertig ist, meint Junge. Ein weiteres Jahr ist für den weiteren Ausbau angesetzt. Moderne Toiletten sollen im Hang hinter der alten Mauer der Waschküche verschwinden, ein gläserner Begegnungsraum im Innenhof entstehen.

Helfer und Spender gesucht

Wer am Samstag keine Zeit hat: Auch am 9. Juli und 11. September wird es Gelegenheit geben, sich den Kotten anzusehen – bei einem Hoffest zum Abschluss eines Seminar in Zusammenarbeit mit der Uni und beim Tag des offenen Denkmals.

Auch sonst sind Helfer und Spenden immer willkommen. An Material werden derzeit noch Eichenbalken und Sandsteinplatten gesucht. Für das Hühnerprojekt läuft gerade eine Spendenaktion bei der Volksbank.

Mehr Infos: guennemann-kotten.de oder bei Marc Junge, 02302 800990.

Deutlich rascher wird sich um das Haus herum etwas tun. Die Gärtnergruppe hat bereits den völlig überwucherten Garten mit viel Arbeit aus dem Dornröschenschlaf geweckt. In den neu angelegten Gemüse- und Kräuterbeeten nach historischem Vorbild wagen sich nun schon die ersten Sämlinge ans Licht. Schafe werden sich bald auf einer anderen Wiese ums Unkraut kümmern, Hühner sollen auch einziehen. „Und die Planung für die Renaturierung der Brunebecke ist abgeschlossen“, sagt Mitstreiterin Henriette Brink-Kloke. Der Antrag dafür könne bald eingereicht werden.

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Was schon alles geschafft ist und was noch alles geplant wird, das wird nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Von 14 bis 17 Uhr lädt der Verein am Samstag Interessierte dazu ein, sich das Projekt anzuschauen. Kuchen wird es geben, Würstchen vom Grill, Stockbrot, Aktionen für Kinder und einen Pflanzentausch – alles gegen Spende. Das Geld fließt – natürlich – in die Restaurierung. Denn trotz aller Bemühungen haben die fleißigen Vereinsmitglieder längst noch nicht alle finanziellen Löcher gestopft.