Witten. Mit Grünschnitt und Frühjahrsputz geht es am denkmalgeschützten Kotten in Witten los. Helfer werden dringend gebraucht. Aber es fehlt noch mehr.

Lange, lange hat’s gedauert. Aber jetzt geht es wirklich los. Am Freitag (21. Februar) starten die Arbeiten am „Günnemann Kotten“ in Witten-Rüdinghausen. Und alle Nachbarn, Anwohner und Interessierten sind eingeladen, kräftig mit anzupacken.

Allerdings: Bis die eigentliche Restaurierung des denkmalgeschützten Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert begonnen werden kann, wird es noch etwas dauern. Der Verein „Günnemann Kotten“ hat zwar im November das Grundstück samt Gebäude in einem spannenden Bieterkampf ersteigern können, aber noch liegen keine Förderbewilligungen vom Bund vor. „So lange können wir nicht anfangen“, erklärt der Vorsitzende Marc Junge.

Dennoch ist er zuversichtlich: „Unser SDP-Bundestagsabgeordneter Ralf Kapschack hat zugesagt, dass er sich für unser Projekt einsetzen wird.“ Und auch die Mitarbeiter im Planungsamt und der neue Denkmalschützer der Stadt, Magnus Terbahl, hätten die Ärmel hochgekrempelt, damit möglichst bald mit der Rettung des halb verfallenen Gebäudes begonnen werden könne.

Wittener Kotten wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Bis es soweit ist, wollen die Mitglieder aber nicht untätig bleiben. Schließlich gibt es auf dem verwunschenen 6300 Quadratmeter großen Grundstück wahrlich genug zu tun. Am Freitag soll es mit dem Grünschnitt losgehen. Ab 11 Uhr treffen sich alle Helfer, um den Kotten buchstäblich aus seinem Dornröschen-Schlaf zu befreien und die Wände von den hoch gewucherten Ranken und Büschen freizuschneiden. Die Äste sollen dann auf einer Wiese zu einer Totholzhecke aufgeschichtet werden.

Es gibt viel zu tun: Der „Günnemann Kotten“ in Witten ist halb verfallen und zugewuchert. Das soll sich ändern.
Es gibt viel zu tun: Der „Günnemann Kotten“ in Witten ist halb verfallen und zugewuchert. Das soll sich ändern. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Am nächsten Wochenende geht es dann mit den Arbeiten weiter. Am 29. Februar und 1. März steht jeweils ab 10 Uhr der große Frühjahrsputz im und ums Haus an, für den jede Hand gebraucht wird. „Dann wollen wir den Kotten und die Anbauten von Müll und Dreck befreien“, so Junge. Er verspricht: Für alle Helfer wird es nicht nur viel Arbeit, sondern auch Kaffee, Kuchen, Führungen und viele Informationen über das geplante Projekt geben. Schließlich soll am Kotten ein Begegnungszentrum mit Heimatmuseum entstehen.

Die erste größere Veränderung auf dem Grundstück im Dreieck zwischen Glasweg, Brunebecker und Erbstollenstraße steht dann im Frühjahr an. Die Brunebecke soll renaturiert werden. Noch fließt der Bach ziemlich gerade und schnell durch sein steinernes Bett. Das soll sich ändern. Die Bruchsteineinfassung der Ufer soll verschwinden, die Brunebecke geteilt und zur Hälfte weit ausladend in die Wiese geleitet werden. So kann ein Flachwasserbereich entstehen, in dem sich Tiere ansiedeln können. Die Planung dafür hat ein Renaturierungs-Profi – der zugleich Vereinsmitglied ist – gesponsert, die Untere Wasserbehörde und das Amt für Naturschutz sind bereits mit im Boot. Außerdem soll im Frühjahr mit der Anlage des großen Bauerngartens rechts vom Kotten begonnen werden.

Auch die Vorbereitungen für die eigentliche Restaurierung laufen bereits

Ein Haus für das Heimatarchiv

Im Kotten sollen nach den Plänen des Bürgervereins das Heimatarchiv unterkommen und ein kleines Museum sowie ein Begegnungszentrum entstehen, in dem Kurse und Vorträge stattfinden können. Eine Gastronomie soll außerdem Angebote für Ausflügler machen.

Mehr Infos gibt es auf der Seite guennemann-kotten.de oder bei Marc Junge, 02302 800990, Mail: . Die Spendenkonto-Nummer lautet IBAN: DE 75 4306 0967 4085 800 100 bei der GLS-Bank.

Aber auch die Vorbereitungen für die eigentliche Restaurierung laufen bereits. Sandsteine aus Herbede sind gespendet worden. Sie sollen der Sockel werden, der den Kotten abstützt. Eichentüren mit Beschlägen aus dem 18. Jahrhundert kommen ebenfalls aus Herbede, vom alten Fachwerkhaus der Familie Steveling. Auch Balken soll es bald geben. Was fehlt? „Rechteckige Sandsteinplatten brauchen wir noch ganz dringend, für die Deele“, so Junge.

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Die Sandsteine für den Sockel des Kottens liegen schon bereit. Sie wurden in Witten-Herbede gespendet.
Die Sandsteine für den Sockel des Kottens liegen schon bereit. Sie wurden in Witten-Herbede gespendet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Und natürlich Geld, Helfer, Mitglieder. 1000 Euro hat die Bürgermeisterin noch einmal springen lassen. „Sie weiß, dass wir zehn Prozent Eigenanteil leisten müssen, wenn wir Fördergelder bekommen wollen“, so Junge dankbar. Aber auch die Zahl der Mitglieder sei dafür entscheidend – rund 80 sind es bislang. Wer mitmachen möchte: „Auf unserer Seite kann man sich das Formular herunterladen“, so Junge. Helfer werden zudem nicht nur fürs Gärtnern und Aufräumen gesucht, sondern auch für handwerkliche Arbeiten. Das müssen keine Profis sein: „Wir brauchen Leute, sie sich vorstellen können, vielleicht die Restaurierung von ein oder zwei Fenstern oder Türen zu übernehmen.“

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Auch wenn es noch an vielem fehlt: Junge und seine Mitstreiter sind von der großen Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung überwältigt. Nicht nur Mitglieder und Nachbarn machten unentgeltlich mit, auch Baufirmen, Architekten und Ingenieure. Und im nächsten Frühjahr rücken dann sogar 20 Handwerksgesellen auf der Walz an, um den Dachstuhl des Kottens zu retten. Ihr Lohn: Sie bekommen vom Verein eine Tour de Ruhr und lernen die Kultur im Revier kennen.