Witten. Die Umbaupläne für den Günnemann Kotten in Witten liegen vor. Einer, der die Förderung des Bürgerprojekts möglich gemacht hat, war jetzt vor Ort.
Stolze 350.000 Euro hat der Wittener SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Kapschack für die Restaurierung des Günnemann Kotten beim Bund locker gemacht. Jetzt hat er sich angesehen, was mit dem Geld in Rüdinghausen passieren soll. Die Pläne für das alte Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert haben ihm offenbar gefallen. „Das Konzept ist eine großartige Idee“, lobt er.
Das Projekt am Günnemann Kotten sei ein Paradebeispiel für bürgerschaftliches Engagement, so der Sozialpolitiker, der selbst aus Schnee kommt. Zuerst habe er nicht recht daran glauben können, dass aus der Restaurierung des verfallenen Hauses etwas werden würde. „Ehrlich gesagt, ich hab gedacht, die Initiatoren müssen verrückt sein.“ Aber genau dieses Maß Verrücktheit habe es wohl gebraucht, um das Projekt im Tal der Brunebecke anzustoßen. „Und dann hat mich der Verein mit einer Hartnäckigkeit und seinem Durchhaltevermögen wirklich beeindruckt“, so Kapschack.
Lange war die Zukunft des alten Gebäudes ungewiss. Der Bürgerverein „Günnemann Kotten“ konnte das verfallene Bauernhaus dank zahlreicher Spenden zwar erwerben. Für den Umbau fehlte aber das Geld. Anfang des Jahres hatte der Trägerverein daher einen Antrag auf Förderung durch das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes gestellt.
„Es gibt Tausende von Projekten, die einen Antrag auf Förderung stellen“, erklärt Kapschack. Bundesweit hätten aber nur rund 200 eine Zusage vom Finanzausschuss bekommen. „Eines davon ist in Witten – das macht mich schon ein bisschen stolz.“
Wittener wollen Geschichte und Gegenwart miteinander kombinieren
Ausschlaggebend für die Entscheidung sei gewesen, dass der Verein die Geschichte bewahren, aber zugleich mit aktuellen Themen kombinieren wolle. „Wir wollen hier keine Idylle“, hatte Vorsitzender Marc Junge vorab erklärt. Drängende, globale Probleme der Gegenwart wie Klimaschutz und Renaturierung sollen mit in den Blick genommen werden. „Um Menschen dafür zu sensibilisieren, braucht man einen Ort, wo man sich begegnen kann“, so der 59-Jährige.
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Der soll nun am Kotten als Erstes entstehen, die Pläne liegen bereits vor. Die ehemaligen Ställe im Osten des Hauses – bislang ein verfallener Innenhof – sollen mit schwebenden Trägern überdacht werden und Glaswände bekommen. „Das wird unser Friedhelm-Specht-Gedächtnisraum“, sagt Junge in Erinnerung an den verstorbenen Rüdinghauser, der den Stein vor über fünf Jahren ins Rollen gebracht hatte.
Die Zusage über die 350.000 Euro sei ein Anfang, das Geld ein „guter Sockelbetrag“, so Junge. Er hofft, dass nun auch andere Organisationen – wie die NRW Stiftung – mitziehen werden. Insgesamt veranschlagt der Verein die Restaurierungskosten mit 725.000 Euro. „Auch wenn wir gefördert werden: 20 Prozent müssen wir selbst finanzieren“, erklärt der Vorsitzende. Das sei nur dank der großen Spendenbereitschaft der Menschen in der Nachbarschaft möglich. „Die kleinen Leute und die großen, alle machen mit.“
Eichenbalken und Sandsteinplatten gesucht
Menschen, die bei der Restaurierung helfen wollen, sind dem Verein willkommen. Egal, ob mit Spenden, Muskelkraft, Material oder Fachwissen.
Ganz konkret werden für die Bauarbeiten am Kotten, der unter Denkmalschutz steht, derzeit dringend Eichenbalken und rechteckige Sandsteinplatten gesucht. Wer welche spenden möchte, der meldet sich unter 02302 / 800990.
In diesem Sommer sollte es mit den Arbeiten losgehen, dann kam Corona. Nun fangen die Arbeiten erst im Frühjahr 2021 an. Die Bauvoranfragen sind gestellt. Begegnungsraum, Toiletten und Heizung könnten dann in Jahresfrist fertig sein, hofft der Verein.
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