Witten. Die Maskenpflicht an Schulen ist Schnee von gestern. Nun fällt auch die Testpflicht. Gut oder schlecht? In Witten besteht eine klare Tendenz.

Erst ist die Maskenpflicht an Schulen weggefallen, nun gibt es mit dem ersten Schultag nach den Osterferien auch keine Testpflicht mehr. Von Lehrerverbänden und Gewerkschaften hagelt es bereits Kritik. Als „unsäglich“ bewertet etwa auch Olaf Schmiemann als Leiter des Wittener Berufskollegs diese Entscheidung.

„Ich kann das nicht verstehen“, sagt Schmiemann. Die meisten Schülerinnen und Schüler würden sich viel wohler fühlen, wenn weiterhin in der Schule getestet würde. Zu glauben, dass sie nun stattdessen zu den Bürgertestzentren gehen würden, sei unsinnig – zumal deren Verlässlichkeit manches Mal in Zweifel zu ziehen sei.

Bei Wittener Schulleitern kommt die neue Vorgabe nicht so gut an

Der Leiter des Berufskollegs habe schon häufiger mitbekommen, dass ein in der Schule positiv getesteter Jugendlicher beim Schnelltest in einem Zentrum plötzlich negativ war – und fünf Tage später dann doch Corona hatte. „Ich hätte mich gefreut, dass jeder, der es möchte, weiterhin die Möglichkeit gehabt hätte, sich direkt bei uns zu testen.“ Tatsächlich gebe es noch Bestände an Schnelltests, „aber die mussten wir alle einlagern“.

Der Leiter des Schiller-Gymnasiums findet die neue Vorgabe ebenfalls „nicht gut“. Er hätte es sich für den Montag nach den Osterferien oder sogar für die ganze erste Woche gewünscht, so Christian Roussel. Es habe durchaus Nachfragen von Schülern gegeben. Aber, sagt er, „ich habe da keine Handhabe“. Er könne nur vermuten, dass viele sich nun freiwillig testen.

Langsam reift der Wunsch nach mehr Normalität

Riesenbestände an Schnelltests seien beim Schiller nicht mehr übrig. „Dass sich an einem Tag alle testen, dafür hätte es nicht gereicht.“ Haltbar seien die Packungen bis 2023. „Bestimmt werden wir sie aber im Herbst schon wieder brauchen“, schätzt Roussel angesichts der Erfahrungen der letzten beiden Jahre.

Andere Länder, andere Regeln

Wie eine dpa-Umfrage in den 16 Bundesländern ergab, ist die Testpflicht bereits in sechs Ländern abgeschafft oder endet mit Beginn der neuen Woche, in sechs Ländern läuft sie spätestens Ende der Woche mit dem Monatswechsel aus.

Lediglich in Berlin und Thüringen wird darüber hinaus noch weitergetestet: In Thüringen noch bis zum 6. Mai und in Berlin „bis auf Weiteres“.

Dirk Gellesch treiben momentan andere Sachen um, als der Wegfall der Testpflicht. Die Vorbereitungen für die Abiprüfungen in diesem kurzen Schuljahr laufen auf Hochtouren. Deshalb nimmt der Leiter des Ruhr-Gymnasiums die Vorgabe aus dem Ministerium einfach mal so hin – auch wenn es während der Osterferien eine Reihe Corona-Erkrankungen gegeben habe und das Risiko bei Reiserückkehrern nun größer sei.

„Aber wie lange sollen wir das noch machen?“, fragt Gellesch. Manches spreche dafür, manches dagegen. Immerhin falle nun der Aufwand fürs Testen weg. „Der Zeitpunkt für so eine Entscheidung ist immer irgendwie fraglich.“ Doch vielleicht solle man langsam zum Normalbetrieb übergehen.

Wittener Schulleiter einig in Sachen Maske

Den wünscht sich Dörthe Diefenbruch mehr als alles andere. Der Sprecherin der Wittener Grundschulen verursacht das Ende der Testpflicht dennoch „ein ungutes Gefühl“. „Alle waren in den Ferien, nun sitzt man wieder eng.“ Diese Woche hätte sie zur Sicherheit gerne noch auf die Schnelltests gesetzt, die inzwischen ohnehin zuhause gemacht wurden.

Einig sind sich die Schulleiter jedoch in Sachen Maske, die zu tragen sie nur noch empfehlen können – was aber viele tun. „Ich bin froh, dass eine Vielzahl der Lehrkräfte und Schüler dies weiterhin befolgt“, sagt der Schiller-Chef. Auch Dirk Gellesch rät zur Maske: „Die sollten wir uns weiterhin gönnen.“

+++ Alles rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog +++

In der Grundschule allerdings sind sie froh, dass die Maske kein Muss mehr ist. Diefenbruch: „Aus Kindersicht verständlich.“ Dennoch hätten die meisten sie vor den Ferien getragen. „Da hatten wir auch noch viele Corona-Fälle.“ Sie hofft, dass der Schutz zumindest beim Gang durchs Gebäude weiterhin genutzt wird. Keine Tests, weniger Masken: „Ich hoffe, dass uns das nicht zurückwirft. Die nächsten beiden Wochen werden es zeigen.“