Witten. Trotz steigender Inzidenzzahlen sind die Schulen in Witten wieder geöffnet. Die Teilnahme am Unterricht erfordert einen negativen Schnelltest.

Auf ein Neues: Seit Montag (19.4.) dürfen alle Schulen in NRW-Städten, die unterhalb einer Inzidenz von 200 liegen, ihre Türen öffnen. Auch in Witten wird trotz steigender Inzidenz wieder nach dem Wechselmodell unterrichtet. Schülerinnen und Schüler müssen vor Ort zweimal die Woche einen Schnelltest machen, um am Präsenz-Unterricht teilnehmen zu dürfen.

In der Bruchschule am Rande der Wittener Innenstadt wurden die kleinen Schülerinnen und Schüler direkt zu Beginn der ersten Stunde getestet. „Die Kinder haben sich sehr viel Mühe gegeben“, sagt Susanne Daum, Sprecherin der Grundschulen in Witten und Schulleiterin an der Bruchschule. Generell befürwortet die Sprecherin die Schnelltests an den Schulen. Doch gerade die Erst- und Zweitklässler bräuchten bei der Durchführung noch viel Hilfe. „Wir haben keine Schutzanzüge, geschweige denn Handschuhe gekriegt“, sagt die Lehrerin. Für sie spiele das Land mit der Gesundheit der Lehrkräfte.

Kinder führen Teststäbchen selbst in Nase ein

Trotzdem freut die Schulleiterin sich, die Kinder wiederzusehen. Dass die Präsenzlehre der steigenden Inzidenzzahl lange standhält, bezweifelt Susanne Daum jedoch. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir in einer Woche schon wieder dicht machen müssen“, so die Grundschullehrerin.

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Alexandra Schüler, Schulleiterin der Vormholzer Grundschule, nimmt für die Präsenzlehre gerne das Durchführen der Schnelltests in Kauf. Ein Problem sieht die Lehrerin allerdings beim Zeitaufwand. 58 Erst- und Zweitklässler wurden am frühen Morgen in Vormholz getestet. Dabei bereiten die Lehrerinnen vieles vor, das Teststäbchen führen sich die Kinder aber selbst in die Nase ein. „Fast die ganze erste Stunde waren wir damit beschäftigt“, so Alexandra Schüler. Damit werde es zusätzlich erschwert, den Lehrplan einzuhalten.

Nur wenige verweigern den Test

Beide Schulleiterinnen berichten: An ihren Schulen sei man froh, dass es im Wechselmodell weitergehen kann. Die meisten Eltern seien mit den Testungen in der Schule einverstanden, nur eine Handvoll geht lieber selbst ins Testzentrum oder lässt die Kinder zuhause.

Das bestätigt auch Michael Günzel, Leiter der Holzkamp Gesamtschule. Von über tausend Schülern hätten sich nur einige wenige gegen die Testungen ausgesprochen. „Diejenigen bleiben einfach weiterhin im Distanzunterricht“, so Günzel. Das sei aktuell noch kein Problem, weil durch das Wechselmodell ohnehin immer eine Hälfte der Schüler zuhause lerne.

Schulleiter schlägt Testpflicht für alle vor

Nach 550 Selbsttests am ersten Tag ist Michael Günzel zufrieden. „Ich halte die Tests für sehr sinnvoll, um mehr Sicherheit zu haben“, sagt der Schulleiter. Seine Schüler machen die Tests selbstständig im Klassenzimmer. Michael Günzel hofft, dass es nun erstmal so weitergehen kann. „Mein Wunsch ist es, die Abiklassen sowie die zehnten Klassen auf jeden Fall in Präsenzlehre zum Abschluss zu bringen“, sagt der Schulleiter. Aktuell plane die Schule, wie die Prüfungen coronakonform durchgeführt werden können.

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Dirk Gellesch, Schulleiter am Ruhr-Gymnasium, ist vom Schnelltestmodell sehr überzeugt: „Ich persönlich denke, dass auch eine generelle Testpflicht niemandem weh tun würde – immerhin geht es um das Wohl der Allgemeinheit“, so Gellesch. Zugegebenermaßen seien die Tests schon eine Herausforderung. „Die Flüssigkeit wird separat geliefert, die Lehrkräfte füllen sie also vor der Testung in die dazugehörigen Röhrchen – das ist schon umständlich“, sagt der Gymnasial-Lehrer.

Lehrerinnen und Lehrer müssen aktuell flexibel sein, denn es ist ungewiss, ob und wie schnell der Inzidenzwert auf die 200 klettert. Schulleiter Michael Günzel ist sich sicher: „Noch sind wir lange nicht am Scheitelpunkt der Welle angekommen.“