Witten. Der Ukraine-Krieg beschäftigt auch Kinder in Witten. Etwa 250 Schüler des Ruhr-Gymnasiums gingen deshalb auf die Straße – mit klaren Forderungen.

Wie Kinder mit all ihren Sorgen und Ängsten angesichts des Krieges in der Ukraine umgehen, haben die fünften und sechsten Klassen des Ruhr-Gymnasiums am Freitagmittag eindrucksvoll gezeigt. Statt zum Unterricht ging’s raus in die Stadt – zum Friedens-Spaziergang durch Witten. Rund 250 Jungen und Mädchen zogen von der Schule zum Rathausplatz und über die Bahnhofstraße.

Viele tragen blau-gelbe Schilder mit Friedensbotschaften. Einige rufen „Stoppt den Krieg“, andere verteilen Karten an die Passanten: „Pray for Ukraine“ steht zum Beispiel darauf. „Betet für die Ukraine.“ Die Kinder haben all das in den letzten Tagen in der Schule gebastelt. Der Krieg ist auch für sie täglich ein Thema. „Wir sehen das in den Nachrichten oder bei Youtube, hören davon im Radio“, sagt Jost (11) aus der 6c.

Wittener Schüler: Der Krieg in der Ukraine ist unnötig

Eindeutige Botschaften senden die Jungen und Mädchen des Ruhr-Gymnasiums mit ihren Schildern an den russischen Präsidenten.
Eindeutige Botschaften senden die Jungen und Mädchen des Ruhr-Gymnasiums mit ihren Schildern an den russischen Präsidenten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Sie habe Angst, sagt Mitschülerin Marie (12) – nicht davor, dass der Krieg nach Deutschland kommen könnte, aber um die Menschen vor Ort. „Es gibt so viel Tod und Leid.“ Die anderen nicken. „Der Krieg ist unnötig. Den gewinnt keiner“, sagen Ole (12) und Lamija (11).

Stadt will Samstag Flaggen hissen

Als Zeichen der Solidarität will die Stadt ukrainische Flaggen hissen. Vermutlich im Laufe des Samstags (5.3.) – etwas später als zunächst angekündigt – sollen sie am Kornmarkt sowie am Stadtpark gegenüber von Haus Witten hängen.

Das Bergerdenkmal wird an den Wochenenden nicht wie geplant in den Landesfarben der Ukraine beleuchtet. Zwar habe ein Wittener Veranstalter die Technik kostenlos zur Verfügung stellen wollen. Doch die Kosten von 3000 Euro für die Bewachung aus Sorge vor Vandalismus seien zu hoch, so Bürgermeister Lars König.

„Wir haben gemerkt, wie viele Fragen die Kinder haben, wie groß ihr Redebedarf ist“, sagt Katrin Rechmann, Klassenlehrerin der 6c. „Sie werden ja mit etwas konfrontiert, mit dem sie noch nie zu tun hatten.“ Im Unterricht habe all die Tage seit Ausbruch des Krieges eine ganz eigene, sehr berührende Atmosphäre geherrscht.

Wittener Schulleiter „stolz“ auf sein Team

Schnell war klar: Reden allein hilft den Jüngeren nicht. „Die wollten irgendwie tätig werden“, so Rechmann. Mit einigen Kolleginnen und Kollegen hat sie deshalb auf die Schnelle den Spaziergang organisiert. „Wir sind Europa-Schule. Wir müssen doch was tun.“ Direktor Dirk Gellesch steht auf dem Schulhof, als sich die lange Reihe in Bewegung setzt. Er sei stolz auf sein Team und unterstütze die Aktion aus vollster Überzeugung.

Blau und Gelb – die Landesfarben der Ukraine – haben die Kinder für ihre Plakate genutzt. Auch die Friedenstaube ist ein beliebtes Symbol.
Blau und Gelb – die Landesfarben der Ukraine – haben die Kinder für ihre Plakate genutzt. Auch die Friedenstaube ist ein beliebtes Symbol. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als dauerhaftes Zeichen ihrer Solidarität haben die Fünf- und Sechstklässler außerdem die Fenster des Traktes zur Synagogenstraße hin geschmückt: oben mit blauem Papier, in der Mitte mit gelbem und in den unteren Fenstern steht in Großbuchstaben „Frieden“.

Wittenerin lobt die Kinder: Eine tolle Aktion

Auf dem Rathausplatz hält der Schüler-Zug kurz an. Gleich wird das Ordnungsamt aufmerksam. Die Kinder dürfen hier als große Gruppe nicht länger verweilen, denn der „Spaziergang“ ist nicht als Demo angemeldet. Aufmerksamkeit erregt er aber allemal. Menschen bleiben stehen, schauen aus dem Fenster zu. Ein Passant grüßt: „Peace.“ Frieden.

Die siebenjährige Josy begleitet mit ihrer Oma Carmen Diehle die Schüler, denn ihre große Schwester Emily ist auch darunter. „Ich finde die Aktion toll“, sagt die Großmutter. „Was soll man denn sonst tun?“ Ohnmacht auch bei den Erwachsenen. Ihre Enkelin hat noch eine Idee. „Der Bürgermeister könnte Friedenstauben aus Papier in die Bäume vor dem Rathaus hängen.“ Die Fenster der Wohnung ihrer Oma hat sie schon entsprechend dekoriert.