Witten: Azubis sanieren kostenlos die Herbeder Zeche Egbert
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Witten. 1976 stellte die Zeche Egbert in Kämpen ihren Betrieb ein. Jetzt wird sie von Dortmunder Azubis instand gesetzt. Ein Stück Bergbaugeschichte.
Junge Männer retten eine denkmalgeschützte Anlage vor dem Verfall, ein überregional wichtiges Stück Herbeder Bergbaugeschichte: 1976 hat die Kleinzeche Egbert, gelegen in einem Bachtal nahe der Kämpenstraße, ihren Betrieb eingestellt. Jetzt sanieren Azubis des weltweit tätigen Schacht- und Bergbau-Unternehmens Redpath Deilmann die Anlage - und zwar kostenlos.
Das rund zwölf Meter hohe Fördergerüst aus Holz wird neu aufgebaut
Denn bis auf die vier Hauptpfeiler konnte nichts vom alten, rund zwölf Meter hohen Holzfördergerüst der Zeche, die von 1962 bis 1976 in Betrieb war, erhalten bleiben. Alles muss neu aufgebaut werden. Ausbilder Mike Nowak: „Zuerst war es eine Herausforderung, ohne eine Krananlage das marode Fördergerüst zu demontieren." Auch das alte Förderband konnte nicht gerettet werden. Die Azubis bauten es aus Stahlrohren nach. Die Haspelbude aus Holz werden sie komplett neu bauen und den Feinkohletrichter der Zeche aufarbeiten.
Einer, der dafür sorgt, dass mit der Sanierung ein Stück Herbeder Bergbaugeschichte erhalten bleibt, ist Lukas Brinkmann. Der 19-Jährige sagt, dass er ein sehr vielseitiges Handwerk erlerne. „Wir arbeiten mit Holz und Metall, machen Betonarbeiten. Mit diesem Beruf kann ich auch im Ausland arbeiten." Brinkmanns Lehrlings-Kollege Ceyhun Uzun nickt. Ein Großvater sei Bergmann gewesen, erzählt der 18-Jährige stolz. Nicht zuletzt könne er die handwerklichen Fertigkeiten, die er während seiner Ausbildung erlerne, auch im Privatleben gut gebrauchen. Bis Ende des Jahres will das Redpath Deilmann-Team die Arbeiten an der Herbeder Zeche abgeschlossen haben.
Die Zeche Egbert in Witten-Herbede ist Teil der Route der Industriekultur
Für den Erhalt des kleinen Pütts, der einst von Karl-Heinz Kogelheide betrieben wurde, setzt sich der Wittener Arbeitskreis des „Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier" ein. Dieser finanziert auch die Materialkosten für die Sanierung vor. „Bislang sind es etwa 15.000 Euro", sagt Heinz Eberle vom Förderverein. Egbert Kogelheide, Sohn des letzten privaten Püttbesitzers des Reviers, hat 2000 Euro spendiert. Der Förderverein hofft auf weitere Spender. Schließlich ist die Zeche Teil der Route der Industriekultur und der bergbaubegeisterte Heinz Eberle möchte nach der Sanierung Interessierten vor Ort erklären, was man überirdisch von der Anlage sieht und wie hier einst Steinkohle in bis zu 135 Metern Tiefe von Kogelheide und seinen Bergleuten abgebaut wurde.
Die Zeche Egbert ist nicht das erste Azubi-Projekt des mittelständischen Unternehmens Redpath Deilmann. In Bochum-Stiepel haben Lehrlinge der Firma bereits die Kleinzeche Haunert originalgetreu nach historischen Fotos nachgebaut. Der Wiederaufbau der Zeche, die einst Kohle an die Hattinger Henrichshütte lieferte, erfolgte im Auftrag des Knappenvereins „Schlägel & Eisen 1884". 2017 war alles fertig. Die Azubis haben ganze Arbeit geleistet, die Bergbauinteressierte in Stiepel (Am Bliestollen) in Augenschein nehmen können.
In Herbede legen Azubis ehrenamtlich kräftig Hand
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So kommt man zur Zeche Egbert
Wer sich die Sanierungsarbeiten ansehen möchte, kann der Kleinzeche Egbert zu Fuß einen Besuch abstatten. Über die Kämpenstraße in Herbede erreicht man den Parkplatz „Franz-Wohlleb-Platz". Nach der Querung der Kämpenstraße dem ausgeschilderten Fußweg zur Zeche folgen. Diese erreicht man in rund zehn Minuten.
Wer die Sanierungsarbeiten mit einer Spende unterstützen möchte, kann sich mit Heinz Eberle in Verbindung setzen (Tel. 0152/2261 2081). Eberle kann auch Fragen zur Zeche beantworten.
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