Witten/Sprockhövel. Ist das zeitgemäß? Die Straße durchs Hammertal zwischen Witten und Sprockhövel erhält nach der Sanierung keinen Radweg. Nun gibt es eine Idee.

Noch ist die L 551 durch das Hammertal, zwischen Witten und Sprockhövel, bis Mitte April wegen der laufenden Fahrbahnsanierung gesperrt. Das Sprockhöveler Teilstück glänzt bereits mit glattem Asphalt – und wirft doch Fragen auf. Warum wird die Straße für 1,1 Millionen Euro neu gemacht, erhält aber keinen Radweg? Ist das noch zeitgemäß?

Die Sprockhöveler Grünen haben deshalb einen Protestbrief an die zuständige Landesverkehrsministerin Ina Brandes geschrieben. Schließlich sei die L 551 eine wichtige Radverkehrsverbindung zum Naherholungsgebiet Kemnader Stausee und „eine Radhauptverbindung für Alltagsradwege“. Sie könnten kaum glauben, heißt es in dem Brief, dass „selbst das Minimum der Möglichkeiten wie ein Radverkehrsschutzstreifen, der kaum bauliche Aufwände bedeuten würde, nicht in Betracht gezogen werde“.

Straße nicht breit genug für parallelen Radweg

Ein Radweg sei nicht vorgesehen, da es sich um reine Erhaltungsmaßnahme und keinen Neubau der Straße handele, erklärt Straßen.NRW als Bauherr. Die Fahrbahn bekomme „zwischen den Rinnsteinen“ eine neue Fahrbahndecke, weil sie nicht mehr verkehrssicher war. Sprecher Andreas Berg weiß aus eigener Erfahrung im Fahrradsattel, wie schlimm und holprig die Straße bis vor Kurzem war. Für einen Radweg, so Berg, wäre zudem eine zeitaufwendige Planung erforderlich gewesen, unter anderem mit Grundstückszukäufen. Denn die Straße sei nicht breit genug.

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Ein einfacher Radstreifen wäre hier laut Berg gar nicht zulässig. „Außerhalb geschlossener Ortschaften darf ein Radweg nicht als Schutzstreifen neben der Fahrbahn verlaufen, sondern würde als kleine Straße parallel neben der L 551 hergeführt“, erklärt der Sprecher des Landesbetriebs. „Mit Sicherheitsabstand und Radwegen in beide Richtungen kommt man dann auf über drei Meter zusätzliche Breite.“

Ähnliche Straße gilt als „Rad-Hauptwegeverbindung“

Bereits jetzt wähnen sich viele Radfahrende auf dieser Strecke in Schilda. Auf Wittener Stadtgebiet, in Buchholz, sind zumindest lückenweise Radschutzstreifen eingezeichnet. Direkt nach dem Ortsausgangsschild ist damit Schluss. Autos oder Lkw dürfen mit Tempo 70 an den Radlern vorbeidüsen.

Vollsperrung noch bis Mitte April

Seit Mitte November 2021 ist die L 551 (Bochumer Straße/Im Hammertal) zwischen Sprockhövel und Witten abschnittsweise gesperrt. Die Baustelle wandert von Sprockhövel aus in Richtung Witten.

Bis zum 21. März läuft der fünfte Bauabschnitt, nahe der Einmündung Krünerstraße. Die Baustelle läuft bis zum Ortseingangsschild Buchholz, nahe der Autobahnbrücke. Straßen NRW plant eine Fertigstellung und Freigabe ab Mitte April. Die Deckensanierung hat eine Auftragssumme von 1,1 Millionen Euro.

Die Freigabe des Hammertals ist wichtig für die bald startende Sanierung der Wittener Straße, zwischen Steinernhaus und Anschluss zur Autobahn 43. Diese wird zur Einbahnstraße, die L551 Umleitungsstrecke.

Zum Vergleich: Die angrenzende Wittener Straße, ebenfalls eine Landesstraße, erhält mit der Sanierung ab Sommer 2022 einen Radweg. Auf Drängen der Wittener SPD gibt’s sogar eine Straßenbeleuchtung. Denn nach einer Klassifizierung des Regionalverbands Ruhr handelt es sich um eine „Rad-Hauptwegeverbindung“ zwischen Witten und Hattingen. Die Sicherheit aller Nutzer müsse auf einer solchen Strecke auch bei Dunkelheit gewährleistet sein. Gilt das für die Verbindung zwischen Witten und Sprockhövel nicht?

„Bürgerradweg“ würde über Nebenstraßen führen

Das ist Vergangenheit: Die kaputte Bochumer Straße, hier in Sprockhövel.
Das ist Vergangenheit: Die kaputte Bochumer Straße, hier in Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Doch es gibt Hoffnung. Weil man bei Straßen NRW den Bedarf sieht, ist nun ein „Bürgerradweg“ über eine alternative Route angedacht. Um Radwege auch dann verwirklichen zu können, wenn es kurzfristig nicht möglich erscheint, hat das Land 2005 ein Modellprojekt gestartet.

Sogenannte „Bürgerradwege“ können mit einem leicht reduzierten Standard gebaut werden, engagierte Anwohner dürfen und sollen mit anpacken. Die beteiligten Städte planen, Straßen.NRW zahlt. „Die Gespräche mit der Stadt Sprockhövel laufen bereits, die Abstimmung mit der Stadt Witten steht noch aus“, so Andreas Berg.

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Klar sei: Die ausgewiesene Radstrecke würde parallel über ländliche Nebenstraßen führen. „Es wird für Radfahrende sehr viel schöner sein, dort entlangzufahren“, sagt der Sprecher des Landesbetriebs. Von Sprockhövel aus gesehen sei ein Start in der Straße „Auf Brockhausen“ angedacht, über die Uhlenbruchstraße nach Witten. Wie die weitere Streckenführung dann durch in Buchholz aussieht, sei noch unklar.

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