Witten. Wittens Kinder können endlich wieder am Stahlhammer spielen. Trotzdem läuft es mit der Spielplatzoffensive anders als erwartet. Das hat Gründe.
Dieser Spielplatz hatte seinen Namen nicht mehr verdient: Rund fünf Jahre lang, schätzt Wittens Kinder- und Jugendbeauftragter Paul Anschütz, war die Fläche am Stahlhammer in Bommern in einem mehr als schlechten Zustand. Doch die Beschwerden von Eltern und Anwohnern haben Wirkung gezeigt. Jetzt können Kinder dort wieder schöner spielen. Die Spielplatzoffensive gerät dennoch gerade ins Stocken.
Lasse aus der Drachenklasse der Brenschenschule überreicht dem Bürgermeister an diesem Mittwochvormittag (2.3.) die Schere. Und als das rotweiße Flatterband offiziell durchschnitten ist, stürmen die Drittklässler den Spielplatz, der neben dem gewaltigen Industriedenkmal liegt.
Ein tolles Teil zum Klettern – eigentlich. Doch der Stahlhammer wird eingezäunt. Zu groß sei die Gefahr, dass sich ein Kind tatsächlich verletze. Aber auf der Wiese rundherum kann man auch wunderbar Fußball spielen. Obwohl Mick ein richtiger Bolzplatz noch lieber gewesen, ist der Achtjährige mit dem neuen Spielplatz überaus zufrieden. „Der ist richtig cool“, findet auch Klassenkameradin Alma (8).
Stadt Witten will Spielflächenkonzept überarbeiten
Wo zuletzt gerade mal ein funktionierendes Spielgerät stand, gibt es jetzt Wipptiere und ein Klettergerüst mit Rutsche auf einer Sandfläche, die neu eingefasst wurde. Dabei gehört der Spielplatz am Stahlhammer zu den sogenannten Optionsflächen, die im Rahmen der 2011 gestarteten Spielplatzoffensive unter Umständen verkauft werden sollten, um andere Plätze mit dem Geld besser auszustatten. Stattdessen habe seine Neugestaltung jetzt rund 25.000 Euro gekostet.
Es sei nie so richtig klar gewesen, was mit der Fläche passieren soll. Deshalb sei sie derart stiefmütterlich behandelt worden, sagt der Kinder- und Jugendbeauftragte. Überhaupt müsse das gesamte Spielflächenkonzept neu überarbeitet werden. Denn die damals düstere Bevölkerungsprognose habe sich nicht erfüllt – auch weil 2015 viele Flüchtlingsfamilien nach Witten kamen und blieben.
Stadt Witten sucht Gärtner und Azubis
Auch Schulhöfe zählen als Spielflächen
Aktuell gibt es in Witten 17 sogenannte Mittelpunktsflächen, also größere Spielplätze. Darüber hinaus bestehen 66 kleinere Funktionsflächen. 29 Schulhöfe der städtischen Grund- und weiterführenden Schulen sind nach dem Ende des Unterrichts und der OGS-Betreuung bis zum Einbruch der Dunkelheit als Spielflächen freigegeben.
Die Existenz einiger Spielflächen stand auf der Kippe. Eine Anfrage der SPD hat ergeben: Die Flächen an der Virchowstraße, Kapellenstraße, am Kötterweg, an der Hausackerstraße, am Fischertalweg und am Herbeder Sportplatz bleiben erhalten. Auf den Spielplatz an der Rauendahlstraße müssen die Kinder allerdings künftig verzichten, eine Fläche am Jahnplatz wurde bereits aufgegeben.
Die personelle und finanzielle Situation der Stadt erlaube derzeit ebenfalls keine allzu großen Sprünge im Spielflächenbereich. Mehrere Stellen seien ausgeschrieben, sagt Anke Berg vom Betriebsamt. So werde etwa ein Landschaftsarchitekt gesucht, außerdem ein Gärtner, ebenso Azubis für den Garten- und Landschaftsbau. Bis Ende der Woche könnten sich Interessierte noch bewerben, appelliert sie. Zudem seien zwei Meisterstellen unbesetzt, jene des Grünflächenmeisters. Auch der Spielplatzmeister sei in Rente gegangen, ein Nachfolger noch nicht gefunden.
Trotzdem haben Berg und Anschütz auch gute Nachrichten auf Lager. Gerade laufe der Bauantrag für die Renovierung der Grünfläche mit Spielplatz am Brunebecker Feld in Rüdinghausen. Die Umgestaltung des Spielplatzes am Hohenstein befinde sich in der Vorentwurfsphase. Er soll, wenn alles glatt läuft, in diesem Jahr fertig sein. Am Spielplatz Dirschauer Straße seien übrigens so viele Bäume gefällt worden, weil im Zuge der Erneuerung auch Platz für eine Wegeverbindung zur Uni geschaffen werden soll, sagt Anke Berg.
SPD Witten: Einziger Spielplatz in Kämpen bleibt erhalten
Erhalten bleibt der einzige Spielplatz in Kämpen. Das hat die SPD auf Nachfrage von der Stadt erfahren. Besorgte Eltern hatten auch hier den schlechten Zustand kritisiert. Der Spielplatz am Kämperfeld befinde sich auf dem Grund und Boden des EN-Kreises, die Stadt statte ihn nur mit Spielgeräten aus. „Da der Kreistag eine Vergrößerung der benachbarten Kämpenschule beschlossen hat, wird die Spielfläche demnächst nicht mehr in der gewohnten Form zur Verfügung stehen“, so SPD-Ratsherr Martin Kuhn. Sie solle jedoch nicht „signifikant“ verkleinert werden.
Zurück zum Spielplatz am Stahlhammer. Auch der zweijährige Hannes hat hier Spaß. Er ist mit Oma Barbara Breitenbach (58) da, die früher schon mit ihren Kindern regelmäßig herkam. Denn sie wohnt ganz in der Nähe, hat den Baufortschritt fortwährend beobachtet. „Ich finde“, sagt sie, „das ist ein wunderschöner kleiner Park“.