Witten. Nach Spontandemo und Mahnwache Ende letzter Woche folgt jetzt konkrete Hilfe. Was Witten für die Menschen in der Ukraine auf die Beine stellt.

In Witten läuft eine größere Hilfsaktion für die Menschen in der Ukraine an. Maßgeblich organisiert vom „Help Kiosk“, können die Menschen am Mittwoch (2.3.) Spenden zu einem zentralen Sammelort bringen. Unterdessen ist die Erleichterung unter den in Witten lebenden Ukrainern groß, dass Deutschland und die EU so umfassende Sanktionen beschlossen haben und die Deutschen nun auch Waffen liefern.

Benötigt werden medizinische Produkte und Nahrung, keine Kleidung, betont Lilo Dannert vom Help-Kiosk. Sie folgt mit dem Integrationsrat und deren Vorsitzenden Nataliya Koshel einem dringenden Spendenaufruf des ukrainischen Generalkonsulats in Düsseldorf. Dorthin wird das DRK die gesammelten Spenden bringen, damit sie dann auf schnellstem Wege in das von den Russen überfallene Land gelangen.

Welche Spenden in Witten gesammelt werden

Benötigt werden Milchpulver für Babys, Windeln in allen Größen, Seife, Feuchttücher, Erste-Hilfe-Sets, Thermodecken, Konserven, Mehl, Tütensuppe, Einweggeschirr, Decken, Winterschlafsäcke, Handtücher und Wärmflaschen.

Unter „medizinischem Material“ führt das Generalkonsulat unter anderem Schmerzmittel auf, Pflaster und Verbände, Wunddesinfektionsmittel, Dekompressionsnadeln, Druckverbände, Infusionsbesteck, periphere Verweilkanülen (grün/blau/rosa), Infusionslösungen, 18G- und 20G-Katheter, Alkoholtücher, Einmalspritzen (5 und 10 ml), Einmalhandschuhe, Thoraxpflaster (auch mit Ventil) und Blutstiller (wie zum Beispiel Tranexamsäure).

„Im Moment fehlen diese Dinge im Kriegsgebiet“, sagt Lilo Dannert vom Help-Kiosk. Die Spenden können an diesem Mittwoch von 10 bis 18 Uhr in den Räumen des Integrationsrats beim „Treff“ an der Werkstadt (Mannesmannstraße 6) abgegeben werden. Die 71-Jährige schließt weitere Sammeltermine nicht aus. „Aber wir wollen jetzt erst mal gucken, wie es ankommt.“

Ukrainerin in Witten von Solidarität begeistert

„Witten ist unheimlich solidarisch“, sagt schon jetzt Nataliya Koshel, die aus der Ukraine stammt und seit 2009 an der Ruhr lebt. „Ob Rotes Kreuz, Caritas, Help Kiosk, wir kriegen ganz viele Anrufe, was gebraucht wird“, so die 37-Jährige. Sie ist Vorsitzende des Integrationsrates, betont aber, sich als Privatperson zu äußern. Und das sagt sie nach der historischen Regierungserklärung von Kanzler Scholz im Berliner Reichstag: „Das war eine Riesenerleichterung.“

Gemeint sind die umfangreichen Sanktionen, die von der deutschen Politik ebenso wie jetzt auch Waffenlieferungen befürwortet werden. „Wir freuen uns alle darüber. Das hätte aber schon früher passieren sollen“, sagt die Frau, die ständig mit ihren Eltern in der Westukraine in Kontakt steht. Dort, in der Nähe von Lemberg, sei es noch relativ ruhig. Die feindlichen Truppen hätten den Flughafen – anders als alle anderen Flughäfen im Lande – und die übrige Infrastruktur noch nicht zerstört.

Eltern in der Ukraine nahmen drei Flüchtlinge auf

Nur 30 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, haben ihre Eltern drei Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine aufgenommen. In deren Heimatort wehe schon die russische Flagge. Die Flüchtlinge wüssten noch nicht, ob sie über die Grenze nach Polen gehen oder in der West-Ukraine bleiben.

Am Sonntagabend habe sie zuletzt mit ihren Eltern telefoniert, sagt Nataliya Koshel, die sich wünscht, die Nato würde den Luftraum über der Ukraine kontrollieren. Kurzzeitig habe eine gewisse Unruhe geherrscht, weil man Flugzeuge gehört hat. Es waren aber offenbar keine Angreifer aus Russland, „sondern Flüge mit Hilfsgütern“, sagt die Ukrainern. Für einen Moment spürt man ihre Erleichterung.