Witten. Elf Tage lang mussten 13 Bewohner eines Hauses in Witten frieren. Die Heizung fiel aus. Warmes Wasser gab es auch nicht. Werden sie entschädigt?
Andreas und Marianne Kelling haben harte und vor allem kalte Tage hinter sich. Am Freitag, 20. November, fiel in einem Haus in der Straße Drei Könige die Heizungsanlage aus. Elf Tage lang hatten die Kellings und die weiteren Bewohner – mit kurzen Ausnahmen – keine Heizung und kein warmes Wasser. Jetzt wurde das Problem gelöst.
„Wir haben jeden Tag gefroren und uns in dicke Decken gehüllt“, sagt Marianne Kelling. Anrufe bei der Hotline der zuständigen Wohnungsgesellschaft LEG gingen zunächst ins Leere. „Ich hing knapp 20 Minuten in der Hotline fest, bis sich jemand gemeldet hat“, erklärt ihr Mann Andreas. Dennoch: Das Wohnungsunternehmen LEG haben aber reagiert und bereits ab dem 21.11. an drei Tagen hintereinander Monteure geschickt.
Marianne Kelling aus Witten ist Risikopatientin und will so wenig wie möglich raus
„Danach ging die Heizung auch für ein paar Stunden wieder und fiel dann wieder aus“, so Andreas Kelling. Das Problem sei schon in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetreten – allerdings noch nie über so einen langen Zeitraum. „In den letzten Jahren konnte ich wenigstens in die Sauna gehen, um mich aufzuwärmen. Derzeit kann man ja aber nirgends hin“, sagt der 66-Jährige.
Vor allem für Marianne Kelling war das ein Problem. Sie ist Risikopatientin und will in Zeiten von Corona so selten wie möglich raus. „Ich habe einfach Angst.“ So hielt sie sich mit warmen Pullis oft in der Küche auf. Dort haben die beiden Rentner dann den Gasherd und den Backofen angemacht, damit es etwas wärmer wird. Teilweise zeigte das Thermometer in der Wohnung gerade einmal 13 Grad an. Morgens sind sie deshalb oft einfach in dicken Decken gehüllt im Bett geblieben. An einem Tag ging es auch mal zu Kaufland, um sich dort aufzuwärmen.
Die Kellings spielten mit dem Gedanken, auszuziehen
In der Not wird man bekanntlich kreativ. Marianne Kelling hat täglich etwa einen Fünf-Liter-Eimer mit Wasser erhitzt und sich daran die Hände gewärmt. Geholfen hat das aber auch nicht wirklich. „Ich friere mittlerweile sogar von innen“, sagt sie.
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„Meine größte Sorge ist, dass wir krank werden“, so Andreas Kelling. Auch die anderen Mieter haben auf die Kälte reagiert und sich mit Heizlüftern ausgestattet, einer der Bewohner hat über rechtliche Schritte nachgedacht. Die Kellings selbst haben in der ersten Wut mit dem Gedanken gespielt, ganz auszuziehen. „Wir wohnen aber seit 33 Jahren hier, haben einen Garten und fühlen uns eigentlich wohl“, so Marianne. Sie hätte sich gewünscht, dass sich jemand von der LEG mal persönlich meldet.
Wohnungsgesellschaft LEG verspricht Mietminderungen
LEG betreibt 1500 Wohnungen
Die LEG unterhält in Witten 1501 Wohnungen. Darin wohnen nach Angaben des Unternehmens ungefähr 4500 Menschen.
Die LEG ist nicht die erste Gesellschaft, die das Haus Nummer 4 in der Straße Drei Könige betreibt. Ganz früher gehörten die Häuser zwei und vier dem Industriekonzern Thyssenkrupp mit Sitz in Essen. Danach wurden sie von der Immobiliengruppe Immeo übernommen.
Zumindest gegenüber unserer Redaktion hat sich das Unternehmen nun geäußert. „Wir möchten uns in aller Form bei den Mietern entschuldigen“, sagt Pressesprecher Mischa Lenz. Er verweist darauf, dass die Firma bei jedem Störungsfall aber direkt tätig geworden sei und versucht habe, den Fehler zu beheben.
„Wir verstehen natürlich dennoch den Unmut unserer Mieter. Auch wir selbst sind nicht glücklich darüber, dass es nacheinander gleich zu mehreren Schäden gekommen ist“, heißt es von der Gesellschaft. Zudem erklärt die LEG, dass sie für den Zeitraum des Ausfalls Mietminderungen akzeptiere und für jeden Bewohner „eine individuelle Lösung finden wolle – je nach Dauer und Umfang des Ausfalls“.
Seit Mittwoch (2.12.) funktionieren Heizung und warmes Wasser wieder. Andreas Kelling hat das direkt genutzt, um ausgiebig und warm duschen zu gehen. „Ich fühle mich wie ein neuer Mensch“, sagt der Rentner und hofft, dass er in Zukunft nicht noch einmal in den eigenen vier Wänden so sehr frieren muss.