Witten. 90 Prozent der Fichten im Wittener Stadtwald sind tot, sagt Förster Klaus Peter. Er setzt auf Bäume, die besser mit der Trockenheit klarkommen.
Eigentlich gehören Fichten gar nicht in den Wittener Wald. Der Harz, der Schwarzwald, der Bayerische Wald seien ihre natürlichen Standorte, sagt Stadtförster Klaus Peter. Der Mensch habe die Fichten auch in Witten angepflanzt, weil sie schnell wachsende Bäume sind, die gutes Holz liefern. Jetzt verschwindet der Baum des Jahres 2017 aus Wittens städtischem Wald. Das jetzt dritte, zu trockene Jahr und die Borkenkäfer haben die Fichten sterben lassen.
Eigentlich macht dieses Nadelgehölz nur zehn Prozent der Bäume des 700 Hektar (sieben Millionen Quadratmeter) großen Stadtwaldes aus, in dem sehr viele Laubbäume stehen. Aber 90 Prozent der Fichten sind bereits tot. Und Stadtförster Klaus Peter wird keine neuen anpflanzen lassen. Weil es mit dem Klimawandel sicherlich so weitergehen wird, wie er meint. Im fichtenreichen Sauerland vernichte dies Existenzen von Waldbesitzern.
Eichen, Vogelkirschen, Tannen und Douglasien kommen mit Trockenheit besser klar
Einen traurigen Anblick bieten derzeit die abgestorbenen Fichten am Wanderparkplatz Muttental an der Rauendahlstraße - über dem Bächlein Mutte gelegen. Vom Parkplatz aus können Spaziergänger den Bergbaurundweg Muttental erkunden. Die toten Fichten, die die Erholungssuchenden sehen, wenn sie aus ihren Autos steigen, sollen bis zum nächsten Frühjahr entfernt werden, sagt der Förster. Die Borkenkäfer, eigentlich auf Fichten spezialisiert, suchten sich für ihre Eiablage jetzt schon andere Bäume aus - wie Kiefern und Lärchen.
Klaus Peter will sich beim Land um Fördergelder zur Wiederaufforstung bemühen. Wenn es klappt, sei mit 30.000 Euro aus Düsseldorf zu rechnen. Mit dem Geld soll im Muttental und in Vormholz aufgeforstet werden. Angepflanzt werden sollen zum Beispiel Buchen, Eichen, Vogelkirschen, Tannen und Douglasien. Bäume, die mit Trockenheit besser klarkommen als Fichten. Der Förster hofft, dass er für die Wiederaufforstung auch genug Pflanzen bekommen wird. „Denn in den Baumschulen sind auch viele Jungpflanzen vertrocknet."
Am Berger-Denkmal vertrocknen 130 Jahre alte Buchen
Sorgen bereiten dem Förster, der beim Regionalverband Ruhr angestellt ist, auch die Buchen rund um das Berger-Denkmal auf dem Hohenstein. Die Bäume haben ein Wasserproblem, weil sie auf steinigem Untergrund stehen. Wenn es regnet, dringt das Wasser nicht zu ihren Wurzeln vor, sondern fließt vorbei. 130 Jahre alte Buchen vertrocknen. Ihre Blätter fallen ab, die Rinde platzt auf, Äste fallen in die Tiefe. Ein Trauerspiel.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, kurz LANUV genannt, unterhält in Witten zwei Stellen, an denen Niederschläge gemessen werden - in Gedern und auf dem Schnee. Die Messungen zeigten, dass im vergangenen Jahr und in diesem die Monate April und Mai sehr, sehr trocken waren. Eine Zeit, in der Bäume normalerweise austreiben. „Da ist viel kaputtgegangen", sagt Klaus Peter.
Stadt hat ihre Grillplätze schon vor Jahren abgebaut
Der Förster spricht derzeit von einer mittleren Waldbrandgefahr und bittet Erholungssuchende nicht im Wald zu rauchen oder gar Feuer zu machen. „Auf der großen Wiese auf dem Hohenstein finden wir trotzdem immer wieder Feuerstellen." Verbotene Grillplätze. Die Stadt hat schon vor Jahren ihre öffentlichen Grillplätze auf dem Hohenstein, am Hammerteich und in Vormholz abgebaut. Ein Grund hierfür war Vandalismus, so die Verwaltung.
>>> Stadt erprobt neues Bewässerungssystem
Die Stadt Witten, die durch Bewässerung die jungen Straßenbäume vor dem Vertrocknen bewahrt, will jetzt ein neues Bewässerungssystem ausprobieren. Dieses wird bereits in Wetter und Herdecke eingesetzt. Ein Kunststoff-Beutel wird um den Baumstamm gelegt und mit Wasser gefüllt.
Der Baum wird auf diese Weise über acht bis neun Stunden mit Wasser versorgt, erklärt Carsten Heier, Meister für Garten- und Landschaftsbau beim Betriebsamt. Das System soll in der kommenden Woche auf dem Lärmschutzwall am Neubaugebiet Bommeraner Heide installiert werden. Auf dem Wall stehen junge Bäume.