Witten. Im September stand das historische Steigerhaus in Witten in Flammen. Das Gebäude im Muttental wird wohl für immer verloren sein.

Nach den Wasser- und Schlammschäden Mitte Juli an historischen Gebäuden im Muttental gab es am 19. September den nächsten Schock. Das Steigerhaus direkt neben dem Zechenhaus Herberholz stand abends kurz vor 22 Uhr in Flammen. Das mindestens 200 Jahre alte denkmalgeschützte Fachwerkhaus, das der Stadt gehört, ist offenbar nicht mehr zu retten. Aus Kostengründen werde es abgerissen, heißt es nun.

Ein technischer Defekt hatte den Brand Ende des Sommers ausgelöst. Dank der Feuerwehr griffen die Flammen nicht auch noch auf das benachbarte Zechenhaus Herberholz über. Spaziergänger im Muttental bleiben auch heute noch immer wieder stehen und sehen sich die Ruine am Muttenbach an. Ein gespenstischer, trauriger Anblick. Schließlich war das Steigerhaus mit den grünen Schlagläden, das der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) seit 1979 als Vereinsheim nutzte, ein Kleinod.

Sauerländischer Gebirgsverein Witten sucht nach Brand einen neuen Treffpunkt

Ein schmuckes, denkmalgeschütztes Gebäude: das Steigerhaus, fotografiert im Juni 2021 vor dem Brand.
Ein schmuckes, denkmalgeschütztes Gebäude: das Steigerhaus, fotografiert im Juni 2021 vor dem Brand. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Dass das Fachwerkhaus originalgetreu wiederaufgebaut werden kann, davon ging der städtische Denkmalschützer, Magnus Terbahl, schon im Oktober nicht mehr aus. „Das ist sicher nicht finanzierbar“, sagte er. Auch Martin Hintelmann, Sprecher der Wittener Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), überrascht der geplante Abriss nicht. Der 82-Jährige gibt zu, dass das Feuer die Vereinsmitglieder sehr getroffen habe. Der Verstand habe dann aber allen gesagt, dass das Haus nicht mehr zu retten sei.

Rund 120 Mitglieder zählt der Wittener SGV. Diese sind jetzt auf der Suche nach einem neuen Treffpunkt für den Verein. Das Annener Hotel Specht könnte infrage kommen, sagt Hintelmann. Beschlossene Sache sei dies aber noch nicht.

Wasser und Schlamm standen rund 80 Zentimeter hoch im Haus

Angelika Eberle im Oktober im Gastraum des Zechenhauses Herberholz, in das im Juli Wasser und Schlamm gelaufen waren. 
Angelika Eberle im Oktober im Gastraum des Zechenhauses Herberholz, in das im Juli Wasser und Schlamm gelaufen waren.  © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Angelika und Heinz Eberle, Pächter des Zechenhauses Herberholz, das neben dem abgebrannten Steigerhaus liegt, hoffen, dass sie nicht mehr allzu lang auf dessen Überreste werden blicken müssen. Denn die Bochumer möchten schon eine Woche vor Ostern im neuen Jahr wieder Gäste im und am Zechenhaus bewirten. Mitte Juli hatte „Tief Bernd“ auch zu schweren Schäden in ihrem Gebäude geführt. Wasser und Schlamm standen rund 80 Zentimeter hoch im Haus, das der Stadt gehört. Auch die Einrichtung wurde beschädigt.

Für die Sanierung des Zechenhauses Herberholz flossen viele Spenden

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Eberles wurden bei der Beseitigung der Schäden tatkräftig von freiwilligen Helfern unterstützt und erhielten für einen Neustart auch viele Spenden. Sogar der Bundesverband der Knappenvereine habe sie mit Spendengeld unterstützt, sagen sie. Die Wände im Zechenhaus sind wieder verputzt, elektrische Leitungen erneuert. Mitte Januar sollen neue Böden verlegt werden. Auch dies wird durch eine großzügige Spende möglich. Die Wahl sei auf Vinyl-Laminat gefallen. „Das Material ist wasserresistent“, erklärt Heinz Eberle.

Durch einen Hangrutsch wurde der Lokschuppen der Zeche Theresia Mitte Juli stark beschädigt.
Durch einen Hangrutsch wurde der Lokschuppen der Zeche Theresia Mitte Juli stark beschädigt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Während er und seine Frau optimistisch ins neue Jahr blicken, ist Hannsjörg Frank vom Verein Arge Muttenthalbahn derzeit nicht zum Lachen zumute. Bei dem durch „Tief Bernd“ Mitte Juli verursachten Unwetter war eine Lawine aus Schlamm und Geröll durch einen Hangabrutsch in den Schuppen des Feld- und Grubenbahnmuseums Zeche Theresia gerast. Die Arge betreibt das Museum. Ihr Vorsitzender fühlt sich von der Stadt, der die Gebäude und das Grundstück an der Nachtigallstraße gehören, nicht unterstützt und schlecht informiert.

Dem Wittener Verein Arge Muttenthalbahn sind die Einnahmen weggebrochen

Der Lokschuppen wurde von der Stadt mit einem Bauzaun gesichert. Mehr habe sich noch nicht getan, kritisiert Frank. Eigentlich müssten auch wertvolle Ersatzteile für Lokomotiven und Wagen aus dem Keller des Schuppens geborgen werden. Aber dieser solle nicht mehr betreten werden. Die Stadt halte dies für zu gefährlich.

Gutachten für Lokschuppen auf Zeche Theresia

Die Arbeitsgemeinschaft Muttenthalbahn ist ein Verein und stellt bei Geldspenden entsprechende Bescheinigungen aus. Wer nach den Unwetterschäden helfen will, kann eine Mail schicken (info@muttenthalbahn.de). Bevor am Lokschuppen Arbeiten durchgeführt werden könnten, müsse zunächst dessen Standsicherheit geklärt werden, heißt es seitens der Stadt. Sie hat ein statisches Gutachten in Auftrag gegeben. Es soll eine Bestandsanalyse enthalten und darauf aufbauend ein Sanierungskonzept.

Seinem Verein sind die Einnahmen weggebrochen. In diesem Jahr war die Muttentalbahn nur am ersten Sonntag im Juli unterwegs. Die Zeche Theresia ist für Besucher geschlossen. Hannsjörg Frank: „Wir leben nur noch von Spenden.“ Der Verein sei auch auf kleine Geldbeträge angewiesen. „Sonst wird es uns irgendwann nicht mehr geben.“