Witten. Das Steigerhaus im Muttental ist eine Brandruine. Die Stadt Witten will sie abreißen lassen. Sie könnte sich auch um einen Wiederaufbau kümmern.
Das Muttental, das als Wiege des Ruhrgebiets-Bergbaus gilt, und seine dortigen Akteure haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Mitte Juli sorgte „Tief Bernd“ mit seinen Unwettern für Schäden an historischen Gebäuden wie auf der Zeche Theresia und im Zechenhaus Herberholz. Dann zerstörte ein Feuer am 20. September das denkmalgeschützte Steigerhaus an der Muttentalstraße.
Zunächst ging bei denen, die sich um geschichtsträchtige Gebäude im Tal kümmern, die Angst um. Hoffentlich handelt es sich nicht um Brandstiftung, lautete die bange Frage. Ein Gutachten ließ aufatmen – das Feuer im Steigerhaus ist durch einen technischen Defekt verursacht worden. Dass die Stadt bei den massiv angezogenen Baupreisen und ihrer eigenen finanziellen Lage nicht über einen Neubau nach historischem Vorbild nachdenkt, liegt auf der Hand. Allerdings könnte man sich für ein solches Projekt um Helfer bemühen.
Lehrlinge haben in Bochum die Kleinzeche Haunert originalgetreu nachgebaut
Ein Beispiel: die Wittener Kleinzeche Egbert. Sie stellte 1976 in einem Bachtal nahe der Kämpenstraße ihren Betrieb ein. Ein Stück Herbeder Bergbaugeschichte. Azubis des weltweit tätigen Schacht- und Bergbau-Unternehmens Redpath Deilmann aus Dortmund haben die Anlage saniert – und zwar kostenlos! Die Auszubildenden, die an der einst letzten privat betriebenen Kleinzeche des Ruhrgebietes Hand anlegten, sind künftige Bergbautechnologen. Sie konnten beim Sanierungsfall Zeche Egbert viel lernen, fand ihr Arbeitgeber.
In Bochum-Stiepel haben Lehrlinge der Firma die Kleinzeche Haunert originalgetreu nach historischen Fotos nachgebaut. Der Wiederaufbau der Zeche, die einst Kohle an die Hattinger Henrichshütte lieferte, erfreut heute Bergbauinteressierte. Die Stadt Witten könnte auch einmal beim Unternehmen Redpath Deilmann nachfragen. Vielleicht hat sie ja Glück.