Witten. Peter Steger, Campingplatz-Betreiber in Witten-Bommern, lebt nach dem Hochwasser in einer Ferienwohnung. „Aufgeben, das gibt’s nicht“, sagt er.
Fast drei Wochen ist es her, dass schlammiges Wasser den Campingplatz Steger am Bommeraner Ruhrufer flutete. Das Wasser zerstörte nicht nur Wohnwagen und Wege, Möbel und liebevoll gepflegtes Grün am Flussufer, es machte auch das Zuhause von Campingplatz-Betreiber Peter Steger unbewohnbar. Der 76-Jährige hat sich mit seiner Frau (73) in eine Ferienwohnung in Bommerholz eingemietet und ist entschlossen, sich von der Jahrhundertflut nicht kleinkriegen zu lassen.
Steger ist auf dem Campingplatz an der Uferstraße aufgewachsen, den er in dritter Generation führt. Er hat die Hoffnung, dass er im Oktober wieder in seine Wohnung auf dem Platz ziehen kann, dann kommen die neuen Möbel. Drei Trocknungsgeräte sollen jetzt erst einmal dafür sorgen, dass an den noch feuchten Wänden, Schimmel und Pilze keine Chance haben. „Denn das kann meine Frau nicht gebrauchen, sie ist lungenkrank.“
Tiefbauunternehmen aus Witten-Annen schenkt Campingplatz Schotter
Peter Steger ist das, was man im Pott früher einen Malocher nannte. „Der kennt nur Arbeit“, hat seine Frau einmal über ihn gesagt. Ein Stehaufmännchen mit Humor und starken Nerven. Die kann er derzeit auch gut gebrauchen. Wie beliebt er in der Stadt ist, das hat er nach dem Hochwasser noch einmal durch viele freiwillige Helfer erfahren. Das Annener Tiefbauunternehmen Schaeper hat Steger einen Radlader zur Verfügung gestellt und ihm Schotter zur Instandsetzung seines Platzes geschenkt. Diesen brachte Stegers Campingfreund Klaus Woyke (76) auf den zerstörten Wegen aus. Für den Bommeraner, der sein Geld früher als Baggerfahrer verdiente, und seine Frau Angelika ist der Campingplatz das zweite Zuhause. Auch Woykes hatten die Ruhr und den Schlamm in ihrem Vorzelt und im Campingwagen.
Die Campinggemeinschaft Steger - die meisten sind Dauercamper - hält auch nach dem Jahrhunderthochwasser zusammen. „Es hat noch niemand seinen Platz gekündigt“, sagt Peter Steger und man sieht ihm an, dass ihn das rührt.
Campingplatz nimmt keine Gäste auf
Der Campingplatz Steger nimmt bis auf Weiteres keine touristischen Gäste auf. Auch der Biergarten bleibt erst einmal geschlossen. Ruderboote werden derzeit nicht verliehen.Peter Steger hat seine Möbel, die nicht vom Wasser zerstört wurden, bei einem Bekannten in Wengern untergestellt. Seinen Platz will der 76-Jährige auf jeden Fall weiter betreiben. Aber er sagt: „Wenn das noch mal mit dem Wasser passiert, weiß ich nicht, was ich mache.“
Für die Camper haben sich viele freiwillige Helfer tatkräftig eingesetzt. Auch Robin Schmidt will helfen. Er führte bis 2019 den Wittener Ratskeller und sorgt heute für die Gastronomie auf dem Stadtwerke-Schiff „MS Schwalbe“. Der 28-Jährige spielt in der dritten Mannschaft des SV Bommern. Die Idee, eine Spendenaktion für den Campingplatz zu organisieren, entstand aus dem Fußballteam. Robin Schmidt kümmert sich darum. 14.000 Euro sind schon zusammengekommen. Der Link zum Spenden: https://paypal.me/pools/c/8BfG4AUwkd
Luis Hartwig, VfL-Spieler aus Bommern, bietet Trikot auf Ebay an
Auch der Bommeraner Fußballer Luis Hartwig, der für den VfL Bochum spielt, engagiert sich für die Campingfreunde in seinem Stadtteil. Hartwig bat seine Mitspieler um ihre Unterschriften auf einem Auswärtstrikot - dieses kann bis Mittwoch (4.8.) auf Ebay ersteigert werden. Was Peter Steger wichtig ist: „Von diesem Geld möchte ich persönlich keinen Pfennig sehen, das ist alles für die Camper.“
Zur langjährigen Campinggemeinschaft gehören auch Monika Hellmeier und ihre Tochter Sina Kox. Mutter und Tochter sowie deren Familie haben zwei Plätze nebeneinander direkt am Ruhrufer. Eigentlich die Idylle pur. Am Montag (2.8.) wird hier aber kräftig gearbeitet. Vor allem auf der Parzelle von Monika Hellmeier und ihrem Mann Ulrich haben sich Wasser und Schlamm ausgetobt. Ihre Küche und das Schlafzimmer sind auf den Müll gewandert.
„Das hier ist aber alles nur Freizeit“, betont die frühere Erzieherin. Alles sei zu ersetzen. Was die 66-Jährige sehr beeindruckt: „Das ist die Ruhe und Gelassenheit, mit der Peter Steger diese Situation meistert. Da ist er ein großes Vorbild.“ Der so Gelobte betont: „Wir geben hier nicht auf!“