Witten. Seit 40 Jahren gibt es Earnys Musikmarkt schon in Witten. Für die unzähligen Gitarren, Pianos und Geigen kamen sogar schon Promis vorbei.
Musikliebhabern geht beim Eintritt in Earnys Musikmarkt in der Brüderstraße das Herz auf. Überall hängen Gitarren und Geigen, die schwarz und weißen Klaviere stehen sorgfältig in Reih und Glied. So viele Instrumente auf einmal gibt es nur selten zu sehen, es sind hunderte. Hier wird Musik wirklich gelebt.
Inhaber Bernd Dussin, den alle nur Earny nennen, berät am Donnerstagmittag gerade eine Frau und verkauft ihr eine Geige. Kurz vor Weihnachten brummt das Geschäft noch einmal so richtig. „Es ist wirklich ordentlich was los“, sagt der 65-Jährige. Seit mittlerweile 40 Jahren betreibt er seinen Laden schon. „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht.“
Erstes Geschäft in der Bahnhofstraße in Witten
Während seines Studiums der Sozialarbeit habe er im Musikladen „von Falkenstein“ in Witten gejobbt. Sein erstes eigenes Geschäft eröffnete er 1981 in der Bahnhofstraße. „Dabei hat mir Hildegard Doebner vom Folkclub geholfen.“ Seit 1990 ist er in der Brüderstraße zu Hause. Sogar in Dresden hatte er Anfang der 90er-Jahre für anderthalb Jahre einen Laden, aber das habe nicht funktioniert.
Woher kommt eigentlich sein Name? „Aus Bernd wurde irgendwann Bernie und dann Earny.“ Das sei zu seinen Zeiten auf dem Ruhr-Gymnasium gewesen. „Da gab es die Sesamstraße und Ernie aber noch nicht“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Er selbst stellt sich auch nur noch mit seinem Spitznamen vor.
Weitere Folgen der Kultserie
Wenn er anfängt von der Musik zu erzählen, leuchten seine Augen. Wir unterhalten uns mit ihm in einer Art Proberaum, auch hier hängen unzählige Bassgitarren. Vor kurzem erst wurde ein ganz besonderes Sammlerstück geliefert: eine Gitarre, die schon der Meister Jimi Hendrix höchstselbst in seinen Händen hatte. Und auch Earny selbst hat einen Liebling. Für ein Foto schnappt er sich kurzerhand die „Maybach Red Rooster“, setzt sich auf das rote Ledersofa und zupft an den Saiten. „Ist das nicht eine Wucht?“ An diesem Instrument hängt er besonders. „Wenn ich die verkaufen müsste, würde mir das schon weh tun.“
Aber Earny weiß auch, dass Verkaufen eben sein Geschäft ist. Seine Kunden kommen nicht nur aus Witten. Einmal hat er sogar schon ein Klavier bis nach Berlin geliefert. „Das hat 4500 Euro gekostet, das ist dann natürlich Chefsache.“ Auch ins Münsterland oder Ostwestfalen verkauft er seine Produkte. Mittlerweile ist der Bassgitarrist bekannt wie ein bunter Hand. „Wenn ich über die Straße laufe, grüßen mich wirklich viele Leute.“ Auch Promis wie der Comedian Hennes Bender oder der Kabarettist Jochen Malmsheimer schauen regelmäßig vorbei.
Auch interessant
Ein ganz besonderes Erlebnis hatte er auf einer Messe im Saarland. Dort ist abends eine Band aufgetreten. „Ich habe den Gitarristen wirklich bewundert und hätte gerne mitgespielt.“ Am nächsten Morgen trafen sich die beiden beim Frühstück zufällig wieder. „Auf einmal kam er auf mich zu und sprach mich mit meinem Namen an.“ Der Musiker erzählte ihm dann, dass er Earny und seine Band einst bei einem Auftritt in Gelsenkirchen gesehen habe. „Nur deswegen hat er selbst mit der Musik angefangen. Das war wirklich ein Wahnsinns-Erlebnis.“
Kunden spielen im Laden Gitarre
Die Öffnungszeiten
Earnys Musikmarkt hat montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr und noch mal von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag nur von 10 bis 14 Uhr. Zudem gibt es bei Earny auch eine Musikschule. Hier können Kinder als auch Erwachsene allen voran lernen, Gitarre zu spielen.Haben auch Sie eine Idee, was wir im Rahmen der „Echt Witten“-Serie vorstellen können? Dann schreiben Sie gerne eine Mail an redaktion.witten@waz.de oder eine Facebook-Direktnachricht.
Während unseres Gesprächs erklingt aus dem vorderen Teil des Ladens auf einmal eine Gitarre. Ein Kunde vertreibt sich die Wartezeit mit dem Musizieren und gibt den Song „Radioactive“ von den Imagine Dragons zum Besten, inklusive Gesangseinlage. Es kommt fast schon eine richtige Club-Atmosphäre auf. „Da muss ich mal eben hin“, unterbricht Earny unser Gespräch. Für den Wittener ist es wichtig, für jeden Kunden da zu sein. „Jede Gitarre, die über den Ladentisch geht, wird von mir noch einmal genau gecheckt“, sagt er.
Als wir das Geschäft wieder verlassen, spielt der Kunde übrigens immer noch. Kein Wunder: Bei der launigen Atmosphäre im Laden möchte man eigentlich am liebsten gar nicht mehr weg.