Witten. „Eddi’s Durst und Wurst Express“ ist über Witten hinaus bekannt. Sogar Promis lassen sich die Wurst dort schmecken. Wer war schon alles da?
Kurz nach halb eins an der Stockumer Straße in Annen: Pünktlich zur Mittagszeit gehen bei „Eddi’s Durst und Wurst Express“ die Rollläden hoch. Der Duft der Pommes dringt durch das offene Fenster bereits nach außen. Wer da keinen Hunger bekommt, ist selbst schuld. Die ersten Kunden stehen auch schon vor dem gekachelten Rundbau, der einst mal ein Kiosk war und von außen auch irgendwie immer noch so aussieht. Eine bunte Tüte bekommt man aber nicht mehr.
Die Bratwurst auf dem Grill ist noch nicht einmal gewendet, schon fährt Michael Struwe mit seinem weißen SUV vor. Als kleines Kind konnte er nicht mal über die Ladentheke schauen. Die Pommes schmeckten aber auch schon damals. Ganz getreu dem Motto „Lecka, weisse Bescheid“, das außen an der Wand prangert. An diesem Mittag bestellt der 50-Jährige eine doppelte Currywurst mit Fritten und Mayo.
Imbiss in Witten gibt es seit 50 Jahren
Vor genau 50 Jahren hat Eduard, genannt Eddi, Berkenberg den Kultimbiss an der Stockumer Straße eröffnet. Seit 2004 hält sein Sohn Detlev die Stellung. „Ich war vorher Lkw-Fahrer und als mein Vater in Rente ging, habe ich den Laden übernommen“, sagt der 59-Jährige. Der Vater genießt mit nunmehr 82 Jahren längst seinen Ruhestand. Er hat ja auch lange genug an der Fritteuse zwischen Wurst, Reibekuchen und Schaschlik-Spießen gestanden.
Bei „Eddi“ kennt man sich. „Wir haben fast nur Stammkunden und es ist immer Zeit für ein kleines Gespräch“, sagt Detlev Berkenberg. Das weiß auch Stammkundin Elisabeth Kopietz zu schätzen. Die 55-Jährige kommt ungefähr dreimal die Woche vorbei. Ihr Lieblingsgericht: Klar, Pommes Currywurst. „Aber nur mit ein bisschen Mayo“, sagt sie. Die Liebe zum Wittener Kultimbiss geht bei Familie Kopietz so weit, dass Elisabeths Tochter im vergangenen Jahr dort ihre Hochzeit feierte.
„Wir haben den Detlev so lange bequatscht, bis er einverstanden war“, sagt sie. Kurzerhand wurde auf dem Hinterhof der Pommesbude alles angerichtet, Tische und Stühle aufgebaut und fürs Essen war ja sowieso gesorgt. „Dafür habe ich auch gerne mal am Samstag aufgemacht“, sagt der Imbissbudenbetreiber. Das Fest zwischen Fritten und Frikas ist bis heute unvergessen. „Das war wirklich die schönste Hochzeit, die ich je gefeiert habe“, sagt Elisabeth Kopietz.
Einige Promis haben auch schon vorbei geschaut
Es sind genau diese Geschichten, die einen solchen Kultort ausmachen. Detlev Berkenberg kann einige erzählen. Auch Prominente waren schon da. „Einmal stand der Eckart von Hirschhausen hier.“ Der Fernsehstar habe zuvor einen Termin an der Uni gehabt und kam mit ein paar Studenten vorbei. „Eigentlich wollte er nichts essen. Dann hat er aber doch eine Currywurst genommen.“
Schließlich ist das Gericht bei einem Besuch im Ruhrgebiet ja auch Pflicht. Herbert Grönemeyer hat dafür extra einen Song aufgenommen und siehe da: Auch der war bei „Eddi’s Durst und Wurst Express“ schon Thema. Während Berkenberg die Wurst ein weiteres Mal auf dem Grill dreht, erzählt er, dass Herbies Bruder Dietrich, der bekannte Mediziner, vor einigen Jahren ebenfalls mal da war. „Er hat sich eine Bratwurst bestellt. Aber wir haben dann gesagt, dass er ja alleine wegen seines Bruders die Currywurst nehmen muss.“
Die ist bei „Eddi“ auch der Dauerbrenner. 3,60 Euro kostet der „Mantateller“ ohne Mayo, für 40 Cent mehr gibt es einen Schlag Mayonnaise obendrauf. Der Ruhrpott-Klassiker geht wie am Fließband über die Theke. Um kurz nach 13 Uhr stehen vor dem Imbiss schon fünf Leute in der Schlange, die Fritteuse läuft auf Hochtouren. Detlev Berkenberg lässt es sich dennoch nicht nehmen, die wartenden Hungrigen draußen zu begrüßen. „Das gehört für mich einfach dazu. Die Leute kennen mich und ich kenne sie.“
Sowohl Ärzte als auch Studenten oder Rentner lassen sich die Pommes schmecken
Die Kundinnen und Kunden kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Sowohl Ärzte als auch Studenten oder Rentner schauen vorbei. „Es gibt auch Leute, die weggezogen sind und immer wieder bei uns Halt machen, wenn sie zum Beispiel auf der Durchreise sind.“ Selbst aus dem englischen Sheffield kommt einmal im Jahr eine Gruppe nach Witten.
Übrigens: Ganz verschwunden ist Vater Eddi nicht aus dem Imbiss. In der Küche hängt weiterhin ein Bild von ihm, auf dem er mit leicht grimmigen Blick Richtung Grill schaut. Der Chef hat also auch im Ruhestand seine Augen überall. „Er gehört natürlich einfach dazu“, sagt Sohn Detlev und gibt kurz danach die nächste Pommes raus. Die geht im Ruhrpott ja bekanntlich immer.