Witten. In den Baby-Schwimmkursen in Witten werden die Plätze noch knapper. Eine Klinik schließt ihr Bad. Das hat auch Auswirkungen für Schwangere.

Der Bedarf an Kursen im Wasser ist groß, das Angebot in Witten wird kleiner. Das Marien-Hospital wird sein Schwimmbecken auch nach Corona nicht mehr öffnen.

Die Räume im Untergeschoss des katholischen Krankenhauses sollen künftig für die Physiotherapie genutzt werden. Aqua-Kurse für Schwangere gibt es daher künftig in ganz Witten nicht mehr – und auch fürs Babyschwimmen wird es ziemlich eng. Denn im Marien-Schwimmbad fanden bis zur Corona-Zwangspause viele Baby-Kurse statt.

Bianka und Christoph Limberg waren dort mit ihrer Schwimmschule Aquaredo viermal pro Woche zu Gast – 22 Stunden insgesamt. Die Nachricht von der Schließung stellt sie vor große Probleme. Denn es gibt nur wenige Schwimmbecken mit warmem Wasser, die für solche Kurse geeignet sind. Und die wenigen sind ausgebucht. Der 43-Jährige hat kaum Hoffnung, dass er in der Stadt noch etwas findet.

Wittener Krankenhaus will neue Therapieräume einrichten

Dabei hat Christoph Limberg schon einiges versucht. „Ich hätte das Bad sogar übernommen und an die anderen Nutzer Wasserzeiten vermietet“, sagt er. Doch sein Vorschlag stieß in der Klinik auf wenig Gegenliebe. Das Schwimmbad sei mit Beginn der Pandemie geschlossen worden, sagt Sebastian Schulz, Mitglied der Geschäftsleitung der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört. „Vor der Wiederinbetriebnahme hätte eine umfangreiche Sanierung erfolgen müssen, die mit sehr hohen Kosten verbunden gewesen wäre.“

Diesen Anblick gibt’s nicht mehr. Das Schwimmbecken im Wittener Marien-Hospital soll umgebaut werden.
Diesen Anblick gibt’s nicht mehr. Das Schwimmbecken im Wittener Marien-Hospital soll umgebaut werden. © Joe Kramer | Joe Kramer

Gleichzeitig werde das Schwimmbad für die Therapie von stationären Patienten nicht mehr benötigt, so Schulz. Grund dafür sei unter anderem, dass sich die Behandlung in den letzten Jahren weiterentwickelt habe und der Krankenhausaufenthalt heute deutlich kürzer sei. „Dadurch wird im Rahmen der stationären Versorgung das Schwimmbad nicht mehr genutzt.“

Der Umbau des Schwimmbads wird derzeit geplant

Gleichzeitig benötige das Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik für diese Patienten aber mehr Räumlichkeiten für physiotherapeutische Gruppentherapie oder weitere therapeutische Maßnahmen wie Massagen, sagt der Krankenhaus-Manager. Daher habe sich die Klinik entschlossen, im bisherigen Schwimmbad unterschiedlich große Räume für das Zentrum einzurichten. Der Umbau wird derzeit geplant. Einen Termin für die Fertigstellung gibt es noch nicht.

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Schwimmlehrer Christoph Limberg ist mit seinem Bedauern über diese Pläne nicht allein. „Ich finde das sehr traurig“, sagt ein Wittener, der bereits mit seinem Sohn bei Aquaredo war und gehofft hatte, dass bald auch seine kleine Tochter im Marien-Hospital schwimmen lernen würde. Schließlich sei die Wassergewöhnung für Kinder unheimlich wichtig. Auch ältere Reha-Patienten würden das Bad sicher schmerzlich vermissen, vermutet der 50-Jährige. „Und die Kurse waren doch gut besucht.“

Für Schwangere ist Bewegung im Wasser sehr nützlich

Das bestätigt Hebamme Regine Hoffmann (66), die für die Elternschule der Klinik viele Jahre Kurse für (werdende) junge Mütter angeboten hat. „Sehr, sehr schade“ findet sie die Schließung. Denn die Nachfrage nach diesen Kursen sei immens und der Nutzen gerade auch für Schwangere groß. „Für sie ist die Gymnastik im Wasser sehr angenehm. Sie kann Beschwerden lindern und macht die Frauen beweglicher und belastungsfähiger für die Geburt.“ Doch durch die Schließung des Beckens gebe es diese Angebote in der Stadt und im näheren Umkreis nun nicht mehr, bedauert die Hebamme.

Vereinzelt freie Plätze

Nicht nur die Kleinsten bekommen keinen Platz. Auch in den Kinderschwimmkursen sind die Wartelisten lang, wie Agnetha Peters, Geschäftsführerin beim Stadtsportverband bestätigt. Die Schwimmkurse in den städtischen Lehrschwimmbecken seien voll, die Nachfrage groß. Auch das Freizeitbad Heveney betont, dass Kinder-Schwimmkurse bis Ende 2022 ausgebucht sind.

Besser sieht es bei der Aqua-Fitness und im Reha-Sport aus. Da gibt es in Heveney noch freie Kapazitäten oder die Möglichkeit zum baldigen Einsteigen in einen Kurs. Auch die Sport-Union Annen meldet vereinzelt freie Plätze bei Aquafitness und Seniorenschwimmen.

Und die anderen Schwimmbäder können die Lücke nicht füllen. „Bei uns sind praktisch alle Kurse ausgebucht. Es gibt nur vereinzelte freie Plätze“, sagt Irina Abb, Teamleiterin in der Physiotherapie des Evangelischen Krankenhauses. Verschiedene Rehasport-Gruppen gehen dort ins Bewegungsbad, das erst 2018 runderneuert wurde. Am Wochenende ist die Schwimmschule „Flipper“ mit ihren Kursen zu Gast. Auch bei ihr gibt es Wartelisten. Auf einen Platz beim Babyschwimmen müssen Eltern zwei bis drei Monate warten.

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Im Parkhotel-Bad gibt es ebenfalls keine freien Plätze beim Babyschwimmen. „Die Warteliste ist immens lang und das Telefon steht nicht still“, sagt Sibylle Trappmann, Leiterin des Sport- und Gesundheitszentrums beim Verband CJD, der die Kurse dort anbietet. Neue Interessenten hätten daher aktuell keine Chance auf einen Platz. Dass liegt allerdings nicht nur an zu wenig Schwimmbädern für die Kleinsten, sondern auch am Personalmangel. Denn während der Corona-Zwangspause hätten sich viele Übungsleiter neue Jobs gesucht.