Witten. Prof. Dr. Jochen Hubertus ist der neue Direktor der Kinderchirurgie am Marien-Hospital Witten. Er hat für die Klinik große Pläne.

Gut zweieinhalb Jahre war die Stelle nicht besetzt. Jetzt hat das Marien-Hospital einen neuen Klinik-Direktor. Prof. Dr. Jochen Hubertus hat die Leitung der Kinderchirurgie übernommen. Zugleich besetzt der 47-Jährige den Lehrstuhl für Kinderchirurgie an der Ruhr-Universität – den einzigen seiner Art in ganz Nordrhein-Westfalen.

Hubertus gilt als Experte für die Behandlung von Kindern mit seltenen Fehlbildungen und Tumoren. Er kommt aus München ins Ruhrgebiet. „Wir haben ihn mit einer Delegation dort besucht und waren sehr beeindruckt – von der Klinik und von ihm“, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört. Eine so hohe Spezialisierung und gleichzeitig die enge Zusammenarbeit aller Fachrichtungen habe er selten erlebt. „Das ist aus unserer Sicht der Schlüssel zum Erfolg.“ Ein Schlüssel, der nun auch in Witten gedreht werden soll.

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Wittener Chefarzt will Basis-Versorgung plus Spezialisierung

Denn mit Spezialisierung und interdisziplinärer Zusammenarbeit will der neue Chefarzt jetzt auch die Kinderchirurgie am Marien-Hospital aufstellen. Der Umzug 2019 vom Standort Herne nach Witten und die damit verbundene größere Nähe zur Kinderklinik sei ein richtiger und wichtiger Schritt gewesen. Der nächste müsse hin zu einer größeren Schwerpunkt-Bildung der Klinik führen. „Natürlich werden wir auch die Basisversorgung der Patienten sicherstellen – das steht ganz außer Frage“, betont Hubertus.

Prof. Dr. Jochen Hubertus ist der neue Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Marien-Hospital Witten. Theo Freitag, Geschäftsführer der St.-Elisabeth-Gruppe (re.), und Sebastian Schulz von der Geschäftsleitung (li.) freuen sich, einen so renommierten Mediziner für die Klinik gewonnen zu haben.
Prof. Dr. Jochen Hubertus ist der neue Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Marien-Hospital Witten. Theo Freitag, Geschäftsführer der St.-Elisabeth-Gruppe (re.), und Sebastian Schulz von der Geschäftsleitung (li.) freuen sich, einen so renommierten Mediziner für die Klinik gewonnen zu haben. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Doch neben Blinddarm-OP und Behandlung von Knochenbrüchen soll es mehr geben. „Besonders kranke Kinder müssen auf international hohem Niveau behandelt werden.“ Nicht alle 87 Kinderchirurgien in Deutschland müssten alle schweren Krankheitsbilder behandeln, davon ist Hubertus überzeugt. Sinnvoll sei vielmehr die Bildung von Spezial-Zentren, die dann auch über mehr Erfahrung verfügen könnten. „Diesen Weg sollten wir unbedingt weiter gehen.“

Schwerpunkt ist die Behandlung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen

Schwerpunkt in Witten wird künftig unter anderem die Behandlung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen sein – etwa an der Speiseröhre, an der Bauchwand oder der Analöffnung. Darin gilt Hubertus ebenso als Experte wie in der minimal-invasiven Behandlung von Kindern unter 2000 Gramm. „Eine enorme Ergänzung zu unserer Neonatologie, also der Neu- und Frühgeborenen-Medizin“, sagt Freitag. Dritte Säule wird die Behandlung von Tumoren im Bauch- und Brustraum sein. „Mein Fokus liegt unter anderem auf der chirurgischen Entfernung vom Neuroblastom, einem Tumor, der sich aus Nervenzellen entwickelt und meist an der Nebenniere oder vor der Wirbelsäule sitzt“, erklärt Hubertus.

Alles dreht sich um die Kinder

Prof. Jochen Hubertus wurde im Saarland geboren, hat in Berlin studiert und war in Leipzig, Hannover und zuletzt seit 2007 im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München tätig. Doch die St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört, ist keine Unbekannte für den 47-Jährigen. Bereits von 2005 bis 2007 war er im Marien-Hospital Herne als Assistenzarzt tätig. Damals war dort noch die Kinderchirurgie der Gruppe angesiedelt.

Auch privat dreht sich übrigens bei Hubertus alles um die Kinder. Seine Frau ist Kinder- und Jugendpsychologin. Er hat fünf Kinder, das älteste ist 21 Jahre, das jüngste erst wenige Monate alt.

Bei allem setzt der neue Klinik-Direktor auf den engen Austausch mit den Eltern. „Wir möchten sie fachlich kompetent über die Erkrankung, Therapiemöglichkeiten und Zukunftsaussichten für ihr Kind aufklären und ihnen damit Ängste nehmen.“ Deshalb arbeite er seit langem sehr intensiv mit Patientenorganisationen wie etwa der Initiative SoMa für Menschen mit Rektal-Fehlbildungen zusammen.

Forschungslabor soll im nächsten Jahr eingerichtet werden

Als Lehrstuhlinhaber der Ruhr-Uni will Hubertus natürlich auch die Forschung am Marien-Hospital intensivieren. „Das werden wir in den nächsten Jahren angehen.“ Bereits in Planung sei die Teilnahme an einer Studie zur Behandlung der Nekrotisierenden Enterocolitis (NEC), einer lebensbedrohlichen Erkrankung des Magen-Darm-Traktes bei Frühgeborenen, und die Einrichtung eines Forschungslabores Anfang nächsten Jahres.

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Der neue Klinik-Direktor hat sich also viel vorgenommen – und ist sehr optimistisch, diese Ziele mit seinem Team von sechs Ober-, zwei Fach- und zehn Assistenzärzten auch zu erreichen. „Ich bin positiv gestimmt, wie gut es läuft“, zieht er nach ein paar Wochen eine erste Bilanz. Er habe ein junges, motiviertes Team, das jetzt durchstarten wolle. „Ich bin erstaunt, wie viele gute Ideen die Kolleginnen und Kollegen mitbringen – und wir werden sie umsetzen.“