Witten. Bücher, Schuhe oder Schmuck. In Second-Hand-Läden in Witten bekommt man einiges. Was passiert mit Kleidung, die nicht über die Ladentheke geht?

Kleider, Schuhe, Schmuck, ja sogar Bücher. All das bietet der Laden „Rosenrot“ in der Casinostraße in Witten an. Von H&M bis hin zu Markenklamotten wie Marc O’Polo, Marc Cain oder Prada gibt es in dem Geschäft eine große Auswahl. Und nein, wir befinden uns nicht in einem Designerladen auf der Königsallee in Düsseldorf. Im „Rosenrot“ gibt es ausschließlich Second-Hand-Ware, also alles, was schon einmal getragen oder irgendwann mal gekauft wurde.

Seit 20 Jahren betreibt Marianne Drenske-Krohm jetzt schon den kleinen Laden in der Nähe der Polizeiwache. „Mir war es schon immer wichtig, auf Nachhaltigkeit zu setzen und zum Beispiel CO2 zu sparen“, sagt die 60-Jährige. Ihr erstes Geschäft eröffnete sie in Bochum-Langendreer, das lief aber nicht so gut. In Witten hat sie mittlerweile eine Stammkundschaft aufgebaut, die ihr die Treue hält.

Second-Hand-Laden in Witten nimmt nicht alles an

Doch nicht alles nimmt Drenske-Krohm an. Schicki-Micki ist nicht angesagt. Am Freitagvormittag betritt zum Beispiel eine Dame den Laden, die gerne einen Hosenanzug abgeben würde. „Abendgarderobe oder Schuhe wie Pumps nehmen wir nicht an.“ Das „Rosenrot“ setzt auf Kleidung, die alle tragen können. Das zeigt sich auch bei der Kundschaft. Von der Studentin bis zu älteren Dame ist alles dabei. Männer werden allerdings nichts finden. Es gibt ausschließlich Damenmode – von 5 Euro bis hin zu 300.

Weitere Second-Hand-Läden

In Witten gibt es noch weitere Läden, die Ware aus zweiter Hand anbieten. In der Annenstraße etwa ist seit 2008 der „Cap-Baumarkt“ zu Hause, der erste Second-Hand-Baumarkt überhaupt in NRW. Dort gibt es zudem auch die „tragbar“, eine Boutique für Damen mit einer Konfektionsgröße ab 42.

Die „Möbelbörse Walze“ ist in der Kreisstraße in Rüdinghausen zu finden und bietet guterhaltene Möbel und Fundstücke an. Auch Haushaltsgegenstände oder Deko gibt es dort.

Doch was ist, wenn sich ein paar Dinge mal nicht verkaufen? Kundinnen geben ihre Klamotten auf Kommission ab. Nach zwei Monaten können sie dann noch mal reinschauen und nachfragen, ob denn alles verkauft wurde. Ist es nicht der Fall, kann man die Ware zurücknehmen. „Das passiert aber so gut wie nie“, sagt Drenske-Krohm. Doch weggeschmissen wird nichts. Vielmehr werden nicht verkaufte Teile an eine Fraueninitiative in Bosnien geschickt. Dort betreiben vier Frauen ebenfalls einen Second-Hand-Laden und finanzieren sich so ihren Lebensunterhalt.

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Am Freitagmittag hat Ulrike Ronnefeldt den Weg zur Casinostraße gefunden. Sie sucht nach einer neuen Steppjacke. Wieso setzt sie auf Kleidung aus zweiter Hand? „Es ist einfach nachhaltig, wenn nicht überall und ständig neue Dinge produziert werden“, sagt die Kundin. Und bevor irgendwas auf dem Müll lande, sei es eine gute Sache, die Klamotten zu kaufen. Zudem ist es ihr wichtig, kleine Läden in der Stadt zu unterstützen.

DRK-Shop auf der Ruhrstraße in Witten ist für alle Kunden offen

Ein paar Meter weiter, in der Steinstraße, betreibt Antje Willgosch seit 2011 das Second-Hand-Geschäft „Für Elise.“ Gemeinsam mit Almuth Keller hat sie den Laden gegründet, weil beide begeistert von der Idee des Recycling sind. Auch hier stöbern am Freitag einige Kundinnen in den Regalen.

Den Kleiderladen vom DRK in der Ruhrstraße in Witten gibt es seit 2019.
Den Kleiderladen vom DRK in der Ruhrstraße in Witten gibt es seit 2019. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

In der Ruhrstraße gibt es seit 2019 zudem den Kleidershop „Jacke wie Hose“ vom Deutschen Roten Kreuz. „Es geht uns hier primär um Nachhaltigkeit“, sagt DRK-Sprecher Jens Struppek. Das Angebot richtet sich deshalb nicht nur an Bedürftige. Für diese gibt es die Kleiderkammer in der Annenstraße. „Wir sind für jeden Kunden und jede Kundin offen“, so Struppek. Betrieben wird der Laden von ehrenamtlichen Mitarbeitern.

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Hat Second-Hand in Zeiten des Online-Handels denn eine Zukunft? Marianne Drenske-Krohm von „Rosenrot“ hat dazu eine ganz klare Meinung. „Ich glaube, dass es sogar noch besser wird, weil viele junge Leute auf Nachhaltigkeit setzen.“ Sie will ihren Laden in der Casinostraße in jedem Fall noch lange geöffnet haben. Und eine Nachfolgeregelung ist bereits beschlossen. Nach und nach will sich Drenske-Krohm zurückziehen. Dann soll ihre 25-jährige Tochter Lea das Geschäft übernehmen und in Witten weiter nachhaltig Kleidung verkaufen.