Witten. Das „Fräulein Mayer“ ist das einzige rein vegan-vegetarische Lokal in Witten. Nachhaltigkeit spielt hier aber nicht nur beim Essen eine Rolle.
Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, verzichten also entweder auf Fisch und Fleisch oder gleich auf alle Produkte tierischen Ursprungs. Rund zehn Prozent der Deutschen leben mittlerweile vegetarisch, schätzungsweise zwei Prozent vegan. Hinzu kommen unzählige Flexitarier, die ihren Fleischkonsum zumindest reduzieren – und damit auch bewusst einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Eine von ihnen ist die Wittenerin Natalie Bubolz. In ihrem Café „Fräulein Mayer“ an der Oststraße bietet sie ausschließlich vegane oder vegetarische Speisen an – als einziges Lokal der Stadt.
Egal ob süße Kuchen, deftige Quiche oder die „Milch“ im Kaffee – das alles kommt hier standardmäßig als pflanzliche Variante auf den Tisch. „Aber wer es vegetarisch möchte, bekommt das auch“, sagt Bubolz. Gerade beim Frühstück habe sie ihr vegetarisches Angebot nach der Corona-Pause ausgebaut – jetzt gibt es etwa auch Rührei. Für die vegane Brotzeit stellt die 53-Jährige selbst eine Käse-Alternative her – auf Cashewbasis und mit Süßkartoffeln. Dazu gibts dann etwa noch vegane Wurst, Aufstrich und Rohkost.
Essen hat für Wittener Café-Betreiberin hohen Stellenwert in puncto Nachhaltigkeit
„Was wir essen hat einen hohen Stellenwert im Bezug auf Nachhaltigkeit“, sagt Bubolz. Ihr sei es wichtig, für ihre Tochter und mögliche zukünftige Enkelkinder einen grünen Fußabdruck zu hinterlassen. Die Café-Inhaberin isst aber ab und zu ein Stück Fleisch. „Aber höchstens einmal die Woche, so bin ich auch aufgewachsen.“ Wenn sie selbst Speisen zubereitet, dann kommen die aber ohne Fleisch oder ganz ohne tierische Erzeugnisse aus. „Im Kuchen braucht es zum Beispiel kein Ei, das ist völlig überbewertet.“
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Dazu beizutragen, der Nachwelt einen möglichst intakten Planeten zu hinterlassen, ist für Natalie Bubolz eine Lebensphilosophie, die alle Lebensbereiche durchzieht. „Ich fahre zum Beispiel auch kaum Auto, fliege nicht mehr und trage auch fast nur Second-Hand-Kleidung.“ Diese Grundhaltung spiegelt sich auch im Rest des „Fräulein Mayer“ – übrigens benannt nach dem Geburtsnamen seiner Inhaberin – wider.
Aufgepeppte Möbel wurden vor dem Müll gerettet
Denn das Café ist eigentlich ein Concept Store. Hier gibt es neben den Leckereien, die Bubolz in der Küche zaubert, auch Möbelstücke, die die ehemalige Friseurin aus dem Sperrmüll gerettet oder anderweitig besorgt hat. Diese peppt sie dann auf und verkauft sie als Unikate weiter. Upcycling nennt man das. So bekommen aussortierte Stühle, Hocker, Tischchen und vieles mehr ein zweites Leben und landen nicht auf dem Müll.
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Durch die Corona-Pandemie hat sich das Geschäft von Bubolz aber hin zu Auftragsarbeiten entwickelt. Einzelne Schmuckstücke stehen aber weiterhin im Lokal nahe der Innenstadt. Ergänzt wird das Sortiment seit der Corona-Zeit durch zugekaufte, aber handverlesene Produkte, etwa eine Deko-Vase aus recycelten Flaschen aus Spanien.
Immer mehr Restaurants bieten vegane Alternativen an
Seit der Schließung des Bistros „Curly Cow“ Mitte 2019 ist das „Fräulein Mayer“ das einzige dezidiert vegan-vegetarische Lokal der Stadt. Doch die Nachfrage wachse, weiß Bubolz, die ihr Café 2017 eröffnet hat. Für die 52-Jährige nicht verwunderlich. „Jeder, der sich gesund und nachhaltig ernähren möchte, legt doch mindestens mal einen veganen Tag ein.“ Denn die Klimabilanz pflanzlicher Lebensmittel fällt deutlich positiver aus als bei tierischen.
Auch immer mehr Lokale stellen sich auf die veränderte Ernährungsweise ein. In Witten bieten viele Restaurants und Café tier- und klimafreundliche Alternativen. „Und das ist auch gut so“, findet Bubolz. So werde der Gedanke weitergetragen. Und außerdem: „Vegan hat ja schon eine gewisse Normalität bekommen.“