Witten. Die Eröffnungsfeier des Second-Hand-Ladens des DRK in Witten zeigt: Der Trend geht zur Mode aus zweiter Hand. Nicht nur für Bedürftige.

Der Blick ins Schaufenster zeigt: Im neuen Second-Hand-Laden des Wittener DRK an der Ruhrstraße 41 gibt es keinen Ramsch. Beim Betreten des Geschäfts, das nach zweimonatiger Vorbereitungszeit am Montag (28.10.) eröffnet wurde, sieht man zunächst zwischen all den Menschen kaum noch die Kleiderständer. Der Auftakt ist vielversprechend.

Von Schals, Taschen, Schuhen, Jacken und Oberteilen bis hin zu Regenschirmen, die locker von der Decke baumeln, ist alles dabei. Außer Unterwäsche. All das wurde in den letzten zwei Monaten von eifrigen Wittenern gespendet. So auch von Raphael Scheu: „Ich wohne direkt in der Nähe und habe vom Spendenaufruf gehört“, sagt der 22-Jährige.

Er will seinen Verbrauch an Kleidung möglichst gering halten. „Denn je mehr Auswahl man hat, desto unglücklicher ist man am Ende mit der Wahl, die man trifft.“ Sein Kleiderschrank ist nun bedeutend leerer und übersichtlicher geworden. Raphael möchte achtsamer konsumieren. Wenn er dann doch noch mal etwas braucht, will er in dem Second-Hand-Shop vorbeischauen, denn „der Laden ist zugänglich für jeden“.

Prihan Delihasan (re.) vom DRK zeigt Nadeschda Fruehsorger ein Paar gebrauchter Stiefel.
Prihan Delihasan (re.) vom DRK zeigt Nadeschda Fruehsorger ein Paar gebrauchter Stiefel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Helfer von Resonanz bei Ladeneröffnung in Witten überwältigt

Joanna Schirrmacher ist von all der Hilfe und dem Zuspruch überwältigt. In Polen hat sie Modedesign studiert. Acht Jahre war sie ehrenamtlich für das DRK tätig. Jetzt ist sie hauptamtlich als Leiterin für den Second-Hand-Laden zuständig. Unterstützt wird sie von Petra Luthe, die ebenfalls hauptamtlich dabei ist - neben etwa 15 Ehrenamtlichen. Und es werden weiterhin Freiwillige gesucht, die sowohl im Verkauf, als auch im Lager helfen.

Spenden sind trotz der großen Resonanz natürlich weiterhin erwünscht – nicht nur Wintermode, sondern auch Kleidung für den Sommer. „Das lagern wir dann, bis der Bedarf besteht“, sagt Joanna Schirrmacher. Grundsätzlich kann alles gespendet werden, egal von welcher Marke. Wichtig ist nur, dass die Kleidung in einem guten Zustand ist. Besonderer Bedarf besteht bei Männer- und Kindermode. Denn auch hier möchte Schirrmacher eine gute Auswahl anbieten. Die Preise im Second-Hand-Laden liegen je nach Marke zwischen 50 Cent und 20 Euro.

Wittener DRK-Präsident lobt Nachhaltigkeit von Mode aus zweiter Hand

Pläne für die Zukunft hat Joanna Schirrmacher viele. Erst einmal will sie aber abwarten, wie der neue Laden ankommt. Die Wittenerin ist zuversichtlich: „Bereits vor einigen Tagen gab es Leute, die sich die Kleidung ansehen und auch etwas kaufen wollten. Das Interesse ist groß.“ Auch DRK-Präsident Georg Butterwegge, der an der Seite von Bürgermeisterin Sonja Leidemann zur Eröffnung kam, ist von dem Konzept überzeugt. „Wir sind damit im Trend der Zeit. Was ist nachhaltiger, als das, was eh schon da ist, lange weiterzuverwenden, statt immer nur Neues zu produzieren?“ sagt Butterwegge.

Kamen zur Eröffnung des neuen DRK-Kleiderladens: Bürgermeisterin Sonja Leidemann (Mitte) mit Harald Herrmann (v.li.), Joanna Schirrmacher, Leiterin des Ladens, Georg Butterwegge, Präsident des DRK-Kreisverbandes Witten, und Wilm Ossenberg Franzes, DRK-Vorstand.
Kamen zur Eröffnung des neuen DRK-Kleiderladens: Bürgermeisterin Sonja Leidemann (Mitte) mit Harald Herrmann (v.li.), Joanna Schirrmacher, Leiterin des Ladens, Georg Butterwegge, Präsident des DRK-Kreisverbandes Witten, und Wilm Ossenberg Franzes, DRK-Vorstand. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle, auch in der Modebranche. Textilchemiker, die Flüsse verseuchen, ein enorm hoher Wasserverbrauch - ein Pullover verbraucht bei der Herstellung 9000 Liter Wasser, Menschen die ausgebeutet werden. Das sind einige der Gründe, warum immer mehr Menschen auf Bio- und Fairtrade-Mode sowie Mode aus zweiter Hand zurückgreifen. Zum Beispiel die 30-jährige Juliane, die im DRK-Kleiderladen mehrere Pullis gekauft hat. „Fairtrade-Mode ist nicht für jeden erschwinglich, aber ich möchte keine konventionelle Mode mehr kaufen“, sagt sie. „Hier im Laden gibt es schöne, nachhaltige Mode für wenig Geld.“ Eine Win-Win-Situation sozusagen. Mode aus zweiter Hand ist hier die erste Wahl.