Witten. Laut IHK-Herbstumfrage scheint es dem Einzelhandel kurz vor dem Weihnachtsgeschäft besser als erwartet zu gehen. Stimmt das auch für Witten?
Noch ist die Herbstumfrage nicht komplett ausgewertet. Aber so viel kann die Industrie- und Handelskammer für das Mittlere Ruhrgebiet schon sagen: Die aktuelle Lage im Einzelhandel ist besser als erwartet und deutlich besser als im Frühjahr. Selbst beim Konjunkturklima-Index, der die Zukunft ebenfalls mit in den Blick nimmt, gebe es einen Lichtstreifen am Horizont. Gilt das auch für Witten?
Es scheint so zu sein. Die Händler starten mit großen Erwartungen und Hoffnungen ins Weihnachtsgeschäft. Das ergab eine Umfrage der Wittener WAZ-Redaktion in vielen Läden in der Innenstadt. „Es läuft sehr, sehr gut“, betont das Center-Management der Stadtgalerie. Es kämen deutlich mehr Menschen – nicht nur mehr als in der Corona-Zeit, sondern auch mehr als vor zwei Jahren. Das hätten die aktuellen Zählungen ergeben. „Die Menschen haben wieder Lust, Geld auszugeben“, heißt es.
Wittener Kunden haben großen Nachholbedarf
Das bestätigt auch Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft Mitte. Die schwierigste Zeit für die Einzelhändler sei sicher überstanden. „Die Kunden haben in der Corona-Zeit viel im Internet geshoppt. Nun haben sie wieder das Bedürfnis, etwas anzufassen, sich beraten zu lassen“, sagt die Geschäftsfrau.
Die Stimmung bei den Kunden sei ausgesprochen gut, so Bilow-Hafer. Die Händler vor Ort würden ganz neu wertgeschätzt. „In der Pandemie haben die Kunden bemerkt, wie wichtig es ist, dass die Geschäfte vor Ort noch da sind.“ Sich endlich wieder treffen, reden, bummeln gehen: Bei all dem hätten die Menschen einen großen Nachholbedarf, so die Händlerin von der Genussgalerie am Berliner Platz. „Daher glaube ich, dass wir ein gutes Weihnachtsgeschäft erwarten dürfen.“
Kunden lassen sich beim Bummeln inspirieren
Denn das entspannte Bummeln macht sich beim Einzelhandel in der Kasse bemerkbar. „Die Kunden haben im Geschäft viel mehr Chancen, sich inspirieren zu lassen als bei einer Bestellung“, sagt Sabine Wirths-Hohagen von der Buchhandlung Lehmkul, die in der Pandemie ebenfalls eine große Kundentreue erlebt hat. Aber so gut Abholstation und Lieferdienst auch funktioniert hätten: Die Spontankäufe – dieses „Ach, das wär doch was für...“ – das sei ja nun einmal nicht machbar gewesen.
Verkaufsoffener Sonntag am 4. Advent geplant
In Witten soll es in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt wie traditionell üblich geben – einschließlich Glühweinpyramide auf dem Berliner Platz. Es soll soll die 3G-Regel gelten. Von strengeren Maßnahmen wie Einzäunen hält Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft wenig. „Wir wollen Optimismus verbreiten, wir schaffen das!“ Und sollte sich die Situation doch wieder zuspitzen, „dann haben wir aus dem letzten Jahr mehrere alternative Pläne in der Schublade“.
Auch der traditionelle verkaufsoffene Sonntag am vierten Advent soll wieder stattfinden. Die Standortgemeinschaft plane bereits Events und verschiedene Überraschungen. In der Stadtgalerie wird es an den Adventssamstagen Veranstaltungen geben. Geplant sind Bastel-Aktionen und eine Kindertheateraufführung.
In dieser Woche hatte die Buchhändlerin wegen der Herbstferien eigentlich mit ruhigen Tagen gerechnet. „Aber tatsächlich war es recht rummelig“, sagt sie und vermutet: Das könnten vielleicht die Anfänge des Weihnachtsgeschäfts sein.
Das läuft auch in anderen Geschäften jetzt bereits langsam an. Beim Süßwaren-Händler, der seine Tische in der Stadtgalerie aufgebaut hat, haben sich die Reihen der Schoko-Nikoläuse tatsächlich schon gelichtet. Und bei „Schemmann’s Genuss & Style“ an der Ruhrstraße, das erst vor einem Monat eröffnet wurde, sind ebenfalls schon die ersten Adventskalender und -kränze über den Tisch gegangen.
Weihnachtsgeschäft läuft in den Läden bereits an
Auch Christine Gassmann-Berger bestätigt, dass die Weihnachtszeit in ihrem Kaufhaus auf der Bahnhofstraße bereits begonnen hat. Herbstdeko sei gut gelaufen. Jetzt fange das Interesse an Weihnachtsartikeln an. Das Geschäft laufe eigentlich wie vor Corona, Beeinträchtigungen seien nicht mehr zu spüren. „Jetzt können wir nur hoffen, dass nichts passiert, dass die Corona-Zahlen nach den Ferien nicht weiter steigen“, sagt sie. Wieder zumachen zu müssen, so wie im letzten Jahr eine Woche vor Weihnachten, „das wäre dramatisch“.
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Doch davon geht eigentlich keiner der Händler aus. „Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, sagt Angelika Bilow-Hafer. „Im Gegenteil: Wir planen voller Optimismus unseren Weihnachtsmarkt.“