Witten. Mit der 3G-Regel ist die Uni Witten ins Wintersemester gestartet. Wie der Hochschulbetrieb wieder möglich wird und worüber sich Studenten freuen.
Die Uni Witten/Herdecke ist mit rund 3000 Studierenden ins Wintersemester gestartet. Anderthalb Jahre fand das Lehren und Lernen nur digital statt. Über die Rückkehr auf den Campus freuen sich nicht nur die Studierenden, sondern auch Hochschullehrer und -lehrerinnen.
Die Lehrveranstaltungen finden jetzt nach der 3G-Regel statt. Wer teilnehmen möchte, muss nachweisen, dass er geimpft oder genesen ist, beziehungsweise über einen attestierten Schnelltest verfügt.
Die hierfür notwendigen Registrierungen im Foyer des Uni-Hauptgebäudes waren eine große logistische Aufgabe, sagt Hochschul-Vizepräsident Prof. Jan Ehlers. Man habe dabei erfolgreich auf die „UniNow-App“ gesetzt.
Studierende und Dozenten müssen zum „Check in“, die sogenannte 3G-Statuserfassung, den Ausweis und den entsprechenden Nachweis mitbringen – und die App bereithalten. Ist alles okay, gibt es einen persönlichen QR-Code aufs Handy, mit dem man an Seminaren und Vorlesungen teilnehmen kann. „Die jeweiligen Gesundheitsdaten sind nur auf den Smartphones der Studierenden gespeichert“, betont Ehlers. Die Uni habe keinen Zugriff auf die Daten.
Professor schätzt, dass der größte Teil der Studierenden in Witten geimpft ist
Der Professor geht davon aus, dass rund 90 Prozent der Studentinnen und Studenten in Witten geimpft sind. Denn auf dem Campus gab es ja auch von Mai bis Ende Juli eine Impfstelle. Studierende und Dozenten, die sich jetzt noch für eine Corona-Impfung entscheiden, können sich beim Uni-Betriebsarzt melden.
Wer einen attestierten Schnelltest benötigt, um am Lehr- und Lernbetrieb teilzunehmen, kann ihn in einem Container machen lassen, der hinter dem neuen Hochschulgebäude aus Holz steht. „Der Test kostet nichts, wenn man sich aus gesundheitlichen Gründen nicht gegen Corona impfen lassen kann“, sagt Jan Ehlers. Alle anderen zahlten für ihn den Selbstkostenpreis von fünf Euro.
All diese Maßnahmen, betont der Vizepräsident, machten das Arbeiten sicher. Auch in Witten habe man vor dem Semesterstart diskutiert, ob der Hochschulbetrieb nicht nach der 2G-Regel laufen soll. Man entschied sich für 3G. „Es gibt hierzulande ja keinen Impfzwang.“
Die Wittener Psychologie-Studentin Sarah Morhenne gehört zu denen, die lange Bedenken hatten, sich impfen zu lassen. Sie erzählt, in ihrer Familie gebe es häufig Autoimmunerkrankungen. Schließlich hat sich die 28-Jährige doch für eine Immunisierung entschieden. Dass das Studieren wieder auf dem Campus stattfindet, freut die Sauerländerin. „Ich hatte ja in den digitalen Semestern keine Möglichkeit, andere kennenzulernen. Es gab auch keine Lerngruppen.“ Da habe sie sich schon sehr isoliert gefühlt, gibt sie zu.
Psychologie-Studentin begann ihr Studium in ihrem Heimatort Lotte online
Hanna Najorka studiert im zweiten Semester Psychologie. Ihr erstes digitales Sommersemester fand die 24-Jährige „teilweise sehr anstrengend, aber gut organisiert“. Weil auf dem Campus nichts stattfand, hat sie ihren Studienanfang online von zuhause aus bestritten, in Lotte bei Osnabrück. Jetzt erst lernt sie ihre Kommilitonen kennen. „Und das ist schön.“
Digitales Lehren und Lernen war eine wichtige Erfahrung
Professor Jan Ehlers, Vizepräsident der der Uni Witten/Herdecke, hat die vergangenen drei digitalen Semester federführend organisiert. Der Veterinärmediziner findet: „Wir haben dabei spannende Erfahrungen gesammelt.“ So müsse man an der Hochschule darüber nachdenken, wo digitales Lehren und Lernen weiterhin Sinn mache.
Es gebe Lehrveranstaltungen, die man online abhalten könne. Wenn die Studierenden dann an der Uni seien, könne diese Zeit besser für inhaltliche Diskussionen genutzt werden. Ehlers betont, dass der gerade eröffnete Hochschulneubau aus Holz den jetzigen Präsenzunterricht möglich mache. Ohne ihn hätte die Uni aus Platzgründen wieder Räumlichkeiten in der Stadt anmieten müssen.
Ben Kotala stammt aus Berlin. Der ersehnte Studienplatz für Humanmedizin hat ihn vor zwei Jahren nach Witten gebracht. Der 28-Jährige hatte bereits fünf Jahre lang als Notfallsanitäter im Rettungsdienst in Brandenburg gearbeitet.
Im jetzt vierten Semester erlebt Kotala die Uni zum ersten Mal so, wie sie sein soll, sagt er. „Man trifft Leute, geht mittags gemeinsam essen, redet miteinander.“ Wie findet er den Neubau aus Holz? „Sehr schön“, sagt der angehende Arzt. „Dort gibt es so viele Arbeitsmöglichkeiten für Studenten. Auf den Fluren stehen Tische, an denen man sich spontan zusammensetzen kann. Prima!“