Witten. Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, kam zur Eröffnungsfeier des Holzneubaus der Uni Witten. Was sie an der Hochschule schätzt.
Dass der Präsident der Universität Witten/Herdecke, Prof. Martin Butzlaff, Humor hat, ist bekannt. Schmunzelnd überreichte er am Freitagabend EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen dunkelblauen Kapuzenpulli mit Uni-Emblem und äußerte die Vermutung, die Bio-Baumwolle („30 Grad waschbar“) werde sie sicherlich gut kleiden. Von der Leyen, die zur Eröffnungsfeier des neuen Holz-Hochschulgebäudes nach Witten gekommen war, bedankte sich lachend. Ihre Rede vor 150 geladenen Gästen drehte sich um die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit und den Beitrag, den die Hochschule dazu mit ihrem neuen Gebäude auf dem ehemaligen großen Uni-Parkplatz leistet.
Am 14. Oktober 1993 war Bundeskanzler Helmut Kohl in die Ruhrstadt gekommen - zur Eröffnung des damaligen Universitäts-Neubaus mit Audimax an der Alfred-Herrhausen-Straße. Kohl machte aus seiner Sympathie für die Hochschule keinen Hehl, sagte in seiner Rede: „Mit der hiesigen Privatuniversität ist eine Initiative in Gang gekommen, die für die universitäre und kulturelle Entwicklung unseres Landes von größter Bedeutung ist.“
Auch Ursula von der Leyen hält viel von der Wittener Hochschule, die sie am Freitag nicht zum ersten Mal besuchte. Den Neubau ließ sie sich vor der großen Feier von zwei Studierenden zeigen.
In Witten sprach Ursula von der Leyen über den Klimawandel
75 Prozent des Gebäudes bestehe aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff, nicht aus Stahl und Beton, sagte sie in ihrer Ansprache. Die Universität habe mit dem innovativen Holz-Hybridbau in vorbildlicher Weise die Themen Nachhaltigkeit und Bildung verbunden. Der dreigeschossige Bau aus Fichtenholz plus Staffelgeschoss wurde vom Berliner Architekturbüro Kaden + Lager geplant. Der Auftrag für den schlüsselfertigen Neubau war an die Firma Züblin Timber aus Aichach (Bayern) als Generalunternehmer gegangen. Die Holzbauspezialisten haben auch Deutschlands erstes Holzhochhaus mit zehn Stockwerken in Heilbronn gebaut.
In Witten kam Von der Leyen auf das EU-Projekt „Europäischer Grüner Deal“ zu sprechen. Das ehrgeizige Ziel: ein klimaneutrales Europa bis 2050. Denn Klimawandel und Umweltzerstörung seien existenzielle Bedrohungen für Europa und die Welt, erklärte die Kommissionspräsidentin. Sie erinnerte auch an die Flutkatastrophe in diesem Sommer in NRW und Rheinland-Pfalz sowie die verheerenden Brände in Südeuropa. „Der Klimawandel ist zu 100 Prozent menschengemacht“, betonte sie - und schlug den Bogen zum neuen, nachhaltigen Holzneubau in Witten.
Studierende wurden in die Planungen für den Neubau einbezogen
In der EU gingen immer noch 40 Prozent des Energieverbrauchs auf das „Konto“ Gebäude. Die Uni Witten/Herdecke habe in einer Region, die von Kohle und Stahl geprägt worden sei, jetzt auf Holz gesetzt. „Sie zeigen, wie nachhaltiges Design aussehen kann.“ Die Hochschule hatte bei den Planungen auch Studierende um ihre Ideen gebeten. Denn die seien es schließlich, die das Gebäude zusammen mit ihren Dozenten nutzen werden, so Kanzler Jan Peter Nonnenkamp.
150 Gäste feierten mit
Zur Eröffnungsfeier waren 150 Gäste eingeladen worden. Unter ihnen war Landrat Olaf Schade, Wittens Bürgermeister Lars König, dessen Vorgängerin Sonja Leidemann sowie Wittens Altbürgermeister Klaus Lohmann, der Bundeskanzler Helmut Kohl bei der Feier des Unineubaus im Oktober 1993 in Witten begrüßen konnte.
Auch Mitglieder von NRW-Ministerien sowie des Düsseldorfer Landtags waren am Freitag nach Witten gekommen, darunter Landtags-Vizepräsidentin Angela Freimuth. Vom Planungsamt der Stadt Witten war Barbara Bokel da, die seitens der Stadt mit dem Neubau-Projekt betraut war. Kanzler und Präsident der Uni bedankten sich bei ihr für die gute Zusammenarbeit. Die Eröffnungsfeier ist als Aufzeichnung auf dem YouTube-Kanal der Universität zu finden: https://www.youtube.com/user/universitywitten
Im neuen Jahr soll der Bau, der über drei Dachterrassen mit Blick ins Pferdebachtal verfügt, noch eine Photovoltaikanlage bekommen. Ursula von der Leyen lobte auch die universitäre Ausbildung in Witten: „Sie haben den Anspruch, Persönlichkeiten auszubilden. Sie ermutigen die Studierenden, unabhängig zu denken und Verantwortung zu übernehmen.“
Kanzler Nonnenkamp und Uni-Präsident Prof. Martin Butzlaff nutzten die Feier, um sich bei allen am Bau Beteiligten zu bedanken. Applaus und einen Bühnenauftritt gab es auch für die eigenen Mitarbeiter sowie engagierte Studierende. Nonnenkamp sagte, dass der Neubau ein „finanziell anspruchsvolles Projekt“ für die Hochschule gewesen sei, für das es keine Landesgelder gegeben habe. Viele Freunde und Förderer der Universität hätten den Erweiterungsbau ermöglicht. Das Projekt sei mit 28 Millionen Euro veranschlagt gewesen, eine Million Euro weniger seien ausgegeben worden.
Finanzielle Förderer des Neubaus werden im Eingangsbereich auf einer Tafel genannt
Die, die hierfür Geld gaben, werden auf einer Fördertafel im Eingangsbereich des neuen Gebäudes genannt. Mit einer rund 18-monatigen Bauzeit wurde es - wie geplant - vor Beginn des Wintersemesters fertig, das am Montag (4.10.) beginnt. In Witten sind mittlerweile fast 3000 Studierende eingeschrieben. Die Universität setzt weiter auf Wachstum. Viele Wände im Holzneubau sind mobil, Räume können so größer und kleiner werden - ein weitsichtig geplantes, wandelbares Gebäude.