Witten. Um häusliche Gewalt geht es bei einer Umfrage im Kreis. Wittens Gleichstellungsbeauftragte bittet um Mithilfe. Denn es kann jede(n) treffen.

Das Ausmaß häuslicher Gewalt hat in der Pandemie massiv zugenommen – das hatte die Frauenberatungsstelle zuletzt bestätigt. Doch nicht nur deshalb hat der „Runde Tisch EN“ eine entsprechende Umfrage gestartet. „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache. Es geht uns alle etwas an und wir können und sollten alle etwas dagegen tun“, sagt Wittens Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Prill, die dieses Anliegen unterstützt.

Kümmern sich um Chancengleichheit: Wittens Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Prill (re.) und Kornelia Wolf.
Kümmern sich um Chancengleichheit: Wittens Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Prill (re.) und Kornelia Wolf. © FUNKE Foto Services | Thomas Nitsche

Sie hofft deshalb, dass möglichst viele Menschen an der Umfrage des „Runden Tisches EN gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt“ teilnehmen. Es gehe darin nämlich um den Schutz der Frauen und Kinder im Kreis und die besten Wege dorthin.

Wittenerinnen und Wittener sollen nur zehn Fragen beantworten

Bis zum Freitag (15. Oktober) haben Bürgerinnen und Bürger noch die Möglichkeit, sich an der Online-Befragung zu beteiligen. Sie soll klären, wie die Bevölkerung in Witten und den anderen Kreisstädten die Situation vor Ort einschätzt. Auf Fragen wie diese müssen die Teilnehmenden sich einstellen: „Haben Sie in Ihrem Umfeld schon mal Gewalt erlebt? Sind Anlaufstellen bekannt? Finden Sie, dass Frauen in Ihrer Stadt gut versorgt sind?“

Aber auch: „Beleidigungen, Drohungen, Ohrfeigen, das Handy der Partnerin kontrollieren, den Sohn bei Ungehorsam schütteln. Gar nicht so selten in Partnerschaften. Fragt sich nur, wann es strafbar ist. Wie schätzen Sie Ihren Wissenstand zur Gesetzeslage in Deutschland ein?“ Und: „Stellen Sie sich vor, der Hausarzt würde alle Patientinnen und Patienten nach möglichen Gewalterlebnissen im Lebensverlauf fragen und Betroffenen bei Bedarf Hilfeangebote vermitteln? Gute Idee?“

Es seien gerade einmal zehn Fragen, die man in fünf Minuten beantwortet hätte, erklärt Prill und fügt hinzu, dass die Antworten Hinweise auf Schwachstellen im Versorgungsangebot liefern, die Arbeit des Runden Tisches unterstützen und den Bürgern die Möglichkeit bieten, an Verbesserungen in ihren Städten mitzuwirken. „Dabei ist jede Antwort für uns wichtig“, wirbt Cornelia Prill für eine breite Beteiligung.

Wittener Gleichstellungsstelle jetzt an der Mannesmannstraße

Sie selbst habe als Gleichstellungsbeauftragte natürlich auch im alltäglichen Job mit dem Thema zu tun. „Tatsächlich wenden sich betroffene Frauen auch an mich, extern und intern.“ Viele würden das Angebot der Frauenberatungsstelle gar nicht kennen. „Oft stehen Frauen bei mir vor der Tür, die gerade sowieso im Rathaus etwas zu erledigen hatten und sich mal eben kurz für eine Freundin informieren wollten.“ Prill berät dann, wie man sich verhalten sollte.

Gleichberechtigung in allen Lebenslagen

Wittenerinnen und Wittener können sich online unter www.gesine-intervention.de noch bis zum 15. Oktober an der kreisweiten Umfrage zum Thema häusliche Gewalt beteiligen.Die Gleichstellungsstelle will dazu beizutragen, die Lebenssituation von Frauen und Mädchen zu verbessern und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen zu realisieren. Weitere Info: 02302/581-1610 (Cornelia Prill) und 02302/581-1613 (Kornelia Wolf).

Das ist jetzt seltener geworden, denn die meisten wüssten nicht, dass die Gleichstellungsstelle wegen der Rathaussanierung ihr Büro seit Anfang September an der Mannesmannstraße 4 hat – bis die Arbeiten am Rathaus-Nordflügel beendet sind, also voraussichtlich Ende 2023. „Das muss sich hier erst einspielen“, bedauert Prill die erschwerte Erreichbarkeit. Am besten vereinbare, wer ein Anliegen hat, einen Termin.

Häusliche Gewalt ist nur eines der Themen, mit denen die Gleichstellungsbeauftragte und ihre Vertreterin Kornelia Wolf sich befassen. Entgeltgleichheit, also gleicher Lohn, sei ein weiterer Schwerpunkt. Für viele Aspekte, die Chancengleichheit anstreben, gelte allerdings, so Prill: „Es wird viel darüber geredet, aber wenig umgesetzt.“