Witten. Ein Leopard im Garten: Diese Meldung hat die Polizei im Münsterland in Aufregung versetzt. Ein Wittener Ehepaar konnte den Fall klären.

Große Aufregung in Stadtlohn im Münsterland: Eine streunende afrikanische Wildkatze hat die Polizei über mehrere Stunden in Atem gehalten. Zwei Experten aus Witten ist es gelungen, das Tier einzufangen. Nun wartet es bei ihnen im Gehege auf seinen Besitzer. Der könnte vielleicht aus den Niederlanden kommen.

Fauchend hockte die exotische Wildkatze im Gebüsch. Inzwischen ist sie in Witten.  
Fauchend hockte die exotische Wildkatze im Gebüsch. Inzwischen ist sie in Witten.   © Unbekannt | Polizei

„Hier ist ein Leopard im Garten“, so lautete der Notruf, der am Mittwochnachmittag (6.10) in der Leitstelle der Kreispolizei Borken einging. Als Polizeibeamte in Stadtlohn eintrafen, habe es im ersten Moment tatsächlich nach einem Leoparden ausgesehen, der da im Garten hockte, so die Polizei. „Aber als das Tier seine Ohren aufstellte war klar, dass es sich eher um einen Serval, eine kleine Raubkatze, handelt.“ Fauchend tummelte sich das exotische Tier in einem Gebüsch.

Wittener konnten die Katze mit einem Netz einfangen

Kurz nach der Sichtung wurden auch schon Michael Groll und seine Frau Britta Baumann verständigt. Über die sozialen Netzwerke hatten sie von dem ungewöhnlichen Fund erfahren. Die beiden haben selbst einmal Servals gezüchtet, verfügen daher über Sachkunde, Ausstattung und Gehege – und sind als Leiter der Wittener Wildtiergesellschaft Ansprechpartner für die Behörden. „Wir haben uns gleich auf den Weg gemacht“, erzählt Baumann. Schließlich dauert die Fahrt ins Münsterland eine gute Stunde – und es drohte die Dunkelheit.

Große Klappe, nichts dahinter? Servals seien eigentlich nicht gefährlich, betont Britta Baumann. Aber hübsch sind sie auf alle Fälle.
Große Klappe, nichts dahinter? Servals seien eigentlich nicht gefährlich, betont Britta Baumann. Aber hübsch sind sie auf alle Fälle. © Unbekannt | Groll/Baumann

Aber sie kamen rechtzeitig. Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei hatten den Garten mit Netzen gesichert. Doch das war nicht nötig: Der scheue Serval hatte sich unter einem Busch verkrochen. Dem Wittener Paar gelang es gemeinsam, ihn in ein Netz zu locken. „Wir sind da ein eingespieltes Team“, so Baumann. Anschließend ging es zurück nach Witten – und für den Serval ab ins Gehege.

Besitzer könnte aus den Niederlanden kommen

Am Donnerstag verdichteten sich erste Hinweise, dass der Serval aus den Niederlanden „zugereist“ ist. Im 15 Kilometer entfernten Winterwijk wird seit zwei Wochen ein Serval vermisst, er ist bei seinem Besitzer ausgebüxt. Der Halter sei kontaktiert worden und auf dem Weg nach Witten, so eine Mitarbeiterin des Stadtlohner Ordnungsamtes.

Wildkatze mit langen Beinen

Der Serval (Leptailurus serval) ist eine mittelgroße wilde Katze Afrikas, die meist auf ockergelbem Grund schwarz gefleckt ist. Die Bezeichnung Serval stammt vermutlich von dem portugiesischen Wort lobo-cerval ab, das übersetzt Luchs bedeutet – und mit dem hat der Serval auch eine gewisse Ähnlichkeit.Der Serval erreicht eine Körperlänge von 70 bis 100 cm. Bei Weibchen liegt das Körpergewicht zwischen 7 kg und 12 kg, bei Männchen zwischen 9 kg und 18 kg. Seine Beine sind sehr lang: Innerhalb der Katzenfamilie hat keine andere Art im Verhältnis längere Beine. In Deutschland ist die Haltung von Servalen genehmigungspflichtig und es müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden.

Bei der Wildtiergesellschaft stand am Nachmittag daher die veterinär-medizinische Untersuchung an. Anhand der Chipnummer könne genau geklärt werden, ob es die Katze des Holländers sei, der bereits bei Facebook einen Suchaufruf gestartet hatte. „Das muss er nachweisen, sonst geben wir das Tier nicht heraus“, so Baumann. Die Katze scheint zu wissen, dass der Tierarzt kommt. Jedenfalls soll sie heute offenbar ganz besonders schlechte Laune haben...

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Das große Aufsehen, dass um den Ausreißer gemacht wurde, findet die Expertin übrigens etwas übertrieben. Servals seien eigentlich nicht gefährlich und mit der Schulterhöhe eines Labradors – etwa 35 bis 40 Zentimeter – auch nicht besonders groß, betont die Wittenerin. Mit einem Leopard habe eine Serval jedenfalls nicht viel gemeinsam. „Höchstens mit einem, der bei 90 Grad gewaschen wurde.“