Witten. In diesem Jahr haben sich verwilderte Katzen in der Stadt stark vermehrt, sagen die Tierfreunde Witten. Was sie dagegen unternehmen.
Tina Strunk ist seit drei Jahren Mitglied der „Tierfreunde Witten“. Die 47-Jährige ist eine Frau mit Herz. Die berufstätige Kinderpflegerin und Mutter engagiert sich in ihrer Freizeit für den Verein, weil sie Tierleid vermeiden und dafür sorgen will, dass sich verwilderte Katzen in der Stadt nicht wahllos vermehren. Strunk fängt sie ein, bringt sie zu einer Hevener Tierärztin, die die Katzen – männliche wie weibliche – kastriert und mit einem Chip versieht.
Seit dem Frühjahr gibt es viele neue Streunerkatzen in der Stadt, beobachtet auch Heike Rohde, zweite Vorsitzende der Tierfreunde, die von einer „explosionsartigen Vermehrung“ spricht. Rohde hält es nicht für ausgeschlossen, dass sich Menschen in der Coronazeit Katzen angeschafft haben und diese dann, weil sie ihnen vielleicht lästig wurden, in die Freiheit entlassen haben. Tina Strunk, die in der Nähe des Lutherparks wohnt, sagt, dass sehr viele Streuner in der zentralen Grünanlage in der City unterwegs seien, aber auch in der Johannis- und der Winkelstraße oder am Crengeldanz – zum Beispiel.
Seit 2017 gibt es im EN-Kreis eine Kastrationspflicht für „Freigänger“-Katzen
Sie beobachtet die Tiere, manchmal auch stundenlang, versucht diese später in eine Fangbox zu locken, um sie zur Tierärztin zu bringen. Unterstützt wird sie dabei durch eine Freundin. Auch Bochumer und Hattinger Tierschützer würden bei Fangaktionen helfen. „Ewig trächtig zu sein, tut keiner Katze gut“, sagt die Wittenerin. Nach einer Kastration werden die Tiere wieder freigelassen. Um zwei ehemals wilde Katzenkinder, Gisela und Gundula, kümmert sich Strunks Mutter. Verwilderte Jungtiere in ein gutes Zuhause zu vermitteln, sei kein Problem, sagt Tina Strunk. Ältere Tiere wolle jedoch leider niemand haben.
Schon seit 2017 gibt es im EN-Kreis eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht von Katzen, die keine Stubentiger sind, sondern sich auch draußen im Freien aufhalten. Besitzer und Besitzerinnen von solchen Hauskatzen sind verpflichtet, diese kastrieren und mit einem Mikrochip oder einer Tätowierung im Ohr kennzeichnen zu lassen. Ist der Tierhalter nicht zu ermitteln, übernimmt hierfür der Kreis die Kosten. Seit 2017 sind 471 Katzen im Auftrag des Kreises kastriert und registriert worden.
Wittener Verein „Arche Noah“ baut Schutzhütten für Streuner
Diese Kosten laufen nicht auf den Wittener Tierfreunde-Verein zu. Selbst zur Kasse gebeten werden die Ehrenamtlichen, wenn sie verletzte Tiere finden und zu einer Behandlung zum Tierarzt bringen. Auch, wenn sie verwilderte Katzen an festen Plätzen mit Futter versorgen, wie es auch Tina Strunk macht. „Unser Verein bekommt Futterspenden, dafür sind wir sehr dankbar.“ Warum liebt die 47-Jährige eigentlich Katzen? „Die sind so eigensinnig wie ich, die ziehen ihr Ding durch, kommen nur, wenn sie wollen.“ Die 47-Jährige hält auch zwei eigene Katzen – Kaito und Kikio. Sie stammen aus einer spanischen Tötungsstation, Strunk entdeckte sie im Internet.
Auch Futterspenden sind willkommen
Der 2006 gegründete Verein „Tierfreunde Witten“ hat heute über 300 Mitglieder. Er hilft Tieren in Not und klärt auch über eine artgerechte Tierhaltung auf. Die Tierfreunde finanzieren ihre Arbeit über Spenden und Mitgliedsbeiträge sowie über ihre Teilnahme an Trödelmärkten auf dem Rathausplatz.Die Ehrenamtlichen freuen sich auch über Futterspenden. Sammelboxen stehen im Geschäft Kaufland (Breite Str. 23) und in den Fressnapf-Läden in Annen (Dortmunder Str. 19) und am Haldenweg 1. Auskünfte zur Vereinsarbeit gibt es bei der zweiten Vorsitzenden Heike Rohde: 0177/761-4451.
Was Heike Rohde, zweite Vorsitzende der Tierfreunde Witten, freut: Vom Wittener Verein Arche Noah, der auch Streunerkatzen kastrieren lässt, bekomme man sogenannte Schutzhütten für Katzen. Plätze, an denen sich die Tiere ausruhen und schlafen können. Iris Drögehorn, Vorsitzende der Arche Noah: „Wir kaufen für die Schutzhütten Bausätze.“ Klaus Mertins, zweiter Vorsitzender ihres Vereins, baut die Teile dann zusammen. Abgegeben werden die Hütten auch an Privatleute, die zum Beispiel im eigenen Garten wild lebende Katzen füttern.