Witten. Acht Künstlerinnen und Künstler haben eine Woche lang daran gearbeitet, die Bebelstraße in Witten schöner zu machen. Ist das Projekt gelungen?
Die Bebelstraße hat ordentlich Farbe bekommen. Fassaden, Fenster und Türen sind mit Malerei verschönert worden, zwei Skulpturen wurden am Wegesrand aufgestellt. Keine Frage – das Ergebnis des Künstlersymposiums in Annen kann sich sehen lassen.
Eine Woche lang haben acht Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland in der Bebelstraße daran gearbeitet, mehr Schönheit ins Quartier zu bringen. Eingeladen worden waren sie von Birgit Wewers und Vivien Knoth vom Atelier „eigenartich“. „Es war immer schon mein Traum, so ein Symposium zu veranstalten“, sagt Wewers. So eine Zusammenarbeit von verschiedenen Künstlern sei sehr inspirierend und gebe eine „Wahnsinnsenergie“.
Künstlerinnen wollten etwas für das Wittener Viertel tun
Verwirklichen konnte sie diesem Traum durch die finanzielle Förderung des Bundes. „Die Stadt hat uns in ihre Bewerbung für den Kultursommer mit hineingenommen“, freut sich die Organisatorin. Zusammen mit Spenden unter anderem von den Annener Gewerbetreibenden und der Firma Ostermann gelang es den beiden Wittenerinnen, das Künstlertreffen finanziell zu stemmen.
Dabei ging es ihnen um mehr als um den Austausch mit den Kollegen. „Wir wollten etwas für die Straße tun“, erklärt Vivien Knoth. Sie hoffe, dass Anwohner und Passanten durch die Verschönerung sensibilisiert werden, das Viertel in Ordnung zu halten. Außerdem solle die Kunst raus aus dem Atelier und rein in die Öffentlichkeit kommen.
Einige Vermieter in Witten waren zunächst skeptisch
Doch bevor die acht Kunstschaffenden mit ihren Arbeiten zum Thema „Wandel“ starten konnten, galt es, Vermieter von dem Projekt zu überzeugen. Nicht alle waren gleich davon angetan, ihre Hauswände oder zugemauerten Fenster bemalen zu lassen. „Einer war erst sehr skeptisch, aber dann von dem ersten Bild so begeistert, dass er auf der anderen Hausseite auch eins haben wollte“, sagt Knoth. Und so erfreuen nun zwei fröhlich bunte Bilder die Passanten. „Das macht einfach gute Laune.“
Neben der Galerie in der Bebelstraße sitzt ein großer Paradiesvogel auf der grauen Bruchsteinwand. Auch die Polizeiwache hat an der Seite einen farbenfrohen Anstrich bekommen. Ist es eine Zypresse im Sonnenlicht? Auf alle Fälle ist es ein Hingucker – so wie auch die schlichten, geraden Holzstelen am Aufgang zur Bahn und die ganz andere, organische Skulptur, die künftig hinterm Brunnen an der Geschwister-Scholl-Straße stehen wird.
Billard-Szene vor dem geschlossenen Café-Fenster
Ein dickes Ausrufezeichen gegen die Tristesse in ihrem Viertel setzen die Künstlerinnen und Künstler am ehemaligen Billardcafé. Dort sind seit Jahren die Rollläden zugezogen, der Raum wird nur noch als Lager genutzt. Doch der Vermieter hat zugestimmt. Hier dürfen nicht nur die Fenster mit Bild-Platten aufgehübscht werden – eine zeigt sogar eine Billard-Szene. Zudem bekommt auch die hohe Tür eine kunstvolle Verkleidung, an der alle acht Teilnehmer des Symposiums mitgewirkt haben.
Freiluftgalerie: Heuteist Eröffnung
An dem Kunstprojekt in Annen waren folgende Kunstschaffenden beteiligt: die Malerinnen Draga Kuzmanovic aus Hamburg, Catrin Rothe aus Berlin, Klara Ratajczak aus Hagen, der Maler Rafael Campana Ochoa aus Dortmund, die beiden Bildhauer Klaus Schröder aus Witten und Vasilij Plotnikov aus Schwarzhofen sowie die Organisatorinnen Birgit Wewers und Vivien Kloth aus Annen.Die Freiluftgalerie in der Bebelstraße wird an diesem Samstag (18.9.) ab 16 Uhr bei Wein und Musik eröffnet. Ein Vertreter der Stadt wird erwartet. Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums, spricht ebenfalls ein Grußwort. Um 19.30 Uhr findet außerdem eine Theaterperformance im Wäldchen am Park der Generationen statt. Dazu lädt das „Ensemble Piratess“ ein.
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Die Anwohner sind vom Projekt bislang offenbar sehr angetan. „Viele bleiben stehen und sagen: Schön, dass sich endlich was tut“, stellen die beiden Organisatorinnen erfreut fest. Sie wünschen sich, dass es nicht bei einer einmaligen Aktion bleibt – und haben auch schon eine Idee. Entlang des Rheinischen Esels könnte eine Verlängerung der Freiluft-Galerie entstehen. Aber sie bieten auch an: Falls nun weitere Vermieter Gefallen an dieser neuen Kunst am Bau finden, können die sich melden. Birgit Wewers: „Wir vermitteln sie dann gerne an einen Kollegen und eine Kollegin weiter.“
Mehr Bilder von der neuen Freiluftgalerie in Annen gibt es auf waz.de/witten