Witten. Wenn die Brücken zwischen Heven und Herbede neu gebaut werden, wird für mindestens acht Monate voll gesperrt. Ein Alternativplan ist gescheitert.
Der Ankauf von Grundstücken, dank denen man die Ruhrbrücken zwischen Witten-Herbede und Heven ohne eine Vollsperrung hätte neu bauen können, ist gescheitert. Das heißt: In die mehrjährige Bauzeit ab 2024 fällt eine Vollsperrung von acht bis zwölf Monaten. Dies teilten Stadt und Straßen.NRW am Mittwochabend knapp 100 Bürgern und Bürgerinnen mit. Die große Empörung blieb aber aus.
Ganze vier Stunden dauerte der gut besuchte Info-Abend in der Hardenstein-Gesamtschule, zu dem Stadt und Landesbetrieb eingeladen hatten. Nach zwei Stunden mit langatmigen Vorträgen war das Publikum schon des Zuhörens müde, sodass die neue Nachricht regelrecht unterging. „Es ist uns nicht gelungen, den Grunderwerb für den parallelen Neubau der Omegabrücke zu sichern“, referierte Steffen Scholz, Sachgebietsleiter bei Straßen.NRW. „Wir müssen in Bestandslage bauen.“
Neue Brücke bekommt eine Radweg und wird vier Meter breiter
Das heißt: Dazu wird es eine Vollsperrung geben, die acht Monate, mit Puffer zwölf Monate dauern soll. In dieser Zeit wird die Omegabrücke über die Bahngleise abgebrochen, es werden Widerlager gebaut und Fertigteile eingeschoben. Die neue Brücke liegt dann an gleicher Stelle, wird aber erheblich breiter. Denn über den gesamten neuen Brückenzug wird es einen beidseitigen Radweg geben, wodurch der Bau um vier Meter, auf 15 Meter Gesamtbreite wächst.
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Bereits geklärt ist, dass der weit längere Brückenteil über die Ruhr als „Nordvariante“ gebaut wird. Sie startet an einem neuen Kreisverkehr in Heven, schlägt einen Bogen zu einem Damm nahe dem Haus Herbede. Die neue Trasse wird ab 2024 parallel zur jetzigen Brücke errichtet, die im Anschluss abgebrochen wird.
Als Clou plant die Stadt, diesen Damm zu verbreitern, um einen gewerblichen Abzweig zur Von-Elverfeldt-Allee zu schaffen. Demnächst kann der Werksverkehr zu den Firmen Lohmann und Sogefi schon dort abbiegen und muss sich nicht mehr durch den Ort schieben. Diese Pläne stehen aber noch in den Startlöchern.
Eigentümer „sind hintenüber gefallen“
Strittig war bislang: Wie soll die Brücke auf die Herbeder Seite treffen? Arne Meinshausen vom Arbeitskreis Herbeder Brücken betont erneut, wie stark eine Vollsperrung den Ortsteil treffen würde. Um diese zu vermeiden, hatte der Arbeitskreis einen eigenen Entwurf angefertigt, mit einem Parallelbauwerk über Privatgelände aufseiten der türkischen Moschee. Dazu hätte Straßen.NRW Grundstücke ankaufen müssen. Die Verhandlungen mit den Eigentümern waren vor den Sommerferien über das Liegenschaftsamt der Stadt Witten erfolgt.
In Herbede und im Publikum herrscht der stille Vorwurf, diese Verhandlungen seien mit wenig Herzblut geführt worden. Thomas Schittkowski, Projektleiter bei Straßen NRW, macht klar: „Es ist was anderes, mit einem roten Filzstift eine Linie in eine Karte zu malen. Als die Leute gesehen haben, wie viel von ihrem Grundstück gebraucht würde, sind manche hintenüber gefallen.“ Grundsätzlich seien viele bereit gewesen. „Aber zu Bedingungen, die wir nicht geben können.“
Keine Verschlechterung für Haus Herbede
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Auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger lehnt die Pläne des Arbeitskreises ab. Ein Grund: In dessen Entwurf wäre die Straßenführung zu dicht an Haus Herbede gerückt. „Das nimmt uns die Chance, Haus Herbede weiterzuentwickeln. Eine Verschlechterung des Grundstücks werden wir nicht zulassen.“ Die Stadtverwaltung werde nun eine Ratsvorlage formulieren, in der sie die Vollsperrung empfiehlt, „unter der Bedingung, dass Straßen.NRW die Sperrzeit einhält.“ Rommelfanger: Es sei besser, eine klare Regelung zu haben, während der jeder wisse, dass die Brücke gesperrt sei, als womöglich mit einer komplizierteren Bauweise ein Verkehrschaos und eine Zeitverzögerung zu produzieren.
Die knapp 100 Zuhörer fanden da keine Gegenargumente. Überhaupt schienen sie ihren Frieden mit der Vollsperrung gemacht zu haben. Die meisten Wortmeldungen drehten sich darum um anderes: Wie wird sich der Bau auf die Natur im Ruhrtal auswirken? Wie sieht es demnächst bei Hochwasser aus? Können Ruderer weiterhin durchfahren? Vor allem treibt viele der Bau der neuen Lakebrücke um – die Straßen.NRW als Trost für die Vollsperrung mit 3,5 Millionen Euro bezahlen wird. Aber hierzu, verspricht Stadtbaurat Rommelfanger, soll es nochmals eine eigene Informationsveranstaltung geben.