Witten. Gerade wird die 2G-Regel im Land heftig diskutiert. Nur geimpft oder genesen ins Lokal oder Sportstudio – was Betroffene in Witten davon halten.

In NRW liegen die Ansteckungszahlen deutlich über dem Bundesdurchschnitt, auch Witten hat die 100 längst wieder überschritten. Die Spitze des Städtetages fordert, im Freizeitbereich nur Geimpfte oder Genesene zuzulassen. In Restaurants, Fitnessstudios oder bei Konzerten solle also nur noch die 2G- anstelle der 3G-Regel gelten. Hamburg hat es am Wochenende vorgemacht. Doch Wirte und Veranstalter in Witten sind davon gar nicht durchweg begeistert.

Heike Köhler vom Café Möpschen etwa ist hin- und hergerissen. „Wenn 2G eine vorgegebene Regel wäre, müssten wir uns natürlich daran halten, wenn wir offen bleiben wollen“, sagt sie. Könnte sie selbst entscheiden – und im Rahmen ihres Hausrechts stünde ihr dies eigentlich jetzt schon frei –, dann würde sie wie bisher eher bei der 3G-Regel bleiben.

Wittener Wirtin: Die meisten Gäste sind ohnehin geimpft

„Ich weiß nicht, was richtig und was falsch ist“, sagt Köhler und fragt sich: „Ist es Ausgrenzung, Getestete nicht ins Lokal zu lassen, oder bietet es mehr Sicherheit?“ Andererseits seien ohnehin 98 Prozent ihrer Gäste geimpft. Die Möpschen-Wirtin fände es am einfachsten, „wenn sich jeder schnellstmöglich impfen lässt“. Sie sei aktuell auch gar nicht unzufrieden, obwohl sie neuerdings montags geschlossen hat, „weil Personal fehlt“. Zwei ihrer Aushilfen hätten sich nach den Lockdowns anderweitig orientiert. „Nun suche ich weiter.“

„Ich kann nicht verstehen, warum Getestete nicht ins Restaurant dürfen sollen“, sagt dagegen ganz klar Betty Dohan. Die Betriebsleiterin des Café Extrablatt hofft, dass die 2G-Regel nicht in Kraft tritt. „Dann nimmt man Leuten ja die Möglichkeit, zu uns zu kommen.“ Rund 30 Prozent ihrer Kunden würde das treffen, 70 Prozent seien geimpft.

Wittener Wirt: Ohne Maske – das wäre schon schön

Sebastian Schreiber findet 2G „nicht verkehrt“. „Das ist sicherer“, sagt der Wirt von Sebos Dorfkrug. Die bundesweit einmalige Option, die Hamburg Veranstaltern und Gastronomen seit Samstag (28.8.) bietet, gefalle ihm durchaus: Wer nur Geimpfte und Genesene ins Lokal lässt, kann auf Corona-Auflagen wie Maske und Abstand weitgehend verzichten.

„Dann könnten sich innen endlich alle wieder ohne Maske bewegen, auch die Kellner. Das würde den Kontakt fördern“, sagt Schreiber. Gerade bei neuen Gästen sei die Mimik so wichtig. Trotzdem hält auch er die Entscheidung hin zur 2G-Regel für „einen schmalen Grat“. Noch würde er sie von sich aus nicht umsetzen. Auch bei ihm seien schließlich die meisten geimpft.

Wittener Werkstadt: Umsetzung von 2G wäre ungerecht

In der Werkstadt gilt bei Disco-Veranstaltungen und privaten Feiern, wo getanzt werden kann, die Regel 2G plus PCR-Test. „Das akzeptieren wir so“, sagt Personalleiterin Susanne Ahlborn. Sie erwarte jedoch nicht, dass jemand bei fünf Euro Eintritt für eine Party zwischen 60 und 90 Euro für einen PCR-Test bezahle. Wer für ein Konzert in der Westfalenhalle 200 Euro hinblättere, überlege sich das vielleicht eher, vermutet sie. Am Samstag (4.9.) wird es sich zeigen. Denn dann steigt in der Werkstadt die erste 90er-Jahre-Party seit anderthalb Jahren.

Im Gastro-Bereich gilt auch in der Werkstadt die 3G-Regel. „Das zu ändern, fände ich nicht gerecht“, sagt Ahlborn. Überhaupt werde ihr alles zu oft und zu plötzlich geändert. „Die Leute warten auf klare Regeln, dann kommen sie auch wieder.“ Derzeit sei in der Werkstadt „nichts wirklich gut besucht“.

Sportstudio-Betreiber aus Witten zufrieden mit der 3G-Regel

„Ich bin mit der 3G-Regel zufrieden“, betont Klaus Disse-Stebner vom Sportstudio in der Poststraße. „Wir haben sowieso schon reichlich Mitglieder verloren.“ Gerade habe er eine Truppe Handballer von der C-Jugend in Bommern im Haus, ungeimpfte Schüler allesamt. „Die dürfte ich dann ja auch nicht mehr trainieren.“ Im Übrigen, sagt er, habe er noch nicht gehört, dass der Besuch eines Fitness-Studios oder eines Restaurants in Witten zu einem großen Corona-Ausbruch geführt habe.