Witten. Nach sieben Monaten Leerlauf: Fitnessstudios in Witten wie Stebners Fitnesskreis haben nur knapp überlebt. Jetzt geht es endlich wieder los.

Die Muskeln können wieder wachsen. Seit Freitag (28.5.) dürfen Fitnessstudios in Witten nach langem Lockdown ihre Türen öffnen. Die siebenmonatige Schließung hat die Betreiber vor eine große Herausforderung gestellt – umso größer ist die Erleichterung, dass es nun wieder los geht.

Mit seinen vierzig Jahren Arbeitserfahrung hat Trainer Klaus Disse-Stebner – in Witten als „Krake“ bekannt – schon einiges erlebt. Doch so eine harte Zeit wie die letzten sieben Monate hatte er noch nie. „Ich bin eigentlich immer hier gewesen. Meist war 365 Tage im Jahr geöffnet“, sagt der 68-Jährige, der das alteingesessene Sportstudio „Fitnesskreis“ an der Poststraße in der Wittener Innenstadt betreibt. Die Pandemie änderte alles. Nur knapp habe Disse-Stebners Studio den Lockdown überstanden – die Coronahilfen hätten die Fixkosten nicht mal ganz gedeckt. Auf den Einzug der Monatsbeiträge hat der Wittener weitestgehend verzichtet. „Nur zwei, drei Mal da musste ich abbuchen, weil ich sonst hätte schließen müssen“, so Klaus Disse-Stebner.

Neue Farbe und neue Lichter bei „Krake“ Stebner

Jan Röhrbein (li.) trainiert unter Anleitung von Klaus „Krake“ Disse-Stebner wieder an den Geräten im Fitnesskreis an der Poststraße in Witten.
Jan Röhrbein (li.) trainiert unter Anleitung von Klaus „Krake“ Disse-Stebner wieder an den Geräten im Fitnesskreis an der Poststraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nun ist er froh, dass er seine Sportler endlich wieder beim Bankdrücken unterstützen kann. Mitglied Jan Röhrbein macht gerade Klimmzüge. „Ich brauche den Sport einfach als Ausgleich zum Studium“, sagt der 30-Jährige. Während des Lockdowns versuchte der Kraftsportler zuhause zu trainieren, „doch das ist kein Vergleich zum Training im Studio“.

Während der Schließung hat Klaus Disse-Stebner seinen Sportbetrieb etwas aufpoliert. Neue Polster auf die Geräte, neue Farbe für die Wände, neue Lichter an die Decke.

Viele Kunden ärgert das Vorzeigens des Tests

Auch im Fitnessstudio „Be fit“ an der Wideystraße wurde während des Lockdowns renoviert. „Wir wollten

Sebastian Sebesta, 45, stemmt Gewichte in seinem Fitness-Studio „Be Fit“ an der Wideystraße in Witten.
Sebastian Sebesta, 45, stemmt Gewichte in seinem Fitness-Studio „Be Fit“ an der Wideystraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

die Zeit gut ausnutzen“, sagt Studioleiter Haris Ghiaszada. Jetzt sei die Freude groß, dass es wieder los geht. Nur wer einen negativen Schnelltest nachweist, darf trainieren. Doch: Viele Kunden seien über das Vorzeigens des Tests verärgert. „Aber das ist eben eine Vorgabe des Ennepe-Ruhr-Kreis, an die wir uns halten müssen“, so Ghiaszada. Noch etwas verhalten ist der Zulauf am Morgen der Eröffnung – doch viele Kunden rufen an, um nach den genauen Regelungen zu fragen. „Rushhour“ ist schließlich am Abend.

Lange Schlange vor FitX

Das zeigt auch die lange Schlange vor „FitX“ an der Bahnhofstraße in der Innenstadt. Etwa 10 Sportwillige warten vor dem Eingang darauf, trainieren zu können. Sie müssen warten, bis das Studio leerer wird. Die beiden Schülerinnen Lisa und Hannah haben bereits ihre Sportklamotten an, obwohl die Umkleiden in Fitnessstudios wieder benutzt werden dürfen. „Dann können wir gleich direkt loslegen“, sagt Lisa. Das Warten in der Schlange nimmt die 18-Jährige in Kauf, weil sie nach so einer langen Zeit endlich mal wieder richtig trainieren wolle. Auch Hannah will „fit werden für den Sommer“.

Fitnesstrainer: „Habe viel ans Aufgeben gedacht“

Auflagen für Trainierende

Für den Besuch des Fitnessstudios benötigt man einen negativen Corona-Schnelltest. Dieser darf maximal 48 Stunden alt sein. Selbsttests unter Aufsicht (Arbeitgeber, Apotheke usw.) gelten tagesaktuell. Selbsttests vor Ort sind kein gültiger Nachweis. Alternativ ist es auch möglich, einen Nachweis über die vollständige Impfung oder Genesung vorzulegen.

Im Studio gilt beim Herumlaufen die Maskenpflicht. Am Gerät darf ohne Maske trainiert werden.

Bei „Unser Studio“ an der Friedrich-Ebert-Straße in Annen bereitet Fitnesstrainer Davy Schoonis abends alles für das bevorstehende Zirkeltraining vor. „Ich habe in den Monaten des Lockdowns viel ans Aufgeben gedacht“, sagt der Studiobetreiber. Die Kulanz der Vermieterin, die Bindung zu seinen Mitgliedern und die Unterstützung seiner Lebensgefährtin Ivana Friedrich, mit der er gemeinsam Sportkurse für Kinder und Erwachsene anbietet, hätten ihn durch die schwere Zeit gebracht.

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Während der Schließung bot Davy Schoonis Online-Kurse an, außerdem gab es „Personal Training“ mit höchstens einem weiteren Haushalt im Freien. Die langjährigen Mitglieder Anne und Darius, die mit einem negativen Schnelltestergebnis zum Trainieren vorbeikommen, freuen sich über die Rückkehr ins Studio. „Es ist einfach viel schöner, vor Ort mit mehreren Sport zu machen, als online“, sagt die 27-jährige Anne. Da kann der Muskelkater kommen.