Witten. Die Stadt hat der Waldorf-Kita in Wittens City eine Absage erteilt. SPD-Fraktion fordert, dass die Stadt dem Träger eine Alternative anbietet.
Es hatte sich schon abgezeichnet, nun ist es gewiss: Die Stadt lehnt die geplante Waldorf-Kita an der Bahnhofstraße in Witten ab. In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Mittwochabend zog Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt ein sehr knapp gehaltenes – negatives – Fazit des Prüfauftrages, der klären sollte, ob in das ehemalige Krüger-Haus eine Kindertagesstätte einziehen kann.
„Es gibt Punkte, die bis heute nicht geklärt werden konnten“, so Lenhardt. „Daher werden wir das Projekt nicht weiter verfolgen.“ Dazu zählen aus Sicht der Stadt etwa die Beleuchtung und Belüftung der Räume – und das fehlende Außengelände. Dieses war ursprünglich im Breddegarten angedacht und schließt nicht direkt an die Räumlichkeiten an. Hier würden sich Probleme der „Fürsorge, Hygiene, Sicherung, Instandhaltung und des Vandalismus“ ergeben.
Stadt Witten: Krüger-Gebäude ist für Kita zu groß
Auch sei das Gebäude für eine Kita zu groß. Würden in die ehemalige Buchhandlung etwa drei Gruppen einziehen, wären das etwa 530 Quadratmeter förderfähige Fläche – bei einer Gesamtgröße von 1200 Quadratmetern. „Das wäre nicht wirtschaftlich“, so Lenhardt. Zudem hätten sich die geschätzten Kosten von rund 900.000 auf 1,5 Millionen Euro erhöht.
Das weist Johannes Wiek vom Trägerverein „Kindergarten Annener Berg“ zurück: „Es gab immer nur einen Kostenplan.“ Von der Ablehnung der Stadt sei er „maximal irritiert und enttäuscht“. Er und seine Mitstreiter hätten die Entwicklung des Projekts „mit hohem Eigenengagement betrieben, um den vielen, vielen Elternhäusern auf unseren Wartelisten endlich hochwertige Plätze für ihre Kinder anbieten zu können.“
Waldorf-Kita hätte schnell Plätze in der Innenstadt schaffen können
Lange und gut habe man mit der Stadtverwaltung zusammengearbeitet. Die Gründe, die nun zur Ablehnung geführt haben, seien von Anfang an bekannt gewesen. „Und sie ließen sich leicht entkräften, wenn man offen und transparent darüber sprechen und gemeinsam Lösungen finden würde, anstatt dem Projekt Steine in den Weg zu legen“, so Wiek. Aus Sicht der Stadt hatte man im letzten Jahr, als die Idee der innerstädtischen Waldorf-Kita auf den Weg gebracht wurde, „nur diese eine Option“, so Lenhardt. Nun sieht die Stadt die Sachlage anders.
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Was Familienvater Wiek besonders ärgert: Seine Kita hätte nach eigener Einschätzung schon sehr bald – in rund sechs Monaten Bauzeit – an den Start gehen können. Andere geplante Kitas in der City werden wohl noch länger auf sich warten lassen. So setzt die Stadt etwa auf die neue Tagesstätte an der Breite Straße, um künftig den Bedarf an Plätzen zu decken.
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Diese wird nach Einschätzung des Jugendamtes aber frühestens im August 2023 an den Start gehen. Ähnlich sieht es bei der Kita Kieselchen aus, die in einen Neubau umziehen will. „Nun muss die Stadtverwaltung eigentlich den Eltern erklären, warum sie auf neue Kindergartenplätze so lange warten müssen“, sagt Johannes Wiek, der trotz allem an seinem Projekt festhalten möchte – und bereit ist, es weiterzuentwickeln.
Grüne und SPD bedauern das Aus für die Waldorfkita in der Innenstadt
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„Wir bedauern sehr, dass die Stadt das Projekt nicht für unterstützenswert hält“, sagte Grünen-Ratsmitglied Liane Baumann im Jugendhilfeausschuss als einzige Wortmeldung nach der Verkündung der Ablehnung. „Wir hoffen, dass die Verwaltung den Zeitgeist erkennt und künftig solche Prüfaufträge mit kreativen Ansätzen aufnimmt.“ Der Träger habe viel Zeit und Schweiß investiert.
75 Kinder mit dringendem Bedarf ohne Kitaplatz
Für das aktuelle Kita-Jahr warten noch 75 Mädchen und Jungen mit „dringlichem Bedarf“ auf einen Betreuungsplatz. 50 von ihnen sind älter als drei Jahre, 25 unter drei. Die Kinder auf der Warteliste des Jugendamtes erteilen sich recht gleichmäßig auf die Stadtteile. In Mitte sind es 16 kleine Kinder ab drei Jahren, die eigentlich schon die Kita besuchen sollten, aber bislang keinen Platz bekommen haben.
So sieht das auch Christoph Malz (SPD): „Es wäre schade, wenn das alles für nichts gewesen wäre“, so der Ausschuss-Vorsitzende. Die Fraktion habe gegenüber der Verwaltung deutlich gemacht, dass diese dem Träger eine Alternative anbieten solle. Die Waldorf-Kindergärten seien auch ein Aushängeschild für Witten.
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Die Stadtspitze hatte schon im Juli deutlich gemacht, dass sie auf eine andere Option setzt: Die Wohnungsbaugenossenschaft Witten-Mitte will an der Bergerstraße gegenüber dem Hauptbahnhof Wohnungen bauen – mit Platz für eine Kita im Erdgeschoss. Die Pläne der Verwaltung hierfür sollen schon recht fortgeschritten sein. Gespräche zwischen Stadt und der Waldorfkita über dieses Objekt hat es nicht gegeben.